Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
Vom Netzwerk:
bin?«
    »Er ist wohl einer der ganz wenigen internen Mitarbeiter, die wieder in die externe Tätigkeit zurückgegangen sind. Er war ja auch zu deiner Zeit schon viel außerhalb unterwegs.«
    »Ja, er wollte sich ein wenig ausruhen und seinen Horizont erweitern. Er hat sich in den 80er-Jahren für zwei Jahre von der Sektion beurlauben lassen, während er als Attaché im Nachrichtendienst arbeitete. Seit 1976 war er quasi rund um die Uhr mit Zalatschenko beschäftigt, und es kam mir vor, als brauchte er wirklich mal eine Pause. Er war von 1985 bis 87 weg, dann kam er wieder zu uns.«
    »Endgültig hat er dann 1994 bei der Sektion aufgehört, als er zur externen Organisation ging. 1996 wurde er stellvertretender Chef der Auslandsabteilung. Natürlich hat er die ganze Zeit noch Kontakt zur Sektion gehalten, und wir haben regelmäßig Gespräche geführt, ungefähr einmal pro Monat, bis in die jüngste Vergangenheit.«
    »Er ist also krank.«
    »Er hatte einen Bandscheibenvorfall, der ihm immer wieder Probleme bereitet. Vor zwei Jahren war er schon mal für vier Monate krankgeschrieben. Und dann hatte er letztes Jahr im August einen Rückfall und wartet immer noch auf einen Operationstermin.«
    »Und während er krankgeschrieben war, ist er zu Huren gegangen?«, fragte Gullberg.
    »Ja, er ist ja unverheiratet, und wenn ich das richtig verstanden habe, hat er wohl jahrelang regelmäßig Huren aufgesucht«, erklärte Jonas Sandberg, der seit einer halben Stunde still auf seinem Platz gesessen hatte. »Ich habe Dag Svenssons Manuskript gelesen.«
    »Aha. Aber kann mir mal jemand erklären, was eigentlich passiert ist?«
    »Soviel wir wissen, hat Björck das ganze Karussell selbst in Gang gesetzt. Das ist die einzige Erklärung, wie der Bericht von 1991 in die Hände von Rechtsanwalt Bjurman gelangen konnte.«
    »Der seine Zeit auch gerne mit Huren verbringt?«, erkundigte sich Gullberg.
    »Nicht dass wir wüssten. Er taucht jedenfalls nicht in Dag Svenssons Unterlagen auf. Allerdings ist er Lisbeth Salanders rechtlicher Betreuer.«
    Wadensjöö seufzte.
    »Man muss wohl sagen, dass das mein Fehler war. Björck und du, ihr habt Salander 1991 ja aus dem Weg geschafft, indem sie in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Wir hatten allerdings damit gerechnet, dass sie dort viel länger bleiben würde, aber dann bekam sie diesen Vormund, den Rechtsanwalt Holger Palmgren, dem es tatsächlich gelang, sie da rauszuholen. Sie wurde in einer Pflegefamilie untergebracht. Zu der Zeit warst du schon pensioniert.«
    »Und dann?«
    »Wir haben sie im Auge behalten. Ihre Schwester Camilla war inzwischen in einem Pflegeheim in Uppsala. Im Alter von 17 Jahren fing Lisbeth Salander plötzlich an, ihre Vergangenheit zu erforschen. Sie suchte Zalatschenko und graste dabei sämtliche öffentlichen Register ab, die sie finden konnte. Irgendwie - wir wissen auch nicht genau, wie sie das geschafft hat - ist sie an die Information gekommen, dass ihre Schwester Zalatschenkos Aufenthaltsort kannte.«
    »Stimmt das?«
    Wadensjöö zuckte die Schultern.
    »Ich habe wirklich keine Ahnung. Die Geschwister hatten sich jahrelang nicht gesehen. Dann spürte Lisbeth Salander ihre Schwester auf und versuchte aus ihr herauszuholen, was sie wusste. Das Ganze endete in einem Riesenkrach und einer prächtigen Schlägerei.«
    »Tatsächlich?«
    »Wir behielten Lisbeth in diesen Monaten gut im Auge. Wir hatten Camilla Salander auch darüber informiert, dass ihre Schwester gewalttätig und geisteskrank sei. Sie selbst hat nach Lisbeths Besuch Kontakt mit uns aufgenommen, woraufhin wir natürlich die Beobachtung verschärft haben.«
    »Ihre Schwester war also deine Informantin?«
    »Camilla Salander hatte eine Todessangst vor ihrer Schwester. Doch Lisbeth Salander erweckte auch in anderer Hinsicht Aufmerksamkeit. Sie hatte mehrere Auseinandersetzungen mit den Leuten vom Sozialamt, und wir schätzten sie weiterhin als Bedrohung für Zalatschenkos Anonymität ein. Dann kam es zu diesem Vorfall in der U-Bahn.«
    »Sie hat einen Pädophilen angegriffen...«
    »Genau. Offensichtlich war sie gewaltbereit und psychisch gestört. Wir fanden, es wäre für alle Beteiligten das Beste, wenn sie wieder in irgendeinem Pflegeheim verschwand, und ergriffen sozusagen die günstige Gelegenheit. Fredrik Clinton und von Rottinger wurden tätig. Sie heuerten erneut Peter Teleborian an und wollten gerichtlich durchsetzen, dass Lisbeth Salander wieder in eine Anstalt eingewiesen wurde.

Weitere Kostenlose Bücher