Vergebung
ihrer eigenen Redaktion gekommen, aber der Absender war fingiert.
Sie stand wieder auf und holte ihren neuen Dell-Laptop, den sie zu ihrem Dienstantritt bei der SMP bekommen hatte.
Die erste Mail - die vulgärste und bedrohlichste von allen - war am 16. Mai eingetroffen, also vor neun Tagen.
Mail Nummer zwei war zwei Tage später gekommen, am 18. Mai.
Danach eine einwöchige Pause, bevor mehrere Mails im Rhythmus von ungefähr vierundzwanzig Stunden kamen. Und dann der Angriff auf ihr Zuhause. Nutte .
Während dieser Zeit waren auch bei Eva Carlsson von der Kulturredaktion fingierte Mails eingegangen, die scheinbar von Erika selbst stammten. Und wenn Eva Carlsson solche Mails bekommen hatte, dann war es gut möglich, dass der Briefeschreiber auch andernorts fleißig war - dass auch andere Menschen Post von »ihr« erhielten, ohne dass sie selbst etwas davon wusste.
Das war ein unbehaglicher Gedanke.
Das Beunruhigendste war jedoch der Angriff auf ihr Haus in Saltsjöbaden.
Die Attacke war vorbereitet gewesen - der Angreifer hatte eine Dose Farbspray mitgenommen. Im nächsten Moment wurde ihr eiskalt, als sie sich daran erinnerte, dass jemand alle vier Reifen ihres Autos zerstochen hatte, während sie mit Mikael Blomkvist im Hilton am Slussen übernachtet hatte.
Die Schlussfolgerung war ebenso offensichtlich wie unangenehm. Ein Stalker war hinter ihr her.
18. Kapitel
Donnerstag, 2. Juni
Erika Berger wachte um fünf nach neun auf, als ihr Handy klingelte.
»Guten Morgen, Frau Berger. Dragan Armanskij hier. Ich habe gehört, dass heute Nacht etwas vorgefallen ist.«
Erika erklärte ihm, was passiert war, und erkundigte sich, ob Milton Security die Stelle von Nacka Integrated Protection einnehmen könne.
»Wir können auf jeden Fall eine Alarmanlage einbauen, die wirklich funktioniert«, sagte Armanskij lapidar. »Ich werde Ihnen jetzt gleich jemand vorbeischicken. Er heißt David Rosin und wird eine Sicherheitsanalyse Ihres Hauses vornehmen. Für den Fall, dass Sie nicht zu Hause sind, benötigt er Ihre Schlüssel. Außerdem braucht er Ihre Erlaubnis, sich das Haus vom Keller bis zum Dach anzusehen. Er wird auch Fotos von Ihrem Haus, dem Grundstück und der näheren Umgebung machen.«
»Verstehe.«
»Rosin ist sehr erfahren, und wir werden Ihnen nach seiner Analyse einen Vorschlag unterbreiten, welche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden sollten. Der Plan ist innerhalb weniger Tage fertig und umfasst Überfallsalarm, Brandschutz, Evakuierung und Einbruchsicherung. Die Alarmanlage können wir schon heute Nachmittag installieren. Danach müssen Sie einen Vertrag unterschreiben.«
Gleich im Anschluss an das Gespräch mit Armanskij fiel Erika auf, dass sie viel zu spät dran war. Sie griff zum Handy, rief den Redaktionssekretär Peter Fredriksson an und erklärte, sie habe sich verletzt. Er solle daher die 10-Uhr-Sitzung absagen.
»Geht es Ihnen nicht gut?«, erkundigte er sich.
»Ich hab mir den Fuß aufgeschnitten«, sagte Erika. »Sobald ich so weit bin, komme ich in die Redaktion gehumpelt.«
Anschließend ging sie ins Bad, das direkt neben dem Schlafzimmer lag. Sie zog eine schwarze Hose an und lieh sich einen Pantoffel von ihrem Mann, in den sie mit ihrem verletzten Fuß schlüpfen konnte. Dazu suchte sie eine schwarze Bluse aus und holte dann ihre Jacke. Bevor sie den Gummikeil unter der Schlafzimmertür herauszog, bewaffnete sie sich mit ihrer Tränengaspatrone.
Wachsam ging sie durchs Haus, um sich in der Küche Kaffee aufzusetzen. Sie frühstückte am Küchentisch und horchte die ganze Zeit aufmerksam auf Geräusche in ihrer Umgebung. Als sie sich gerade nachgeschenkt hatte, klopfte auch schon David Rosin von Milton Security an die Tür.
Monica Figuerola ging in die Bergsgatan und holte ihre vier Mitarbeiter zu einer frühen Morgenkonferenz ab.
»Es gibt jetzt eine Deadline«, verkündete sie. »Unsere Arbeit muss bis zum 13. Juli abgeschlossen sein, wenn der Prozess gegen Lisbeth Salander beginnt. Was meint ihr, in welcher Reihenfolge wir vorgehen sollen?«
Berglund räusperte sich.
»Der blonde Mann, mit dem sich Mårtensson trifft … wer ist das?«
Alle nickten. Die Diskussion kam in Gang.
»Wir haben Bilder von ihm, aber keine Ahnung, wie wir ihn finden könnten. Wir können ihn ja schlecht zur Fahndung ausschreiben.«
»Und Gullberg ist weiterhin ein Rätsel. Wir haben ihn bei der Geheimen Staatspolizei, vom Anfang der 50er-Jahre bis 1964, dem Gründungsjahr der RPF/Sich.
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