Vergebung
verfolgst ihn zu Fuß und hältst mich über das Handy auf dem Laufenden, wo ihr gerade seid. Sobald du siehst, dass er sich einem Auto nähert, müssen wir das sofort erfahren. Lottie heftet sich an Teleborians Fersen. Wenn wir es nicht schaffen, musst du dir unbedingt sein Kennzeichen notieren.«
»Alles klar.«
Monica Figuerola stellte ihr Auto am Nordic Light Hotel vor dem Arlanda-Express ab. Eine Minute nachdem sie geparkt hatte, machte Mikael Blomkvist die Fahrertür auf.
»In welchem Pub sitzen sie?«
Mikael erklärte es ihr.
»Ich muss Verstärkung rufen.«
»Keine Sorge. Wir haben sie unter Beobachtung. Zu viele Köche verderben den Brei.«
Monica Figuerola sah ihn misstrauisch an.
»Und wie hast du von diesem Treffen erfahren?«
»Sorry. Geschützte Quelle.«
»Habt ihr bei Millennium eigentlich euren eigenen Nachrichtendienst, oder was?«
Mikael sah zufrieden aus. Es war doch immer wieder nett, die SiPo auf ihrem eigenen Gebiet zu übertrumpfen.
Dabei hatte er nicht den leisesten Schimmer, wie Erika hatte wissen können, dass Teleborian und Jonas sich treffen wollten. Seit dem 10. April hatte sie schließlich überhaupt keinen Einblick mehr in die redaktionelle Arbeit bei Millennium gehabt. Natürlich kannte sie Teleborian, aber Jonas war erst im Mai aufgetaucht, und soweit Mikael wusste, hatte Erika keine Ahnung von seiner Existenz, geschweige denn davon, dass er bei Millennium und SiPo Anlass zum Nachdenken gab.
Er musste sich in sehr naher Zukunft mal gründlich mit Erika unterhalten.
Lisbeth Salander schob die Lippen vor und betrachtete den Bildschirm ihres Palms. Nach ihrem Gespräch auf Dr. Jonassons Handy hatte sie alle Gedanken an die Sektion beiseitegeschoben und konzentrierte sich auf Erika Bergers Problem. Nach reiflicher Überlegung hatte sie alle verheirateten Männer zwischen 26 und 54 Jahren gestrichen. Sie wusste, dass sie sehr pauschal vorging und diesem Gedanken keine wissenschaftlich haltbare Statistik zugrunde lag. Der Giftstift konnte ohne Weiteres ein Ehemann mit fünf Kindern und Hund sein. Er konnte auch bei der Wachmannschaft arbeiten. Es konnte sogar eine Frau sein, auch wenn sie nicht daran glaubte.
Sie wollte ganz einfach die Zahl der Namen auf ihrer Liste reduzieren, und mit der letzten Entscheidung war ihre Gruppe von achtundvierzig auf achtzehn Personen geschrumpft. Sie stellte fest, dass die Auswahl jetzt zum Großteil aus wichtigeren Reportern, Chefs oder Angestellten der mittleren Führungsebene im Alter ab 35 Jahren bestand. Wenn sie unter denen nichts Interessantes fand, musste sie die Maschen ihres Netzes eben wieder etwas weiter machen.
Um vier Uhr nachmittags ging sie auf die Homepage von Hacker Republic und hinterlegte die Liste für Plague. Wenige Minuten später pingte er sie an.
18 Namen. Was?
Kleines Nebenprojekt. Betrachte es als Übungsaufgabe.
Okay.
Ist ein mieser Typ dabei. Müssen wir identifizieren.
Wie sehen die Kriterien aus?
Eilig. Morgen ziehen sie mir hier den Stecker raus. Bis dahin müssen wir ihn gefunden haben.
Sie erklärte die Situation mit Erika Bergers Giftstift.
Okay. Springt bei dieser Sache was für mich raus?
Lisbeth Salander überlegte kurz.
Ja. Ich werde nicht nach Sumpan rauskommen und dir das Haus überm Kopf anzünden.
Hattest du das denn vor?
Ich bezahle dich immer, wenn du was für mich machst. Das hier ist aber nicht für mich. Sieh es als Steuer.
Du zeigst ja langsam Zeichen von sozialer Kompetenz.
Und?
Okay.
Sie überspielte ihm die Zugangsdaten der SMP -Redaktion und verließ ICQ.
Es war schon 16 Uhr 20, als Henry Cortez wieder anrief.
»Sieht so aus, als wollten sie sich jetzt langsam in Bewegung setzen.«
»Okay. Wir sind bereit.«
Schweigen.
»Sie sind vor dem Pub auseinandergegangen. Jonas geht in nördliche Richtung. Lottie folgt Teleborian.«
Mikael hob einen Finger und zeigte auf Jonas, als er auf der Vasagatan an ihnen vorbeihastete. Wenige Sekunden später konnte Mikael auch Henry Cortez ausmachen. Monica Figuerola ließ den Motor an.
»Er geht über die Vasagatan und weiter Richtung Kungsgatan«, sprach Henry Cortez in sein Handy.
»Halt Abstand, damit er dich nicht bemerkt.«
»Ganz schön viele Leute unterwegs.«
Schweigen.
»Er geht Richtung Norden auf die Kungsgatan.«
»Kungsgatan, Richtung Norden«, sagte Mikael.
Monica Figuerola legte den ersten Gang ein und bog in die Vasagatan. Einen Moment lang wurden sie von einer roten Ampel aufgehalten.
»Bin
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