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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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diese Information der Times zu.«
    Bosch musste sich schnell etwas einfallen lassen. Die Reporterin hörte sich hektisch und gereizt an. Ein Journalist, der sauer wurde, konnte zu einem ernsthaften Problem werden. Er musste unbedingt die Luft herausnehmen und Mackeys Rolle herunterspielen. Das einzig Positive an der Sache war, dass sie die DNS-Verbindung zwischen Mackey und der Tatwaffe nicht erwähnt hatte. Daraus schloss er, dass ihre Quelle nicht aus Polizeikreisen kam. Jemand mit begrenztem Wissen.
    »Zuallererst – ich spreche über diese Sache nicht mit der Times . Solange der Artikel auch wirklich morgen erscheint, sind Sie die Einzige, die diese Story kriegt. Zweitens spielt es sehr wohl eine Rolle, woher Sie diesen Namen haben, weil nämlich Ihre Information falsch ist. Ich versuche Ihnen hier nur zu helfen, McKenzie. Sie machen einen Riesenfehler, wenn Sie diesen Namen in den Artikel setzen. Sie könnten deswegen sogar einen Prozess an den Hals bekommen.«
    »Wer ist dann dieser Mackey?«
    »Wer ist Ihre Quelle?«
    »Sie wissen, dass ich sie Ihnen nicht nennen kann.«
    »Warum nicht?«
    Bosch versuchte, Zeit zu gewinnen und dachte gleichzeitig fieberhaft nach. Während die Reporterin eine Standardreplik über den Schutz von Informati onsquellen herunterratterte, hakte Bosch die Namen der Leute ab, mit denen er und Rider über Mackey gesprochen hatten und die nicht bei der Polizei waren. Dazu gehörten Rebecca Losts drei Freundinnen – Tara Wood, Bailey Sable und Grace Tanaka. Dann waren da noch Robert Lost, Danny Kotchof, die Bewährungshelferin Thelma Kibble und Gordon Stoddard, der Schulleiter, außerdem Mrs. Atkins, die Sekretärin, die Mackeys Namen im Schularchiv nachgesehen hatte.
    Schließlich war da auch noch Judge Demchak, aber das schloss Bosch als zu unwahrscheinlich aus. McKenzie Ward hatte ihm die Nachricht hinterlassen, als er und Rider bei der Richterin waren. Dass die Richterin die Reporterin angerufen haben könnte, während sie allein im Richterzimmer war und den Antrag prüfte, hielt er für völlig ausgeschlossen. Sie hatte nicht einmal etwas von dem Zeitungsartikel gewusst, geschweige denn von der Reporterin, die ihn schrieb.
    Bosch vermutete, dass die Reporterin infolge des Zeitdrucks einfach in die Redaktion zurückgekehrt war und dort, um den Bericht abzurunden, ein wenig herumtelefoniert hatte. Den Namen Roland Mackey hatte sie von einer der Personen gehört, die sie angerufen hatte. Bosch bezweifelte, dass sie in den wenigen Stunden nach dem Interview Robert Lost ausfindig gemacht und mit ihm Kontakt aufgenommen haben könnte. Auch Grace Tanaka und Danny Kotchof strich er von der Liste, weil sie nicht aus der Gegend waren. Zu Kibble ließ sich erst eine Verbindung herstellen, wenn man Mackeys Namen bereits hatte. Somit blieben nur noch Tara Wood und die Schule – entweder Stoddard, Sable oder die Sekretärin. Die wahrscheinlichste Lösung war die Schule, weil hier für die Reporterin am einfachsten eine Verbindung zu dem Fall herzustellen gewesen wäre. Erleichtert gelangte Bosch zu der Überzeugung, die Gefahr müsse sich eindämmen lassen können.
    »Detective, sind Sie noch dran?«
    »Ja, Entschuldigung, ich musste mich gerade auf den Verkehr konzentrieren.«
    »Also, wie lautet Ihre Antwort? Wer ist Roland Mackey?«
    »Er ist irrelevant. Eine Sackgasse. Beziehungsweise war er das. Das ist inzwischen geklärt.«
    »Erklären Sie das bitte genauer.«
    »Schauen Sie, wir haben diesen Fall geerbt, ja? Im Lauf der Jahre wurde die Mordakte abgelegt, wieder hervorgeholt, ein bisschen herumbewegt. Dabei kam Verschiedenes durcheinander. Zum Teil bestand unsere Aufgabe nur darin, einfach ein bisschen aufzuräumen. Ordnung zu schaffen. Bei dieser Gelegenheit stießen wir auf ein Foto dieses Roland Mackey, das lose in der Akte lag, und wir waren nicht sicher, wer er war und was er mit der Sache zu tun hatte. Als wir dann so weit waren, erste Befragungen durchzuführen und uns mit den in den Fall verwickelten Personen vertraut zu machen, zeigten wir das Foto ein paar Leuten, um zu sehen, ob sie wussten, wer er war und wie er da reingehörte. Jedenfalls haben wir nie jemandem erzählt, er wäre der Hauptverdächtige. Das können Sie mir glauben. Entweder übertreiben also Sie, oder wer Ihnen von diesem Kerl erzählt hat, hat übertrieben.«
    Darauf trat kurzes Schweigen ein, und Bosch vermutete, dass sie in Gedanken noch einmal das Gespräch durchging, in dessen Verlauf der Name Mackey

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