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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Pen-Register.«
    Pen-Register waren ein fester Bestandteil von Telefonüberwachungen. Während die Ermittler die Gespräche auf den überwachten Anschlüssen abhörten, wurden zugleich alle Anrufe registriert, die auf den in der Anordnung aufgeführten Anschlüssen, die nicht abgehört wurden, ein- und ausgingen. Daher lagen den Ermittlern sowohl Zeitpunkt und Dauer eines jeden Telefonats vor als auch die Nummern der Anrufer beziehungsweise Angerufenen.
    »Noch Fragen?«, fragte Pratt.
    Bosch dachte nicht, dass es noch Fragen gäbe. Die Sache war denkbar einfach. Doch dann hob ein OU-Detective namens Renner die Hand, und Pratt nickte ihm zu.
    »Wie sieht es mit Überstunden aus? Sind die genehmigt?«
    »Ja, sind sie«, antwortete Pratt. »Aber wie bereits gesagt, die Anordnung ist ab sofort nur noch zweiundsiebzig Stunden gültig.«
    »Na, dann wollen wir hoffen, dass es auch die ganzen zweiundsiebzig werden«, sagte Renner. »Mein Sohn geht im Sommer in Malibu ins Ferienlager.«
    Die anderen lachten.
    Tim Marcia und Rick Jackson meldeten sich für das zweite Straßenteam, das sich mit Bosch und Rider abwechseln würde. Die restlichen vier teilten sich den Audioraum-Einsatz, wobei Renner und Robleto die Frühschicht übernahmen und Robinson und Nord die gleiche Schicht wie Bosch und Rider. Bei ListenTech war man sehr bequem untergebracht, aber manche Cops wollten nicht eingesperrt sein, egal, unter welchen Bedingungen. Manche zogen grundsätzlich die Straße vor, und Bosch wusste, dass er wie Marcia und Jackson zu dieser Sorte gehörte.
    Pratt beendete die Besprechung, indem er Zettel verteilte, auf denen neben den Handynummern aller Beteiligten auch der Funkkanal stand, den sie während der Observierung benutzen würden.
    »Für die Außendienstteams habe ich unten in der Geräteausgabe Funkgeräte bereitlegen lassen«, sagte Pratt. »Denken Sie also dran, den Funk immer eingeschaltet zu lassen. Harry, Kiz, habe ich irgendwas vergessen?«
    »Das müsste eigentlich alles sein«, sagte Rider.
    »Da wir nur wenig Zeit haben«, sagte Bosch, »werden Kiz und ich uns etwas ausdenken, um die Sache ein bisschen anzukurbeln, sollte sich bis morgen A bend nichts tun. Wir haben den Zeitungsartikel, und wir müssen dafür sorgen, dass er ihn zu sehen kriegt.«
    »Wie will er ihn überhaupt lesen, wenn er Legastheniker ist?«, fragte Renner.
    »Er hat einen GED«, sagte Bosch. »Er müsste also in der Lage sein, ihn zu lesen. Wir müssen nur dafür sorgen, dass er ihn zu sehen kriegt.«
    Alle nickten zustimmend, und dann erklärte Pratt abschließend: »Okay, Leute, das war’s. Ich werde mich tagsüber und nachts bei allen melden. Halten Sie entsprechend Abstand zu diesen Kerlen, und seien Sie vorsichtig. Nicht, dass hier irgendwas auf uns zurückfällt. Diejenigen, die die erste Schicht übernehmen, sollten vielleicht schon mal nach Hause fahren und sehen, dass sie eine Mütze Schlaf kriegen. Und immer dran denken: Wir haben hier nicht viel Zeit, nur bis Freitagabend, dann ist Schluss. Deshalb, an die Arbeit, Leute, ich will jetzt was sehen. Ziehen wir das durch. Wenn wir es nicht schaffen, schafft es niemand. Bringen wir es zu Ende.«
    Bosch und Rider standen noch ein paar Minuten mit den anderen herum und unterhielten sich beiläufig über den Fall, und dann kehrte Bosch in ihr Abteil zurück. Er nahm die Kopie der Bewährungsakte aus dem Aktenstapel. Bisher war er noch nicht dazu gekommen, sie in Ruhe durchzusehen, doch jetzt war der Zeitpunkt dafür gekommen.
    Die Akte war so angelegt, dass Strafanzeigen und Gerichtsprotokolle einfach oben eingeheftet wurden, wenn Mackey wieder einmal verhaftet wurde und eine Spur im Strafvollzugssystem hinterließ. Die einzelnen Dokumente waren also in umgekehrter chronologischer Reihenfolge eingeordnet. Am meisten interessierten Bosch die frühen Jahre. Deshalb begann er am Ende der Akte, um sich von hinten nach vorn durchzuarbeiten.
    Mackeys erste Festnahme nach Erreichen der Volljährigkeit erfolgte bereits einen Monat nach seinem achtzehnten Geburtstag. Er wurde im August 1987 wegen Autodiebstahls verhaftet. Er hatte damals noch zu Hause gelebt und die Corvette eines Nachbarn gestohlen. Er war einfach eingestiegen und damit weggefahren, als der Nachbar den Wagen mit laufendem Motor in der Einfahrt stehen ließ, um noch einmal ins Haus zu gehen und seine Sonnenbrille zu holen.
    Mackey bekannte sich schuldig, und das der Akte beigefügte Vorverhandlungsprotokoll enthielt zwar einen

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