Vergebung
berichten wollte, was in den letzten Stunden bei den Ermittlungen herausgekommen war.
»Clinton war den größten Teil des Tages in der Dialyse und ist gegen 15 Uhr in die Artillerigatan zurückgekehrt. Der Einzige, der etwas Interessantes getan hat, war Georg Nyström.«
»Aha«, sagte Monica Figuerola.
»Um 13 Uhr 30 fuhr Nyström zum Hauptbahnhof und traf sich dort mit zwei Männern. Sie gingen ins Hotel Sheraton und tranken dort Kaffee in der Bar. Das Treffen dauerte knapp zwanzig Minuten, danach kehrte Nyström in die Artillerigatan zurück.«
»Und wen hat er da getroffen?«
»Das wissen wir nicht. Es waren neue Gesichter. Zwei Männer um die 35, die dem Aussehen nach osteuropäischer Herkunft sein dürften. Aber unsere Fahnder verloren sie leider aus den Augen, als sie in die U-Bahn gingen.«
»So …«, sagte Monica Figuerola müde.
»Hier sind die Fotos.« Jesper Thomas reichte ihr eine Reihe von Fotos.
Sie betrachtete Vergrößerungen von Gesichtern, die sie noch nie gesehen hatte.
»Gut, danke«, sagte sie, legte die Bilder auf den Konferenztisch und stand auf, um ebenfalls etwas essen zu gehen.
Curt Svensson stand direkt neben ihr und musterte die Fotos.
»Oh, verdammt!«, sagte er. »Haben die Brüder Nikolić auch was damit zu tun?«
Monica Figuerola blieb stehen.
»Wer?«
»Zwei üble Burschen«, erklärte Curt Svensson. »Tomi und Miro Nikolić.«
»Sie kennen sie?«
»Ja. Zwei Brüder. Serben. Wir haben mehrmals nach ihnen gefahndet, als sie noch in den Zwanzigern waren. Damals war ich bei der Einheit, die sich auf Bandenkriminalität spezialisiert hatte. Miro Nikolić ist der Gefährlichere von den beiden. Seit einem Jahr wird wegen schwerer Körperverletzung nach ihm gefahndet. Sie pendeln immer zwischen Stockholm und Belgrad. Ihr Onkel hat ein Lokal in Norrmalm, in dem sie hin und wieder arbeiten. Uns liegen mehrere Hinweise vor, dass die für mindestens zwei Morde verantwortlich sind, und zwar im Zusammenhang mit internen Abrechnungen der Zigarettenmafia.«
Stumm betrachtete Monica Figuerola die Fotos. Dann wurde sie plötzlich leichenblass. Sie starrte Torsten Edklinth an.
»Blomkvist!«, schrie sie mit Panik in der Stimme. »Sie wollen sich nicht damit begnügen, ihn in einen Skandal zu verwickeln. Sie wollen ihn töten und es dann der Polizei überlassen, bei ihren Ermittlungen das Kokain zu finden und ihre eigenen Schlüsse daraus zu ziehen.«
Edklinth starrte zurück.
»Er wollte Erika Berger in ›Samirs Kochtopf‹ treffen!«, rief Monica Figuerola. Sie packte Curt Svensson an der Schulter.
»Sind Sie bewaffnet?«
»Ja …«
»Kommen Sie mit!«
Monica Figuerola rannte aus dem Konferenzzimmer. Ihr Büro lag drei Türen weiter auf demselben Korridor. Sie schloss auf und holte ihre Dienstwaffe aus der Schreibtischschublade. Gegen alle Bestimmungen ließ sie die Tür zu ihrem Büro unverschlossen und sperrangelweit offen, als sie zu den Fahrstühlen rannte. Curt Svensson blieb einen Moment lang unentschlossen stehen.
»Geh«, sagte Bublanski zu Curt Svensson. »Sonja … geh du auch mit.«
Mikael Blomkvist kam um zwanzig nach sechs in »Samirs Kochtopf« an. Erika Berger war auch gerade erst gekommen und hatte sich einen freien Tisch neben der Bar in der Nähe des Eingangs gesucht. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie bestellten sich jeder ein großes Glas Bier und einen Lammeintopf.
»Wie war es mit deiner Kollegin von TV4?«, fragte Erika, als die Bedienung das Bier auf den Tisch stellte.
»Kühl wie immer.«
Erika lachte.
»Wenn du nicht aufpasst, wächst sich das noch zur Besessenheit aus. Stell sich einer vor, da gibt es doch tatsächlich eine Frau, die Blomkvists Charme nicht erliegt.«
»Im Laufe der Jahre gab es durchaus mehrere Frauen, die ihm nicht erlegen sind«, widersprach Mikael. »Wie war dein Tag?«
»Vergeudet. Aber ich habe zugesagt, dass ich im Presseklub an einer Debatte über die SMP teilnehme. Das wird dann aber definitiv mein letzter Beitrag zu diesem Thema sein.«
»Okay.«
»Es ist einfach so verdammt schön, wieder bei Millennium zu sein«, sagte sie.
»Du ahnst ja gar nicht, wie schön ich es finde, dass du wieder zurück bist. Das Gefühl hat sich immer noch nicht gelegt.«
»Ich bin glücklich.«
»Ich muss mal kurz aufs Klo«, sagte Mikael und stand auf.
Er hatte erst ein paar Schritte gemacht, da kollidierte er mit einem Mann um die 35, der gerade das Lokal betreten hatte. Mikael bemerkte sein osteuropäisches
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