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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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vom Dienst freigestellt und von uns geschult. Um die Ausbildung kümmert sich Hallberg. Die Grundausbildung dauert sechs Wochen, draußen in der Örlogsskolan. Danach kehren sie an ihren normalen Posten in der RPF/Sich zurück, arbeiten dann aber auch für uns.«
    »Aha.«
    »Das ist wirklich ein großartiges System. Die meisten Mitarbeiter wissen gar nicht, wer sonst noch so dazugehört. Und hier in der Sektion nehmen wir in erster Linie die Berichte entgegen. Es gelten dieselben Regeln wie zu deiner Zeit. Wir müssen die Hierarchie flach halten.«
    »Was ist mit der operativen Einheit?«
    Wadensjöö runzelte die Stirn. Zu Gullbergs Zeiten hatte die Sektion eine operative Einheit unter dem Kommando des gewieften Hans von Rottinger gehabt, die aus vier Personen bestand.
    »Na ja, so was haben wir nicht mehr so richtig. Rottinger ist ja vor fünf Jahren gestorben. Wir haben einen jungen Mann, der Talent für diese Art von Feldarbeit zeigt, aber normalerweise setzen wir jemand von der externen Organisation ein, wenn so etwas erforderlich wird. Außerdem ist es heutzutage ja viel komplizierter geworden, ein Telefon abhören zu lassen oder in eine Wohnung einzudringen. Mittlerweile gibt es ja auch überall Alarmanlagen.«
    Gullberg nickte.
    »Und euer Budget?«, wollte er wissen.
    »Insgesamt verfügen wir pro Jahr über knapp elf Millionen. Ein Drittel geht für die Gehälter drauf, ein Drittel für die laufenden Kosten und ein Drittel für unsere Tätigkeiten.«
    »Das Budget ist also kleiner geworden?«
    »Ein bisschen. Aber wir haben ja auch weniger Personal, was bedeutet, dass das Budget im Grunde gestiegen ist.«
    »Verstehe. Wie sieht denn euer Verhältnis zur Sicherheitspolizei heute aus?«
    »Der Amtschef und der Schatzmeister gehören zu uns. Formal gesehen ist der Amtschef aber wohl der Einzige, der Einsicht in unsere Tätigkeit hat. Wir sind so geheim, dass wir gar nicht existieren. Aber in Wirklichkeit wissen auch ein paar stellvertretende Chefs von unserer Existenz. Sie tun ihr Bestes, um sich taub zu stellen, wenn von uns die Rede ist.«
    »Verstehe. Das bedeutet also, wenn es Probleme gibt, dann erlebt die jetzige Führung der Sicherheitspolizei eine unangenehme Überraschung. Wie ist es mit der Stabsleitung und der Regierung?«
    »Die Stabsleitung haben wir vor ungefähr zehn Jahren abgekoppelt. Und die Regierungen, die kommen und gehen.«
    »Wir stehen also allein auf weiter Flur, wenn es Ärger gibt.«
    Wadensjöö nickte.
    »Das ist natürlich der Nachteil an diesem ganzen Arrangement. Aber der Vorteil liegt auf der Hand. Allerdings hat sich auch unser Aufgabengebiet verändert. Heute geht es doch vorwiegend um Terrorismusbekämpfung und vor allem um die Einschätzung der politischen Eignung gewisser Personen in Schlüsselpositionen.«
    »Darum ist es schon immer gegangen.«
    Es klopfte. Gullberg sah einen ordentlich gekleideten Mann um die 60 und einen jüngeren Mann in Jeans und Sakko.
    »Darf ich dir Jonas Sandberg vorstellen. Er arbeitet hier seit vier Jahren und übernimmt operative Einsätze für uns. Von ihm habe ich dir vorhin ja schon erzählt. Und Georg Nyström kennst du ja von früher.«
    »Hallo, Georg«, begrüßte ihn Gullberg.
    Sie gaben sich die Hand. Dann wandte sich Gullberg an Jonas Sandberg.
    »Und woher kommst du?«, wollte er wissen und betrachtete den jungen Mann.
    »Jetzt komm ich gerade aus Göteborg«, scherzte Sandberg. »Ich hab ihn schon im Krankenhaus besucht.«
    »Zalatschenko …«, sagte Gullberg.
    Sandberg nickte.
    »Setzen wir uns doch, meine Herren«, forderte Wadensjöö die Kollegen auf.
    »Björck«, sagte Gullberg und runzelte die Stirn, als Wadensjöö sich einen Zigarillo ansteckte. Sein Jackett hatte er mittlerweile ausgezogen und lehnte sich in seinem Stuhl am Konferenztisch zurück. Wadensjöö stellte erschrocken fest, wie unglaublich mager der alte Mann geworden war.
    »Er wurde am Freitag wegen Verbrechen gegen das Prostitutionsgesetz festgenommen«, erklärte Nyström. »Es ist zwar noch keine Anklage erhoben worden, aber im Prinzip hat er schon gestanden und ist mit eingeklemmtem Schwanz wieder nach Hause geschlichen. Er wohnt draußen in Smådalarö, während er krankgeschrieben ist. Die Medien sind Gott sei Dank noch nicht auf ihn aufmerksam geworden.«
    »Björck war früher einer unserer besten Männer«, sagte Gullberg. »Und er spielte eine Schlüsselrolle in der Zalatschenko-Affäre. Was ist passiert mit ihm, seit ich in Pension gegangen

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