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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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gedroht hatte, hatte ihm dieser einen alten Donut angeboten und auch gleich vorgeschlagen, in welche Körperöffnung er ihn sich schieben möge. Mullen, der Veteran, hatte schlicht geantwortet: »Machen Sie, was Sie wollen, aber entfernen Sie ihr trauriges Wichsgesicht schleunigst von meiner Veranda.«
    Anfragen bei Collins’ ehemaligen Kameraden blieben ähnlich fruchtlos.
    »Glauben Sie im Ernst«, hatte Kirk Williams, der Banker, gefragt, »dass Dave Collins hier mit zweihundert Millionen Dollar hereinspaziert und ich sie mir nichts dir nichts für ihn wasche? Glauben Sie das im Ernst? Im Ernst?«
    Palmer machte außerdem einen weiteren Delta-Veteranen ausfindig, einen New Yorker Barbetreiber, der ihm erklärte: »Ich habe Collins nicht gesehen, und wenn ich ihn gesehen hätte, würde ich es einem stiefelleckenden Schreibtischhengst wie Ihnen ganz bestimmt nicht verraten. Verschwinden Sie aus meiner Bar, sonst suche ich mir einen Straßenköter, der Sie anpisst.«
    »Ich frage mich«, hatte Palmer geantwortet, »ob sich das Gesundheitsamt hier schon mal umgesehen hat. Und wie stehen Sie überhaupt zum Finanzamt? In letzter Zeit mal eine Steuerprüfung gehabt?«
    »Das Gesundheitsamt war mit Ihrer Mutter voll ausgelastet«, erwiderte Cooper. »Und wenn das Finanzamt meine Bücher prüfen möchte, schön. Ich hab keine Ahnung, wie viel mir meine Leute klauen, vielleicht können die mir das ja sagen. Hier wird cash gezahlt, Sie Blödmann. Und jetzt raus. Zwei Menschen auf der Welt würde ich niemals einen Drink servieren – Osama bin Laden und Ihnen. Ersterer ist tot, und wenn Sie hier noch einmal die Klappe aufreißen, sind Sie’s auch.«
    Palmer ging.
    Jetzt fragt er Wendelin: »Glauben Sie, Collins hat was mit dem Mord an Zuffeir zu tun?«
    Möglich, denkt Wendelin, zumal Zuffeir in Verbindung mit Al-Hulwah stand.
    Collins ist aus dem Ruhestand zurück und Zuffeir ausgeschaltet.
    Jetzt machen sich die Franzosen ins gallische Hemd, denken, wir wollen unser Unkraut in ihrem Garten jäten. Er nimmt sich vor, noch am selben Nachmittag ein teures Glas Wein mit dem französischen Militärattaché zu trinken – den er, Gott sei dank, noch vom Naval War College kennt – und ihm bei der Gelegenheit zu versichern, dass wir nichts mit der Sache zu tun haben.
    Aber interessant ist das trotzdem.
    Entweder ging Collins davon aus, dass der Imam in das Attentat auf Flug 211 verwickelt war, und hat ihn deshalb ermordet, oder …
    Er scheucht Vögel auf.
    Aziz steigt aus dem Bett.
    Er lässt die Wärme einer Frau hinter sich zurück, einer sharmuta zwar, einer Hure, aber sie ist von ausgesuchtesterSchönheit, überaus geschickt und ungeheuer charmant. Was sich bei dem Tarif, den sie verlangt, auch gehört. Wie sagen die Amerikaner so schön? »Man bekommt, wofür man bezahlt.«
    Jetzt schläft sie, ihr langes blondes Haar ergießt sich über das Kissen.
    Er tippt ihr an die Fußsohle, und sie schlägt die Augen auf.
    »Wenn ich wiederkomme, will ich dich nicht mehr hier sehen«, sagt er.
    Er zieht einen schwarzen Pullover über, eine schwarze Hose, dazu Stiefel und eine Daunenjacke von The North Face, dann tritt er hinaus auf die Via Padova, geht zum Zeitungskiosk und entdeckt dort Baseyew, der bereits auf ihn wartet. Aziz geht an ihm vorbei und biegt in eine der unzähligen engen Gassen des arabischen Viertels von Mailand ein.
    Aziz verlangsamt seinen Schritt, lässt sich von Baseyew einholen, geht neben ihm her. Baseyew trägt wie üblich eine schwarze Lederjacke und die Haare zurückgegelt, er sieht aus wie das, was er ist – ein Russe. Was man ihm aber besser nicht ins Gesicht sagt.
    Baseyew ist gebürtiger Tschetschene.
    Er tötet Russen.
    »Und?«, fragt Aziz.
    »Es gab ein Problem«, erwidert Baseyew. Er erzählt Aziz von Zuffeir und den Ereignissen in Marseille.
    Plötzlich wird Aziz von Angst gepackt. Jetzt weiß er mit Sicherheit, dass ihn die Amerikaner mit dem Attentat auf Flug 211 in Verbindung bringen.
    »Egal«, erwidert Baseyew. »Die Spur ist kalt. Zuffeir ist tot, Saif und Amriki sind auf Lamu in Sicherheit. Außer Reichweite.«
    »Gut«, antwortet Aziz. Amriki ist ihm egal, aber Saif saß inAl-Jafr in der Zelle nebenan. Sie flüsterten miteinander, machten sich gegenseitig Mut, beteten zusammen, hörten den anderen weinen, trösteten einander. Zum Dank hatte Aziz Saif die Ehre und Verantwortung übertragen, Flug 211 vom Himmel zu schießen. Amriki, der Amerikaner – der Konvertit, der Anfänger – ist

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