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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Sie die Pflicht, für ihre körperliche und seelische Gesundheit zu sorgen. Als Lisbeth Salanders Freund habe ich genau dieselbe Pflicht. Ich kann sie zwar nicht medizinisch behandeln, aber ich habe eine andere Fähigkeit, die für ihr Wohlbefinden ebenso wichtig ist.«
    »Aha.«
    »Ich bin Journalist, und ich habe herausgefunden, was Lisbeth Salander in Wirklichkeit zugestoßen ist.«
    »Hmm.«
    »Ich kann Ihnen in ganz allgemeinen Worten auseinandersetzen, worum es geht, und dann können Sie sich selbst ein Urteil bilden.«
    »Aha.«
    »Vielleicht sollte ich damit beginnen, dass Annika Giannini Lisbeths Anwältin ist. Sie haben sie ja schon kennengelernt.«
    Anders Jonasson nickte.
    »Annika ist meine Schwester, und ich bezahle ihr Honorar für Lisbeths Verteidigung.«
    »Aha.«
    »Dass sie meine Schwester ist, können Sie über das Einwohnermeldeamt nachprüfen. Aber sie kann mir diesen Gefallen nicht tun, um den ich Sie bitte. Sie spricht mit mir nicht über Lisbeth. Sie unterliegt ebenfalls der Schweigepflicht und gehorcht einem ganz anderen Regelwerk.«
    »Hmm.«
    »Ich nehme an, Sie haben in den Zeitungen schon von Lisbeth gelesen.«
    Jonasson nickte.
    »Sie ist als psychotische, lesbische Massenmörderin hingestellt worden. Das ist alles völliger Quatsch. Lisbeth ist nicht psychotisch und wahrscheinlich genauso intelligent wie Sie und ich. Und ihre sexuellen Vorlieben gehen niemand etwas an.«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, sieht man die Dinge aber mittlerweile schon etwas anders. Jetzt wird dieser Deutsche immer mit den Morden in Verbindung gebracht.«
    »Was völlig korrekt ist. Ronald Niedermann ist schuldig und ein völlig gewissenloser Mörder. Doch Lisbeth hat Feinde. Große und zu allem entschlossene Feinde. Und einige von ihnen finden sich in den Reihen der Sicherheitspolizei.«
    Anders Jonasson hob skeptisch die Augenbrauen.
    »Als Lisbeth zwölf war, wurde sie in eine psychiatrische Kinderklinik in Uppsala gesperrt, weil sie über ein Geheimnis gestolpert war, das die SiPo um jeden Preis geheim halten wollte. Ihr Vater, Alexander Zalatschenko, der gerade im Sahlgrenska-Krankenhaus ermordet wurde, ist ein übergelaufener russischer Spion, ein Relikt des Kalten Krieges. Außerdem misshandelte er Lisbeths Mutter über Jahre hinweg. Als Lisbeth zwölf war, schlug sie zurück und versuchte Zalatschenko mit einer Brandbombe zu töten. Deswegen wurde sie dann auch in die Kinderpsychiatrie gesperrt.«
    »Ich verstehe nicht ganz. Wenn sie versucht hat, ihren Vater umzubringen, gab es vielleicht einen guten Grund, sie in psychiatrische Behandlung zu schicken.«
    »Meine Story - die ich auch veröffentlichen werde - sieht so aus: Die SiPo wusste, was geschehen war, entschied sich jedoch, Zalatschenko zu schützen, weil er eine wichtige Informationsquelle für sie war. Also fingierten sie eine Diagnose und sorgten dafür, dass Lisbeth eingesperrt wurde.«
    Man sah Jonasson seine Zweifel so deutlich an, dass Mikael lächeln musste.
    »Alles, was ich Ihnen hier erzähle, kann ich belegen. Und ich werde genau zu Lisbeths Prozess einen ausführlichen Artikel veröffentlichen. Glauben Sie mir - da wird die Hölle los sein.«
    »Verstehe.«
    »Ich werde zwei Ärzte namentlich nennen und hart mit ihnen ins Gericht gehen, weil sie die Handlanger für die SiPo gespielt und geholfen haben, Lisbeth in ein Irrenhaus zu stecken. Ich werde alles schonungslos ans Licht bringen. Einer dieser Ärzte ist eine sehr bekannte und renommierte Persönlichkeit.«
    »Ich verstehe. Wenn ein Arzt in so etwas verwickelt ist, ist das eine Schande für den ganzen Berufsstand.«
    »Nein, ich glaube nicht an kollektive Schuld. Es ist einfach nur eine Schande für die Beteiligten. Dasselbe gilt für die SiPo. Bei der SiPo arbeiten bestimmt auch anständige Leute. Hier geht es aber um eine Gruppe von Sektierern. Als Lisbeth 18 war, haben sie nochmals versucht, sie zwangseinweisen zu lassen. Da ist es ihnen zwar nicht mehr gelungen, aber sie bekam einen rechtlichen Betreuer zugewiesen. Bei der anstehenden Gerichtsverhandlung werden sie erneut versuchen, sie mit Schmutz zu bewerfen. Ich - oder besser gesagt, meine Schwester wird dafür kämpfen, dass Lisbeth freigesprochen und ihre rechtliche Betreuung aufgehoben wird.«
    »Gut.«
    »Aber dazu braucht sie Munition. Das ist die Voraussetzung für den Erfolg. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass es ein paar Polizisten gibt, die in dieser Auseinandersetzung durchaus auf Lisbeths

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