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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Runde.
    »Vietnam«, verkündete Henry Cortez.
    »Ist nicht wahr!«, rief Malin Eriksson.
    »Yep«, sagte Henry. »Sie lassen ihre Toilettenschüsseln seit mindestens zehn Jahren dort produzieren, und die schwedischen Arbeiter sind alle schon in den 90er-Jahren rausgeflogen.«
    »Verdammt.«
    »Aber die Pointe kommt erst noch. Wenn wir direkt von der Fabrik in Vietnam importieren würden, läge der Preis bei 390 Kronen. Ratet doch mal, wie sich der Preisunterschied zwischen Thailand und Vietnam erklären lässt.«
    »Sag jetzt nicht, dass …«
    Henry Cortez nickte. Sein Grinsen war mittlerweile breiter als sein ganzes Gesicht.
    »Vitavara AB kooperiert mit einem Unternehmen namens Fong Soo Industries. Und dieses Unternehmen steht auf der UNO-Liste von Firmen, die Kinderarbeiter beschäftigten. Doch der größte Anteil der Arbeiter sind Strafgefangene.«
    Plötzlich lächelte Malin Eriksson.
    »Das ist gut«, meinte sie. »Das ist richtig gut. Aus dir wird mal ein richtiger Journalist, wenn du groß bist. Wie schnell kannst du die Story abschließen?«
    »In zwei Wochen. Ich muss noch ein paar Handelswege überprüfen.«
    »Dann könnten wir das also im Juniheft bringen?«, fragte Malin hoffnungsvoll.
    »No problem.«
     
    Kriminalinspektor Bublanski musterte Staatsanwalt Ekström mit ausdrucksloser Miene. Das Treffen hatte vierzig Minuten gedauert, und Bublanski verspürte große Lust, sich das schwedische Gesetzbuch zu schnappen, das am Rand von Ekströms Schreibtisch lag, und es dem Staatsanwalt über den Schädel zu ziehen. In aller Stille überlegte er, was wohl passieren würde, wenn er das wirklich täte. Zweifellos würde es Schlagzeilen in den Zeitungen geben und wahrscheinlich auch zu einer Anklage wegen Körperverletzung kommen. Er schob den Gedanken beiseite.
    »So«, schloss Ekström. »Dann sind wir uns ja wohl einig.«
    »Nein, wir sind uns nicht einig«, widersprach Bublanski und stand auf. »Aber Sie sind der Leiter der Voruntersuchung.«
    Er murmelte noch etwas in sich hinein, während er in den Korridor zu seinem Dienstzimmer abbog. Dann rief er die Kriminalinspektoren Curt Svensson und Sonja Modig zu sich, die an diesem Nachmittag sein gesamtes Personal ausmachten. Jerker Holmberg hatte unpassenderweise beschlossen, sich zwei Wochen Urlaub zu nehmen.
    »In meinem Zimmer«, sagte Bublanski nur. »Bringt Kaffee mit.«
    Als sie sich hingesetzt hatten, schlug er seinen Notizblock auf.
    »Die Lage sieht folgendermaßen aus: Der Leiter der Voruntersuchung hat alle Mordanklagen gegen Salander fallen lassen. Was uns angeht, ist sie also jetzt nicht mehr Teil der Ermittlungen.«
    »Das muss man wohl trotz allem als Fortschritt werten«, sagte Sonja Modig.
    Curt Svensson sagte wie immer gar nichts.
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, entgegnete Bublanski. »Salander steht immer noch unter dem Verdacht, im Zusammenhang mit den Vorfällen in Stallarholmen und Gosseberga schwere Verbrechen begangen zu haben. Aber das gehört eben nicht mehr zu unseren Ermittlungen. Wir sollen uns darauf konzentrieren, Niedermann zu finden und den Waldfriedhof in Nykvarn zu untersuchen.«
    »Verstehe.«
    »Aber es steht fest, dass Ekström Lisbeth Salander anklagen wird. Der Fall wird nach Stockholm verlegt.«
    »Tatsächlich?«
    »Und nun ratet mal, wer da gegen Salander ermitteln soll?«
    »Ich befürchte das Schlimmste.«
    »Hans Faste ist wieder zurück im Dienst. Er soll Ekström bei den Ermittlungen im Fall Salander unterstützen.«
    »Das ist doch Irrsinn! Faste ist völlig ungeeignet, im Fall Salander irgendwelche Ermittlungen anzustellen.«
    »Ich weiß. Aber Ekström hat gute Argumente. Er war seit … hm, seit seinem Zusammenbruch im April krankgeschrieben, und das ist ein guter, einfacher Fall, auf den er sich ganz konzentrieren kann.«
    Schweigen.
    »Wir sollen ihm also heute Nachmittag das gesamte Material zu Salander übergeben.«
    »Und diese Geschichte mit Gunnar Björck und der SiPo und dem Bericht von 1991 …«
    »Wird von Faste und Ekström weiterverfolgt.«
    »Das gefällt mir alles gar nicht«, stellte Sonja Modig fest.
    »Mir auch nicht. Aber was sollen wir machen?«
    Curt Svensson schüttelte den Kopf.
    »Niedermann ist immer noch wie vom Erdboden verschluckt. In all meinen Jahren als Polizist ist mir so etwas noch nicht untergekommen. Wir haben nicht den kleinsten Hinweis, wo er sich aufhalten könnte.«
    »Sehr dubios«, meinte Sonja Modig. »Aber er wird wegen des Polizistenmordes in Gosseberga

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