Vergebung
weiterhin nahe an der beschatteten Person. Er schlägt ein ziemlich flottes Tempo an. Hallo, jetzt geht er Richtung Norden auf der Drottninggatan.«
»Drottninggatan, Richtung Norden.«
»Okay«, sagte Monica Figuerola und bog verbotenerweise in die Klara Norra ein bis zur Olof Palmes gata. Vor dem Gewerkschaftsgebäude, dem SIF-Huset, hielt sie an. Jonas überquerte die Olof Palmes Gata und ging den Sveavägen entlang. Henry Cortez folgte ihm auf der anderen Straßenseite.
»Er ist Richtung Osten abgebogen …«
»Schon okay. Wir haben euch beide im Blick.«
»Er geht in die Holländargatan … Hallo … Auto. Roter Audi.«
»Auto«, wiederholte Mikael und schrieb das Kennzeichen auf, das Cortez hastig herunterrasselte.
»In welcher Richtung hat er geparkt?«, wollte Monica Figuerola wissen.
»Schaut nach Süden«, berichtete Cortez. »Er fährt vor euch auf die Olof Palmes Gata raus … jetzt.«
Monica Figuerola war schon wieder angefahren und passierte jetzt die Drottninggatan. Sie hupte und scheuchte mit ungeduldigen Handbewegungen ein paar Fußgänger beiseite, die bei Rot über die Straße gehen wollten.
»Danke, Henry. Ab hier übernehmen wir.«
Monica Figuerola folgte ihm, während sie gleichzeitig eine Nummer auf ihrem Handy wählte.
»Könnt ihr bitte ein Autokennzeichen überprüfen, roter Audi«, sagte sie und gab die Nummer durch, die Henry ihr gesagt hatte.
»Jonas Sandberg, geboren 71. Bitte? … Helsingörsgatan in Kista. Danke.«
Mikael notierte die Angaben.
Sie verfolgten den roten Audi über die Hamngatan zum Strandvägen. Jonas Sandberg parkte einen Block vom Armeemuseum entfernt. Er überquerte die Straße und verschwand durch die Haustür eines Fin-de-Siècle-Hauses.
»Hmm«, machte Monica Figuerola und warf Mikael einen Blick zu.
Er nickte. Das Haus lag nur einen Block von der Wohnung entfernt, die der Ministerpräsident für ein privates Treffen benutzt hatte.
»Gute Arbeit«, lobte Monica Figuerola.
Im nächsten Augenblick rief Lottie Karim an und erzählte, dass Teleborian die Rolltreppen im Hauptbahnhof genommen hatte, die Klarabergsgatan entlanggelaufen und dann zum Polizeigebäude auf Kungsholmen weitergegangen war.
»Zum Polizeigebäude? An einem Samstagabend um 17 Uhr?«, wunderte sich Mikael.
Monica Figuerola und Mikael Blomkvist tauschten einen zweifelnden Blick. Monica dachte ein paar Sekunden angestrengt nach, dann griff sie zu ihrem Handy und rief Kriminalinspektor Jan Bublanski an.
»Hallo. Hier Monica Figuerola von der RPF/Sich. Wir hatten uns vor einer Weile mal am Norr Mälarstrand getroffen.«
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte Bublanski.
»Hat bei Ihnen jemand Wochenenddienst?«
»Sonja Modig«, antwortete Bublanski.
»Wissen Sie, ob sie sich gerade im Polizeigebäude aufhält?«
»Das bezweifle ich. Es ist strahlendes Wetter.«
»Meinen Sie, dass es möglich wäre, mal irgendjemand unauffällig am Büro von Staatsanwalt Ekström vorbeizuschicken? Ich frage mich nämlich, ob dort gerade ein gewisses Treffen stattfindet.«
»Ein Treffen?«
»Ich kann jetzt nicht mehr erklären. Ich müsste nur wissen, ob er gerade Besuch hat. Und wenn ja, von wem.«
»Sie wollen, dass ich einem Staatsanwalt hinterherspioniere, der obendrein mein Vorgesetzter ist?«
Monica Figuerola zog die Augenbrauen hoch. Dann zuckte sie die Schultern.
»Ja«, sagte sie.
»Okay«, sagte er und legte auf.
Sonja Modig befand sich näher am Polizeigebäude, als Bublanski angenommen hatte. Sie saß mit ihrem Mann auf dem Balkon einer Freundin, die in der Vasastan wohnte, und trank Kaffee.
Bublanski erklärte ihr sein Anliegen.
»Und was sollte ich für einen Vorwand haben, bei Ekström reinzustiefeln?«
»Ich hatte schon gestern versprochen, ihm einen Zwischenbericht im Fall Niedermann zukommen zu lassen. Er liegt auf meinem Schreibtisch.«
»In Ordnung«, sagte Sonja Modig.
Sie sah ihren Mann und ihre Freundin an.
»Ich muss noch mal schnell ins Büro. Mit etwas Glück bin ich in einer Stunde wieder da.«
Ihr Mann seufzte. Ihre Freundin seufzte.
»Ich habe nun mal Bereitschaftsdienst«, entschuldigte sich Sonja Modig.
Sie parkte in der Bergsgatan und ging hoch zu Bublanskis Zimmer, wo sie die drei A4-Seiten holte, das magere Resultat der Fahndung nach dem gesuchten Polizistenmörder Ronald Niedermann. Damit gewinnen wir auch keinen Blumentopf , dachte sie.
Dann ging sie ein Stockwerk nach oben. Es war fast unheimlich still im Polizeigebäude an diesem
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