Vergessene Stimmen
noch. Was ist ein Veranstaltungsmanager?«
»Sie meinen, hier im Hotel? Ich bin für große Feiern und Konferenzen und Hochzeiten und dergleichen zuständig. Ich sorge dafür, dass alles reibungslos funktioniert, wenn große Gruppen zu uns kommen.«
»Okay, gut, dann will ich Sie nicht länger von der Arbeit abhalten. Einen schönen Tag noch.«
Bosch legte auf und dachte an seinem Schreibtisch über den Anruf nach. Am Ende hatte er sich gegenüber Kotchof gewaltig blamiert. Seine Verhörkünste waren in den letzten drei Jahren so gut wie nicht zum Einsatz gekommen, aber das war keine Entschuldigung. Er musste besser werden, und zwar bald.
Davon abgesehen, waren bei der Befragung verschiedene Punkte zur Sprache gekommen, die es näher in Betracht zu ziehen galt. Er gab nicht viel auf Kotchofs wütende Reaktion auf die Behauptung, er sei unmittelbar vor dem Mord in Los Angeles gesehen worden. Da Bosch sich das Ganze nur ausgedacht hatte, war Kotchofs Wut sicherlich gerechtfertigt. Bemerkenswert war dagegen, wie sich Kotchofs Ärger auf Grace Tanaka konzentriert hatte. Es konnte vielleicht nicht schaden, ihrem Verhältnis weiter nachzugehen, vielleicht mithilfe von Kiz Rider.
Außerdem dachte Bosch über Kotchofs Behauptung nach, nichts von Rebecca Losts Schwangerschaft gewusst zu haben. Instinktiv glaubte ihm Bosch. Alles in allem strich das Kotchof nicht von der Liste der Verdächtigen, aber es schob ihn ziemlich weit nach hinten. Er würde Kotchofs Antworten mit Rider besprechen und sehen, was sie davon hielt.
Die interessanteste Information, die Bosch aus dem Anruf gewonnen hatte, waren die Widersprüche zwischen Kotchofs Erinnerungen und denen von Muriel Lost, der Mutter des Opfers. Muriel Lost hatte gesagt, Kotchof habe ihre Tochter bis zu deren Tod mit steter Regelmäßigkeit angerufen. Kotchof behauptete, nichts dergleichen getan zu haben. Bosch sah keinen Grund, weshalb ihm Kotchof in dem Punkt etwas hätte vormachen sollen. Demzufolge musste Muriel Losts Erinnerung falsch sein. Oder ihre Tochter hatte ihr bezüglich der Anrufe, die sie jeden Abend vor dem Schlafengehen erhalten hatte, nicht die Wahrheit gesagt. Nachdem das Mädchen eine Beziehung und die daraus resultierende Schwangerschaft verheimlicht hatte, war durchaus vorstellbar, dass sie zwar Abend für Abend einen Anruf erhalten hatte, aber nicht von Kotchof. Der Anrufer war jemand anders gewesen, jemand, von dem Bosch als Mr. X zu denken begann.
Bosch sah Muriel Losts Nummer in der Mordakte nach und rief bei ihr an. Er entschuldigte sich für die Störung und sagte, er habe noch ein paar Fragen. Muriel versicherte ihm, er störe sie in keiner Weise.
»Was wollen Sie wissen?«
»Ich habe das Telefon auf dem Nachttisch Ihrer Tochter gesehen. War das ein Nebenanschluss, oder hatte sie eine eigene Telefonnummer?«
»Sie hatte eine eigene Nummer. Einen Privatanschluss.«
»Wenn also Daniel Kotchof abends anrief, ging sie selbst ans Telefon, oder?«
»Ja, in ihrem Zimmer. Sie hatte nur dort einen Anschluss.«
»Dann wissen Sie also nur, dass Danny sie regelmäßig anrief, weil sie Ihnen das gesagt hat?«
»Nein, ich habe ab und zu das Telefon läuten gehört. Er hat angerufen.«
»Ich meine damit, Mrs. Lost, dass Sie selbst nie ans Telefon gegangen sind und mit Danny Kotchof gesprochen haben. Ist das richtig?«
»Das stimmt. Es war wie gesagt ihr Privatanschluss.«
»Wenn also ihr Telefon klingelte und sie mit jemandem telefonierte, bekamen Sie nur mit, wer angerufen hatte, wenn sie es Ihnen hinterher erzählte. Trifft das zu?«
»Äh, ja, an sich schon. Wollen Sie damit sagen, dass es gar nicht Danny war, der sie die ganze Zeit angerufen hat?«
»Ich bin noch nicht sicher. Allerdings habe ich Danny auf Hawaii angerufen, und er sagte, er hätte schon lange vor dem Tod Ihrer Tochter aufgehört, sie anzurufen. Er hatte nämlich eine neue Freundin. Auf Hawaii.«
Diese Mitteilung wurde mit einem langen Schweigen aufgenommen. Schließlich sagte Bosch in die Stille hinein: »Haben Sie eine Ahnung, mit wem sie gesprochen haben könnte, Mrs. Lost?«
Nach einer weiteren Pause kam Muriel Lost verzagt mit einer Erklärung an.
»Vielleicht mit einer ihrer Freundinnen.«
»Das ist möglich«, sagte Bosch. »Sonst noch jemand, der Ihnen einfällt?«
»Das gefällt mir gar nicht«, antwortete sie rasch. »Es ist so, als würde ich lauter neue Dinge erfahren.«
»Es tut mir Leid, Mrs. Lost. Ich werde versuchen, Sie mit diesen Dingen nur zu
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