Vergebung
dürften Sie in nächster Zukunft bekommen«, sagte sie.
Henry Cortez rannte wie von der Tarantel gestochen aus der Akademi-Buchhandlung. Er überquerte den Sveavägen auf der Brücke an der Mäster Samuelsgatan, lief den Klarabergsviadukten entlang und quer über die Vasagatan. Zwischen einem Bus und zwei frenetisch hupenden Autos hastete er über die Klarabergsgatan und schlüpfte durch die Türen am Hauptbahnhof, als die Uhr gerade exakt 15 Uhr zeigte.
Er nahm die Rolltreppe zur Bahnhofshalle, immer drei Stufen auf einmal, und eilte an der Buchhandlung Pocketshop vorbei, bevor er seine Schritte verlangsamte, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Er starrte die Menschen an, die in der Nähe des Rings herumliefen.
Teleborian konnte er nirgends sehen, ebenso wenig den Mann, den Christer Malm vor dem »Copacabana« fotografiert hatte und den sie für Jonas hielten. Er warf einen Blick auf die Uhr. 15 Uhr 01. Er schnaufte, als wäre er gerade den Stockholmer Marathon gelaufen.
Auf gut Glück eilte er durch die Halle und trat durch die Türen auf die Vasagatan hinaus. Dort blieb er stehen, sah sich um und musterte jeden Menschen in seinem Blickfeld. Kein Teleborian. Kein Jonas.
Er drehte sich um und lief wieder in den Hauptbahnhof hinein. 15 Uhr 03. Am Ring war es leer.
Dann hob er den Kopf und erblickte für eine Sekunde Teleborians zerzaustes Profil mit dem Kinnbart, als er aus dem Zeitungskiosk auf der anderen Seite der Bahnhofshalle trat. Im nächsten Augenblick materialisierte sich der Mann von Christer Malms Fotos an seiner Seite. Jonas . Sie gingen quer durch die Bahnhofshalle und verschwanden durch den Nordausgang hinaus auf die Vasagatan.
Henry Cortez atmete aus. Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und begann den beiden Männern zu folgen.
Mikael Blomkvist kam um 15 Uhr 07 mit dem Taxi am Stockholmer Hauptbahnhof an. Er eilte in die Bahnhofshalle, konnte aber weder Teleborian noch Jonas oder Henry ausmachen.
Er zückte sein T10, um Henry anzurufen, da piepte es auch schon in seiner Hand.
»Ich hab sie. Sie sitzen im Pub ›Tre Remmare‹ in der Vasagatan am U-Bahn-Eingang zur Akalla-Linie.«
»Danke, Henry. Wo bist du jetzt?«
»Ich stehe an der Bar. Trinke ein leichtes Bier. Das hab ich mir verdient.«
»Okay. Mich würden sie wiedererkennen, deshalb geh ich da jetzt nicht rein. Du hast keine Möglichkeit, zu hören, was sie reden, oder?«
»Keine Chance. Ich sehe Jonas von hinten, und dieser verdammte Teleborian murmelt nur, wenn er spricht, da kann ich nicht mal von seinen Lippen lesen.«
»Verstehe.«
»Aber wir könnten ein Problem kriegen.«
»Und zwar?«
»Dieser Jonas hat sein Notizbuch und sein Handy auf den Tisch gelegt. Und auf dem Notizbuch liegen seine Autoschlüssel.«
»Ich kümmere mich drum.«
Monica Figuerolas Handy läutete mit einem polyphonen Klingelton, dem Leitmotiv aus Spiel mir das Lied vom Tod . Sie legte das Buch über das antike Gottesbild aus der Hand, mit dem sie anscheinend niemals fertig werden würde.
»Hallo. Hier ist Mikael. Was machst du gerade?«
»Ich sitze zu Hause und sortiere die Fotos ehemaliger Liebhaber. Ich wurde heute schmählich sitzen gelassen.«
»Entschuldige. Hast du dein Auto in der Nähe?«
»Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, stand es noch draußen auf seinem Parkplatz.«
»Gut. Hast du Lust, einen Ausflug in die Stadt zu machen?«
»Nicht besonders. Was ist los?«
»Teleborian trinkt gerade mit Jonas ein Bier in der Vasagatan. Und da ich ja jetzt mit der Stasi-Bürokratie der SiPo zusammenarbeite, dachte ich mir, das könnte dich interessieren.«
Monica Figuerola war bereits vom Sofa aufgesprungen und griff sich ihre Autoschlüssel.
»Du machst doch keine Witze, oder?«
»Kaum. Und Jonas hat seine Autoschlüssel auf dem Tisch liegen.«
»Bin schon unterwegs.«
Malin Eriksson ging nicht ans Telefon, aber Mikael Blomkvist hatte Glück und erreichte Lottie Karim, die gerade bei Åhléns war, um ein Geburtstagsgeschenk für ihren Mann zu kaufen. Mikael ordnete Überstunden an und bat sie, sich sofort in den Pub zu begeben, um Henry Cortez zu unterstützen. Danach rief er Cortez zurück.
»Unser Plan sieht so aus: In fünf Minuten habe ich ein Auto vor Ort. Wir parken auf der Järnvägsgatan in der Nähe des Pubs.«
»Okay.«
»In ein paar Minuten bekommst du Verstärkung von Lottie Karim.«
»Super.«
»Wenn sie den Pub verlassen, heftest du dich an Jonas’ Fersen. Du
Weitere Kostenlose Bücher