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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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musste, wie sie sich zu seinen Fragen stellte.
    Sie nahm ihren Palm Tungsten T3 zur Hand und loggte sich bei [Verrückte_Tafelrunde] ein. Im Laufe der letzten vierundzwanzig Stunden hatte Mikael nichts Neues hinzugefügt. Dann öffnete sie das Dokument, dem sie den Namen [Zentrale Fragen] gegeben hatte. Den Text konnte sie zwar schon auswendig, aber sie las ihn trotzdem noch einmal durch.
    Sie scrollte zum vierten Absatz des Textes.
    Die einzige Person, die über deine Zukunft entscheiden kann, bist du selbst. Es spielt keine Rolle, wie sehr Annika sich für dich abrackert oder wie sehr Armanskij, Palmgren und ich dich unterstützen. Ich will dich zu nichts überreden. Du musst selbst entscheiden, was du tun willst. Entweder wendest du den Prozess zu deinem Vorteil, oder du lässt zu, dass sie dich verurteilen. Aber wenn du gewinnen willst, dann musst du dich jetzt wehren!
    Sie schaltete den Palm aus und starrte an die Decke. Mikael bat sie um Erlaubnis, in seinem Buch die Wahrheit erzählen zu dürfen. Den Abschnitt mit Bjurmans Vergewaltigung wollte er dabei weglassen. Er beschränkte sich auf die Feststellung, dass Bjurman die Zusammenarbeit mit Zalatschenko initiiert hatte, dann aber aus dem Konzept gekommen war und sich vollkommen in die Nesseln gesetzt hatte, sodass Niedermann sich gezwungen sah, ihn zu töten. Auf Bjurmans Motive ging er gar nicht ein.
    Kalle Fucking Blomkvist machte ihr das Leben wirklich schwer.
    Sie überlegte lange.
    Um zwei Uhr morgens griff sie sich wieder ihren Palm und öffnete das Textverarbeitungsprogramm. Sie öffnete ein neues Dokument, nahm den Touchpen zur Hand und begann die Buchstaben auf der digitalen Tastatur anzuklicken.
    Mein Name ist Lisbeth Salander. Ich wurde am 30. April 1978 geboren. Meine Mutter war Agneta Sofia Salander. Sie war 17 Jahre alt, als ich zur Welt kam. Mein Vater war ein Psychopath und Mörder, der gern Frauen misshandelte. Sein Name war Alexander Zalatschenko. Früher hat er für den sowjetischen Militärnachrichtendienst als Agent in Westeuropa gearbeitet.
    Das Schreiben ging nur zäh voran, weil sie jeden Buchstaben einzeln anklicken musste. Bevor sie einen Satz niederschrieb, formulierte sie ihn im Kopf aus. Sobald sie etwas geschrieben hatte, nahm sie keine Änderung mehr vor. Bis vier Uhr morgens arbeitete sie weiter, dann schaltete sie den Palm aus und legte ihn zum Aufladen in den Hohlraum an der Rückseite ihres Nachttisches. Bis dahin hatte sie Text für zwei DIN-A4-Seiten mit einfachem Zeilenabstand produziert.
     
    Erika Berger wachte um sieben Uhr morgens auf. Zwar fühlte sie sich alles andere als erholt, aber immerhin hatte sie acht Stunden am Stück geschlafen. Sie warf einen Blick auf Mikael Blomkvist, der immer noch schlummerte.
    Sie schaltete ihr Handy ein und sah nach, ob sie eine SMS bekommen hatte. Das Display zeigte an, dass ihr Mann Greger Backman elf Mal angerufen hatte. Scheiße. Ich hab ganz vergessen, ihn anzurufen . Sie wählte seine Nummer und erklärte ihm alles. Er war ziemlich wütend.
    »Erika, mach so was nie wieder! Du weißt, dass das nichts mit Mikael zu tun hat, aber ich war gestern Nacht völlig aufgelöst. Ich hatte eine Todesangst, dass dir irgendwas zugestoßen sein könnte.«
    Greger Backman war völlig damit einverstanden, dass Mikael Blomkvist der Liebhaber seiner Frau war. Doch legte er großen Wert darauf, auch weiterhin von seiner Frau informiert zu werden, wenn sie nicht nach Hause kam.
    »Entschuldige«, sagte sie. »Ich war gestern einfach so todmüde.«
    Er brummte noch ein wenig.
    »Sei mir nicht mehr böse, Greger. Das verkrafte ich jetzt nicht auch noch. Du kannst ja heute Abend mit mir schimpfen.«
    Er brummte ein bisschen weniger und versprach, weiterzuschimpfen, sobald sie wieder zu Hause war.
    »Okay. Und was ist mit Blomkvist?«
    »Der schläft.« Plötzlich musste sie lachen. »Glaub’s oder glaub’s nicht, aber fünf Minuten nachdem wir uns ins Bett gelegt hatten, waren wir auch schon eingeschlafen. So was ist noch nie vorgekommen.«
    »Erika, das hört sich ernst an. Du solltest vielleicht zum Arzt gehen.«
    Als sie das Gespräch mit ihrem Mann beendet hatte, rief sie die Telefonzentrale der SMP an und ließ Fredriksson ausrichten, dass sie heute erst später komme. Eine bereits geplante Sitzung mit den Mitarbeitern der Kulturseite bat sie ihn abzusagen.
    Danach putzte sie sich die Zähne und weckte Mikael.
    »Hallo«, murmelte er.
    »Hallo«, sagte sie. »Ab mit dir ins Badezimmer, wasch

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