Vergeltung
Abfalleimer und
spülte mit Cola nach.
—
David Johansen kam auf sie
zugestürmt, als sie wenige Minuten später im Präsidium eintrafen. Er hatte hektische
rote Flecken am Hals und gestikulierte wild, während er berichtete.
»Alex Pedersen sitzt in deinem Büro,
Michael. Er ist ziemlich ungehalten. Ein Streifenwagen hat ihn draußen in Tarm
bei einem Kumpel aufgelesen. Ich habe mir gerade mal seine Akte vorgenommen.
Der hat nicht gerade wenig auf dem Kerbholz. Schon mit zwölf ist er mit dem
Gesetz in Konflikt geraten.« David wedelte mit einer dicken Akte.
»2004 ist er wegen Körperverletzung an seiner Exfreundin verurteilt
worden. Er hat zwei Jahre bekommen. Zwei Drittel davon hat er abgesessen, der
Rest ist zur Bewährung ausgesetzt worden, er darf sich also nicht noch eine
Gewalttat zuschulden kommen lassen. Er hat bereits gestanden, am Samstagabend
in der Diskothek gewesen zu sein und sich an Anna herangemacht zu haben. Das
ist also schon mal klar.« David lachte triumphierend und gab Michael die Akte.
—
Alex Pedersen saß
zusammengekauert auf dem Stuhl. Er war ein gedrungener, kräftiger junger Mann
mit dunklem struppigem Haar und großen, fast schwarzen Augen. Er blickte wütend
auf, als Rebekka und Michael eintraten.
»Ich habe damit nichts zu tun, rein
gar nichts.« Er sprang so plötzlich von seinem Stuhl auf, dass dieser mit einem
Knall umfiel, und stand drohend vor ihnen.
»Setzen Sie sich, Alex.« Michael klang barsch, und Alex gehorchte,
hob den Stuhl auf und ließ sich schwer darauf fallen. Er vergrub das Gesicht in
den Händen, als könnte er den Moment auslöschen. Dann fing er an zu erzählen.
Er war in der Diskothek Jimbalaya gewesen. Allein. Er ging oft
allein aus. Anna war ihm sofort aufgefallen, weil sie so schön war. Er hatte
genau gewusst, wer sie war, sie war ihm über die Jahre immer wieder aufgefallen.
Sie hatte zwar einen Freund, Erik Mathiesen, aber sie machte nicht den
Eindruck, als wäre sie in festen Händen. Ganz im Gegenteil. Sie hatte mit allen
möglichen Leuten geflirtet und sich zusammen mit ihren Freundinnen auf der
Tanzfläche amüsiert. Sie waren betrunken und albern gewesen. Alle Männer hatten
sie angestarrt. Er auch. Sie hatte unwahrscheinlich gut ausgesehen. Ein
hübsches Gesicht und ein verführerischer Körper. Ja, er hatte Lust auf sie
gehabt und deshalb hatte er sie auf einen Drink eingeladen, was er
normalerweise nie tat. Anna und er hatten sich etwas unterhalten, sie hatte
ganz offensichtlich mit ihm geflirtet und ihn geneckt. Irgendwann hatte er sie
nach ihrer Telefonnummer gefragt. Sie hatte sie auf eine Serviette geschrieben
und ihm gegeben, um sie ihm dann – plötzlich – wieder wegzunehmen. Sie hatte
ihn verwirrt.
Rebekka und Michael hörten Alex schweigend zu.
»Was haben Sie getan, als Anna Ihnen die Telefonnummer wieder
weggenommen hat?«, fragte Rebekka.
»Ich habe sie am Arm gepackt und festgehalten.« Alex sah Rebekka an
und lächelte leicht, aber sie ließ sich nicht provozieren.
»Wie hat Anna darauf reagiert?«, wollte sie wissen.
»Sie machte den Eindruck, als wollte sie gerne beschützt werden. Als
wäre sie in ihrem tiefsten Inneren sehr traurig. Aber dann ist sie plötzlich
wütend geworden und hat sich losgerissen.« Alex zuckte mit den Schultern.
Idiot, dachte Rebekka. Keine normale, gesunde Frau mochte es,
festgehalten zu werden. Aber sie wussten natürlich nicht, ob Anna eine
gewöhnliche Frau war, auch wenn alles in ihrer Umgebung darauf hindeutete.
Rebekka schüttelte den Kopf in der Hoffnung, die vielen Gedanken und Eindrücke
zurechtzurücken, doch es gelang ihr nicht. Wie von fern registrierte sie, dass
Michael und Alex weiterredeten, während sie wie unter einer Glasglocke saß.
»Haben Sie Anna Gudbergsen getötet?« Michaels Stimme durchschnitt
die Luft.
»Nein. Wie oft soll ich Ihnen das denn noch sagen. Ich bin gegangen,
nach Hause. Und habe geschlafen.« Alex starrte Michael wütend an, der sich drohend
zu ihm vorbeugte.
»Hören Sie auf, Alex«, rief er. »Sie haben Anna begehrt. Wollten mit
ihr ins Bett. Sie hat sie abgewiesen. In der Diskothek. Vor allen Leuten. Sie
sind wütend geworden. Haben sich gekränkt gefühlt. Sie hat Sie lächerlich
gemacht. Geben Sie es doch endlich zu. Sie sind ihr gefolgt, Sie kannten den
Weg, vielleicht sind Sie ihr ja schon früher gefolgt. Sie haben sie geschlagen
…«
»Nein, nein … Nein!!! « Alex’ Stimme
erfüllte den Raum. Er sprang wieder auf, sein Gesicht war
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