Vergebung
Polizeigebäude auf Kungsholmen. Dort erwarteten ihn schon Monica Figuerola und Mikael Blomkvist. Sie setzten sich an denselben Konferenztisch, an dem Blomkvist tags zuvor gesessen hatte.
Edklinth stellte fest, dass er sich mittlerweile auf ziemlich dünnem Eis bewegte und eine ganze Reihe interner Bestimmungen gebrochen hatte, indem er Blomkvist Zutritt zu ihrem Korridor gestattet hatte. Monica Figuerola hatte definitiv nicht das Recht, ihn auf eigene Faust hereinzubitten. Normalerweise durften nicht einmal die Ehefrauen oder Ehemänner der Angestellten die geheimen Flure der RPF/Sich betreten - die mussten im Treppenhaus warten, wenn sie ihre Partner abholen wollten. Und Blomkvist war obendrein auch noch Journalist. In Zukunft würden sie ihn nur noch in ihr provisorisches Quartier am Fridhemsplan bitten.
Sicherheitshalber wollte er Blomkvist doch lieber den Status eines externen Beraters einräumen. Dieses ganze Getue mit den Sicherheitsvorkehrungen war ja doch nur Bürokratie. Irgendeine Person entschied, dass eine andere Person gewisse Befugnisse haben durfte. Für den Fall, dass Kritik laut würde, hatte er Blomkvist eben gewisse Befugnisse eingeräumt.
Edklinth setzte sich und sah Figuerola an.
»Wie haben Sie von dem Treffen erfahren?«
»Blomkvist hat mich so um vier angerufen«, antwortete sie lächelnd.
»Und wie haben Sie von dem Treffen erfahren?«
»Eine Quelle hat mir einen Tipp gegeben«, erklärte Mikael Blomkvist.
»Darf ich daraus schließen, dass Sie Teleborian irgendwie überwachen lassen?«
Monica Figuerola schüttelte den Kopf.
»Dachte ich auch erst«, sagte sie in so munterem Ton, als wäre Mikael Blomkvist gar nicht im Zimmer. »Aber das kann nicht sein. Auch wenn jemand Teleborian in Blomkvists Auftrag überwachen würde, könnte diese Person nicht im Voraus wissen, dass er sich ausgerechnet mit Jonas Sandberg treffen wollte.«
Edklinth nickte langsam.
»Hören Sie etwa sein Telefon ab, Herr Blomkvist?«
»So was machen doch nur staatliche Behörden«, entgegnete er.
Edklinth spitzte die Lippen.
»Sie wollen uns also nicht mitteilen, wie Sie von diesem Treffen erfahren haben?«
»Doch. Ich habe es Ihnen bereits gesagt. Eine Quelle hat mir einen Tipp gegeben. Und diese Quelle schütze ich. Wie wäre es, wenn wir uns jetzt auf den Nutzen konzentrieren würden, den uns dieser Tipp bringt?«
»Ich mag es nicht, wenn ich irgendwo im Dunkeln tappen muss«, bemerkte Edklinth. »Aber gut. Was wissen wir also?«
»Er heißt Jonas Sandberg«, begann Monica Figuerola. »Ausgebildeter Kampftaucher, ging Anfang der 90er-Jahre auf die Polizeischule. Hat erst in Uppsala gearbeitet, danach in Södertälje.«
»Sie kommen doch auch aus Uppsala.«
»Ja, aber wir haben uns um ein paar Jahre verpasst. Ich habe angefangen, als er gerade nach Södertälje zog.«
»Okay.«
»1998 wurde er von der RPF/Sich für die Gegenspionage rekrutiert und im Jahr 2000 auf einen geheimen Posten im Ausland versetzt. Laut unseren eigenen Papieren befindet er sich offiziell an der Botschaft in Madrid. Ich habe bei der Botschaft nachgefragt, die kennen dort gar keinen Jonas Sandberg.«
»Genau wie bei Mårtensson. Offiziell irgendwohin versetzt, wo er dann gar nicht auftaucht.«
»Nur der Amtschef hat die Möglichkeit, so etwas systematisch zu machen, ohne dass es Probleme gibt.«
»Und wenn doch, würde es einfach auf einen Fehler in den Papieren geschoben werden. Wir sehen es nur, weil wir genau hingeschaut haben. Und wenn jemand genauer hinschaut, sagt man einfach ›streng geheim‹, oder es hat irgendwas mit Terrorismus zu tun.«
»Es gibt immer noch eine ganze Menge im Budget zu kontrollieren.«
»Unser Schatzmeister?«
»Vielleicht.«
»Okay. Sonst noch was?«
»Jonas Sandberg wohnt in Sollentuna. Er ist unverheiratet, hat aber ein Kind mit einer Lehrerin in Södertälje. Nie auffällig geworden. Lizenz für zwei Handfeuerwaffen. Pflichtbewusst und Abstinenzler. Das einzig Seltsame ist, dass er in den 90er-Jahren Mitglied der Sekte Livets Ord war.«
»Wo haben Sie das denn her?«
»Ich hab mit meinem alten Chef in Uppsala geredet. Er kann sich sehr gut an Sandberg erinnern.«
»Was wissen wir über das Haus in der Artillerigatan?«
»Noch nicht so viel. Stefan musste erst jemand vom Grundbuchamt aufscheuchen. Wir haben einen Grundriss der Wohnung. Das Haus ist ja schon gut hundert Jahre alt. Sechs Stockwerke mit insgesamt zweiundzwanzig Wohnungen plus acht Wohnungen in einem kleinen Haus im
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