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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Sommerabend. Sie schlich nicht. Sie trat nur sehr leise auf. Vor Ekströms geschlossener Tür blieb sie stehen. Sie hörte Stimmen und biss sich auf die Unterlippe.
    Auf einen Schlag verließ sie der Mut. In jeder anderen Situation hätte sie jetzt an die Tür geklopft, sie aufgemacht und wäre mit einem Ja hallo, sind Sie auch noch da? hineingerauscht. Jetzt kam ihr das völlig falsch vor.
    Sie sah sich um.
    Warum hatte Bublanski sie angerufen? Worum ging es bei diesem Treffen?
    Sie blickte über den Korridor. Gegenüber von Ekströms Büro befand sich ein kleines Konferenzzimmer, das Platz für zehn Personen bot. Dort hatte sie selbst schon ein paar Vorträge gehört.
    Sie ging hinein und zog die Tür leise hinter sich zu. Die Jalousien waren heruntergelassen, und die Glaswand zum Korridor war durch Gardinen verdeckt. Es war dämmrig im Zimmer. Sie holte sich einen Stuhl, setzte sich hin und öffnete einen schmalen Schlitz in der Gardine, sodass sie auf den Flur blicken konnte.
    Ihr war unbehaglich zumute. Wenn jetzt jemand die Tür aufmachte, würde sie nur schwer erklären können, was sie hier eigentlich trieb. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und schaute auf das Display. Kurz vor sechs. Dann schaltete sie den Klingelton aus, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und betrachtete die geschlossene Tür zu Ekströms Zimmer.
     
    Um sieben Uhr abends pingte Plague Lisbeth wieder an.
    Okay. Ich habe jetzt Administratorrechte bei der SMP .
    Wo?
    Er schickte ihr eine http-Adresse.
    Das schaffen wir nicht in 24 Stunden. Selbst wenn wir die Mails von allen 18 hätten, würde es Tage dauern, bis wir ihre Computer zu Hause gehackt hätten. Die meisten sind am Samstagabend wahrscheinlich nicht mal im Netz.
    Plague, konzentrier du dich auf ihre Heimcomputer, dann kümmer ich mich um die Computer bei der SMP .
    Hab ich auch schon dran gedacht, dein Palm hat einfach nicht die Kapazitäten. Hast du jemand Bestimmtes im Auge, auf den ich mich konzentrieren soll?
    Nein. Jeder von ihnen.
    Okay.
    Plague.
    Ja.
    Wenn wir bis morgen niemand gefunden haben, will ich, dass du trotzdem weitermachst.
    Okay.
    Ich bezahl dich dann auch.
    Ach Quatsch. Ist doch irgendwie cool.
    Sie verließ ICQ und ging zu der http-Adresse, bei der Plague die Adminstratorrechte für die SMP hinterlegt hatte. Als Erstes sah sie nach, ob Peter Fleming gerade im Netz war. Das war er nicht. Dann lieh sie sich seine Zugangsberechtigung und ging auf den SMP -Mailserver. Nun konnte sie alle Aktivitäten nachvollziehen, die über diesen Mailserver gelaufen waren, auch Mails, die schon lange von den einzelnen Benutzerkonten gelöscht worden waren.
    Sie fing mit Ernst Teodor Billing an, 43 Jahre alt, einem der Nachtchefs der SMP . Sie ging seine Mails durch und klickte dabei langsam von den aktuellsten zu den älteren zurück. Dabei widmete sie jeder Mail ungefähr zwei Sekunden, sodass sie sich ein Bild machen konnte, von wem sie gekommen war und was sie enthielt. Nach ein paar Minuten hatte sie begriffen, wie die Routinemails aussahen, und scrollte bei diesen Mails einfach weiter.
    Sie sah sich jede Mail der letzten drei Monate an. Danach sprang sie von einem Monat zum andern, las nur noch die Betreffzeile und öffnete bloß solche Mails, bei denen sie auf irgendein Stichwort reagierte. Sie erfuhr, dass Ernst Billing mit einer Frau namens Sofia zusammen war, der gegenüber er einen beleidigenden, vulgären Ton anschlug. Sie begriff aber auch, dass das nicht außergewöhnlich war, denn Billing schlug gegenüber allen Leuten, denen er persönlich schrieb - Reporter, Layouter und andere -, einen unverschämten Ton an. Sie fand es trotzdem bemerkenswert, mit welcher Selbstverständlichkeit ein Mann seine Freundin als fette Sau , verdammter Holzkopf und alte Fotze titulierte.
    Als sie ein Jahr zurückgeblättert hatte, brach sie ab. Stattdessen ging sie in seinen Explorer und vollzog nach, wie er im Netz surfte. Sie stellte fest, dass er - wie die Mehrzahl der Männer seines Alters - sich in regelmäßigen Abständen Pornoseiten anschaute, dass die meisten aber mit seiner Arbeit zu tun hatten. Sie konnte außerdem feststellen, dass er sich für Autos interessierte und oft Seiten mit neuen Modellen besuchte.
    Nachdem sie eine knappe Stunde gesucht hatte, machte sie Schluss bei Billing und strich ihn von der Liste. Sie machte weiter mit Lars Örjan Wollberg, 51 Jahre, einem Veteranen unter den Reportern.
     
    Torsten Edklinth kam gegen halb acht am Samstagabend ins

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