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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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und Malin auf ihren Posten als Redaktionssekretärin zurückkehrte. Im Gegenteil, Malin schien fast überglücklich über die Entwicklung zu sein.
    Erikas Rückkehr bedeutete auch, dass alle merkten, wie furchtbar unterbesetzt die Redaktion in den letzten drei Monaten gewesen war. Erika trat ihren Dienst bei Millennium mit einem Kavalierstart an. Malin und sie kümmerten sich gemeinsam um die Altlasten, die sich angesammelt hatten. Außerdem hatte es eine Redaktionsversammlung gegeben, in der man beschloss, dass Millennium expandieren und mindestens einen, wahrscheinlich sogar zwei neue Mitarbeiter einstellen musste. Wie sie das Geld dafür auftreiben sollten, war ihnen freilich noch unklar.
    Schließlich verließ Mikael die Redaktion, besorgte sich die Abendzeitungen und trank Kaffee bei Java in der Hornsgatan, um die Zeit totzuschlagen, bis er sich mit Erika traf.
     
    Staatsanwältin Ragnhild Gustavsson von der Generalstaatsanwaltschaft legte ihre Brille auf den Konferenztisch und betrachtete die Versammlung. Sie war 58 Jahre alt und hatte ein von Falten durchzogenes Gesicht mit Apfelbäckchen und kurzen, ergrauenden Haaren. Sie war seit fünfundzwanzig Jahren Staatsanwältin und arbeitete seit den 90er-Jahren bei der Generalstaatsanwaltschaft.
    Erst vor drei Wochen hatte man sie plötzlich ins Dienstzimmer des Generalstaatsanwalts zu einem Treffen mit Torsten Edklinth gerufen. An diesem Tag war sie gerade damit beschäftigt gewesen, ein paar Routineangelegenheiten abzuschließen, um anschließend einen sechswöchigen Urlaub in ihrem Sommerhäuschen auf Husarö anzutreten. Stattdessen bekam sie nun den Auftrag, die Ermittlungen gegen eine ganze Gruppe von Behördenmitarbeitern, die sogenannte Sektion, zu leiten. Alle Urlaubspläne waren hastig auf Eis gelegt worden. Diese Angelegenheit sollte in nächster Zukunft ihre Hauptaufgabe sein, und sie hatte nahezu freie Hand, was die Gestaltung ihrer Arbeit und die notwendigen Entscheidungen betraf.
    »Das werden so ziemlich die aufsehenerregendsten Ermittlungen in der schwedischen Geschichte«, kündigte der Generalstaatsanwalt an.
    Sie war geneigt, ihm zuzustimmen.
    Mit wachsender Verblüffung lauschte sie Edklinths Zusammenfassung der Angelegenheit sowie den Ergebnissen seiner Ermittlungen, die er im Auftrag des Ministerpräsidenten durchgeführt hatte. Wenn die Ermittlungen auch noch nicht abgeschlossen waren, so meinte er doch, weit genug gekommen zu sein, um die Sache einem Staatsanwalt unterbreiten zu müssen.
    Zuerst verschaffte sie sich einen Überblick über das Material, das Edklinth ihr vorlegte. Als sich die Tragweite der Verbrechen herauskristallisierte, wurde ihr klar, dass jede ihrer Taten und Entscheidungen in zukünftigen Geschichtsbüchern streng geprüft werden würde. Der Fall war einmalig in der schwedischen Rechtsgeschichte, und da es hier um kriminelle Aktivitäten ging, die sich über mindestens dreißig Jahre erstreckten, erkannte sie die Notwendigkeit einer besonderen Vorgehensweise. Sie dachte an die staatlichen Anti-Mafia-Ermittler in Italien, die in den 70er- und 80er-Jahren fast im Verborgenen hatten arbeiten müssen, um überleben zu können. Sie verstand, warum auch Edklinth heimlich hatte arbeiten müssen. Er wusste einfach nicht mehr, wem er vertrauen durfte.
    Als erste Maßnahme rief sie drei Mitarbeiter der Generalstaatsanwaltschaft zu sich. Sie wählte solche aus, die sie selbst seit vielen Jahren kannte. Dann heuerte sie noch einen bekannten Historiker an, der Mitglied im Rat für Verbrechensprävention war und sie mit seinen Kenntnissen von der Entwicklung der Sicherheitspolizei im Laufe der Jahrzehnte unterstützen sollte. Schließlich ernannte sie Monica Figuerola offiziell zur Leiterin der Ermittlungen.
    Damit hatten die Ermittlungen gegen die Sektion eine verfassungsrechtlich gültige Form angenommen.
    In den letzten zwei Wochen hatte Staatsanwältin Gustavsson eine ganze Reihe von Leuten zu sehr diskreten Verhören zu sich bestellt. Außer Edklinth und Figuerola befragte sie auch die Kriminalinspektoren Jan Bublanski, Sonja Modig, Curt Svensson und Jerker Holmberg. Danach ließ sie Mikael Blomkvist, Malin Eriksson, Henry Cortez, Christer Malm, Annika Giannini, Dragan Armanskij, Susanne Linder und Holger Palmgren vorladen. Abgesehen von den Mitarbeitern von Millennium , die aus Prinzip keine Fragen beantworteten, die anonyme Quellen betrafen, hatten alle bereitwillig ausführliche Berichte und Beweise vorgelegt.
    Ragnhild

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