Vergebung
sich Sorgen macht, Sie könnten etwas anstellen, was Kreise in den Medien ziehen würde.«
»Hmm.«
»Und wenn Ekström sich Sorgen macht, dann muss er befürchten, dass Sie irgendetwas am Laufen haben. Oder zumindest würde ich sagen, er hat mit jemand gesprochen, der das befürchtet.«
»Jemand?«
»Dragan, wir wollen hier nicht Verstecken spielen. Sie wissen, dass Salander 1991 Opfer eines Übergriffs vonseiten der Justiz war, und ich befürchte, sie wird dem nächsten Übergriff ausgesetzt werden, sobald der Prozess beginnt.«
»Sie sind Polizist in einem demokratischen Staat. Wenn Sie irgendwelche Informationen besitzen, dann sollten Sie handeln.«
Bublanski nickte.
»Das habe ich auch vor. Die Frage ist nur, in welcher Form.«
»Was genau wollen Sie wissen?«
»Ich will wissen, was Blomkvist und Sie sich da ausgedacht haben. Ich nehme nicht an, dass Sie sich treffen, um zusammen Däumchen zu drehen.«
»Das ist eine komplizierte Angelegenheit. Woher soll ich überhaupt wissen, dass ich Ihnen vertrauen kann?«
»Es existiert ein Bericht von 1991, den Mikael Blomkvist gefunden hat …«
»Der ist mir bekannt.«
»Dieser Bericht ist mir jetzt nicht mehr zugänglich.«
»Mir auch nicht. Beide Exemplare, das von Blomkvist und seiner Schwester, sind verschwunden.«
»Verschwunden?«, echote Bublanski.
»Blomkvists Exemplar wurde bei einem Einbruch in seine Wohnung gestohlen, und Annika Gianninis Kopie verschwand, als sie in Göteborg überfallen wurde. Und das ist alles ausgerechnet am selben Tag passiert, an dem auch Zalatschenko ermordet wurde.«
Bublanski schwieg eine ganze Weile.
»Warum haben wir davon nichts gehört?«
»Wie Mikael Blomkvist es ausdrückte: Es gibt nur einen richtigen Moment für eine Veröffentlichung und eine unendliche Reihe von falschen Momenten.«
»Und er wird diese Vorgänge veröffentlichen?«
Armanskij nickte kurz.
»Ein Überfall in Göteborg und ein Einbruch hier in Stockholm. Am selben Tag. Das bedeutet, dass unsere Gegenspieler bestens organisiert sind«, stellte Bublanski fest.
»Außerdem sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass auch Annika Gianninis Telefon abgehört wird. Das können wir belegen.«
»Da begeht aber jemand eine ganz schöne Reihe von Gesetzeswidrigkeiten.«
»Fragt sich also, wer unsere Gegenspieler sind«, sagte Dragan Armanskij.
»Das war auch mein Gedanke. Sicherlich hat die SiPo ein Interesse daran, Björcks Bericht totzuschweigen. Aber Dragan … wir reden hier von der schwedischen Sicherheitspolizei. Das ist eine staatliche Behörde. Ich kann nicht glauben, dass das alles von der SiPo sanktioniert worden ist. Ich glaube nicht mal, dass die SiPo die Kompetenzen hätte, das alles in die Wege zu leiten.«
»Ich weiß. Mir fällt es auch schwer, diese Geschichte zu verdauen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass jemand einfach ins Sahlgrenska-Krankenhaus marschiert und Zalatschenko den Schädel wegschießt.«
Bublanski schwieg. Armanskij zog die letzte Schraube an.
»Und dann hängt Gunnar Björck sich auch noch auf.«
»Sie glauben also, dass es sich um organisierte Morde handelt? Ich kenne Marcus Erlander, der die Ermittlungen in Göteborg leitet. Er hat nichts gefunden, was darauf hindeuten würde, dass diese Tat etwas anderes war als die Kurzschlusshandlung eines kranken Menschen. Wir haben Björcks Tod minutiös untersucht. Alles weist auf Selbstmord hin.«
Armanskij nickte.
»Evert Gullberg, 78 Jahre alt, Krebs im Endstadium, mehrere Monate vor dem Mord wegen klinischer Depression in Behandlung. Ich habe Fräklund beauftragt, alles zusammenzusuchen, was in öffentlichen Dokumenten über Gullberg zu finden ist.«
»Und?«
»In den 40er-Jahren hat er seinen Wehrdienst in Karlskrona abgeleistet und dann Jura studiert. Irgendwann wurde er Steuerberater für private Unternehmen. Knapp dreißig Jahre lang unterhielt er hier in Stockholm ein Büro, man hat wenig von ihm gehört, lauter Privatkunden … wer auch immer das gewesen sein mag. 1991 ist er in Rente gegangen, 1994 zurück in seinen Heimatort Laholm gezogen … keine Auffälligkeiten.«
»Aber?«
»Abgesehen von ein paar verblüffenden Details. Fräklund findet in keinem öffentlichen Dokument irgendeinen Bezugspunkt zu Gullbergs Existenz. Er stand nie in der Zeitung, und niemand weiß, wer seine Kunden waren. Als hätte er in seinem Berufsleben überhaupt nicht existiert.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Die SiPo ist die Verbindung. Zalatschenko war ein
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