Vergebung
Dann verlieren sich seine Spuren.«
Figuerola nickte.
»Sollen wir daraus schließen, dass der Zalatschenko-Klub 1964 gegründet wurde? Also lange bevor Zalatschenko nach Schweden kam?«
»Sie müssen einen anderen Zweck verfolgt haben … eine geheime Organisation innerhalb der Organisation.«
»Das war die Zeit nach Wennerström. Damals waren doch alle völlig paranoid. Im Ausland gibt es tatsächlich Parallelen. In den USA wurde in den 60er-Jahren innerhalb der CIA eine besondere Gruppe gegründet, die Spione ausheben sollte. Sie wurde von James Jesus Angleton geleitet und hätte beinahe die ganze CIA sabotiert. Angletons Truppe war ein Haufen paranoider Fanatiker - die verdächtigten wirklich jeden in der CIA, ein russischer Agent zu sein. Was zur Folge hatte, dass die CIA eine Zeit lang nicht sehr funktionstüchtig war.«
»Aber das sind doch Spekulationen …«
»Wo werden denn alte Personalakten archiviert?«
»Gullberg ist nicht drin. Das hab ich schon kontrolliert.«
»Und das Budget? So eine Operation muss doch irgendwie finanziert werden.«
Die Diskussion zog sich hin bis zum Mittagessen. Monica Figuerola entschuldigte sich und ging in den Kraftraum, um in Ruhe nachdenken zu können.
Erika Berger kam erst gegen Mittag in die Redaktion gehumpelt. Ihr Fuß tat ihr so weh, dass sie ihn überhaupt nicht aufsetzen konnte. Also hüpfte sie bis zu ihrem Glaskasten und ließ sich dort erleichtert in ihren Bürostuhl sinken. Fredriksson sah zu ihr hinüber. Sie winkte ihn zu sich.
»Was ist denn passiert?«, wollte er wissen.
»Ich bin in eine Glasscherbe getreten, deren Spitze dann auch noch abgebrochen und in meiner Ferse stecken geblieben ist.«
»Hört sich nicht gut an.«
»Nein. War’s auch nicht. Sagen Sie mal, Peter, hat eigentlich noch mal jemand solche seltsamen Mails bekommen?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Okay. Halten Sie bitte die Ohren offen. Wenn hier merkwürdige Dinge passieren, will ich das wissen. Aber jetzt erzählen Sie erst mal, was morgen in der Zeitung steht.«
»Hmm.«
»Was hmm?«
»Holm und der Chef der Rechtsredaktion sind auf dem Kriegspfad.«
»Aha. Und warum?«
»Wegen Johannes Frisk. Sie haben sein Praktikum verlängert und ihm einen Reportageauftrag erteilt, und er will niemand sagen, worum es geht.«
»Er darf nicht sagen, worum es geht. Meine eigene Anweisung.«
»Das sagt er auch. Und deshalb sind Holm und die Rechtsredaktion ziemlich sauer auf Sie.«
»Verstehe. Machen Sie doch bitte für drei Uhr nachmittags eine Sitzung mit der Rechtsredaktion aus, dann werde ich denen alles erklären.«
»Holm ist ziemlich sauer …«
»Ich bin auch ziemlich sauer auf Holm, dann gleicht sich das ja aus.«
»Er ist so sauer, dass er sich beim Aufsichtsrat beschwert hat.«
Erika blickte auf. Verdammt. Mit Borgsjö muss ich mich auch noch auseinandersetzen.
»Borgsjö kommt heute Nachmittag ins Haus und möchte eine Unterredung mit Ihnen. Ich schätze, das haben Sie Holm zu verdanken.«
»Okay. Welche Uhrzeit?«
»Um zwei.«
Dann las er ihr die mittägliche Hausmitteilung vor.
Gegen Mittag stattete Dr. Anders Jonasson Lisbeth Salander einen Besuch ab. Sie schob den Teller mit dem Gemüsefrikassee beiseite. Wie immer untersuchte er sie kurz, aber sie merkte, dass er nicht mehr mit Herz und Seele bei der Sache war.
»Tja, Sie sind wieder gesund«, stellte er fest.
»Hmm. Mit diesem Essen hier müssen Sie echt mal was unternehmen.«
»Mit dem Essen?«
»Können Sie denn keine Pizza machen oder so?«
»Ich glaube, Pizza hat’s hier noch nie gegeben.«
»Dachte ich mir.«
»Lisbeth. Wir werden Ihren Gesundheitszustand morgen gründlich überprüfen …«
»Ich verstehe schon. Und ich bin gesund.«
»Sie sind gesund genug, um ins Untersuchungsgefängnis in Stockholm verlegt zu werden.«
Sie nickte.
»Ich könnte die Verlegung wahrscheinlich noch eine Woche hinauszögern, aber dann würden sich meine Kollegen langsam wundern.«
»Tun Sie das nicht.«
»Sicher?«
Sie nickte.
»Ich bin bereit. Und früher oder später muss es ja passieren.«
Er nickte.
»Ja dann«, sagte Anders Jonasson. »Dann gebe ich morgen grünes Licht für Ihre Verlegung. Das bedeutet aber, dass es sehr schnell gehen kann.«
Sie nickte.
»Es ist möglich, dass es sogar schon zum Wochenende so weit ist. Die Krankenhausleitung will Sie gerne loswerden.«
»Das kann ich verstehen.«
»Äh … also, Ihr Spielzeug …«
»Das liegt dann in der Nische hinter meinem
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