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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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belasten, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aber leider ist das jetzt unumgänglich. Hatten Sie und Ihr Mann denn jemals eine nähere Vermutung, von wem sie schwanger gewesen sein könnte?«
    »Wie meinen Sie das? Wir haben es doch erst hinterher erfahren.«
    »Das ist mir durchaus klar. Was ich damit meine, ist: Dachten Sie, dass Becky eine heimliche Beziehung gehabt hatte oder dass es – wie soll ich sagen? – einfach ein Betriebsunfall war, Sie wissen schon, mit jemandem, mit dem sie keine feste Beziehung hatte?«
    »Sie meinen, ein kurzes sexuelles Abenteuer? Ist es das, was Sie über meine Tochter sagen wollen?«
    »Nein, Ma’am, ich will überhaupt nichts über Ihre Tochter sagen. Ich stelle nur Fragen. Ich möchte Ihnen nicht wehtun, aber ich möchte die Person finden, die Rebecca umgebracht hat. Und dazu muss ich alles wissen, was es zu wissen gibt.«
    »Wir konnten es uns nie erklären, Detective«, erwiderte sie kalt. »Sie war tot, und wir beschlossen, dem nicht weiter nachzugehen. Wir überließen alles der Polizei und versuchten, unsere Tochter in Erinnerung zu behalten, wie wir sie kannten und liebten. Sie sagten, Sie haben selbst eine Tochter. Ich hoffe, Sie können das verstehen.«
    »Ich denke schon. Danke für Ihre Auskunft. Noch eine letzte Frage – und wir wollen da keinerlei Druck auf Sie ausüben –, aber wären Sie bereit, mit einem Zeitungsreporter über Ihre Tochter und den Fall zu sprechen?«
    »Weshalb sollte ich das? Das habe ich bisher nicht getan, und ich halte nach wie vor nichts davon, das Ganze in der Öffentlichkeit breitzutreten.«
    »Diese Einstellung finde ich bewundernswert. Aber diesmal möchte ich, dass Sie es tun, weil es dazu beitragen könnte, den Vogel aufzuscheuchen.«
    »Sie meinen, das könnte die Person, die es getan hat, veranlassen, ihre Deckung zu verlassen?«
    »Genau.«
    »Dann tue ich es auf der Stelle.«
    »Danke, Mrs. Lost. Ich gebe Ihnen Bescheid.«

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    16
    Abel Pratt hatte seine Anzugjacke an, als er aus seinem Büro kam. Er merkte, dass Bosch in seinem Abteil am Schreibtisch saß und mit seinem Zweifingersystem ein Protokoll seines Telefonats mit Muriel Lost tippte. Die fertigen Protokolle der Telefonate mit Grace Tanaka und Daniel Kotchof lagen auf dem Schreibtisch.
    »Wo ist Kiz?«, fragte Pratt.
    »Sie setzt den Antrag zu Hause auf. Dort kann sie besser denken.«
    »Ich kann überhaupt nicht mehr denken, wenn ich nach Hause komme. Ich habe nämlich Zwillinge, zwei Jungen.«
    »Na, dann viel Glück.«
    »Das kann ich brauchen. Dort fahre ich jetzt gerade hin. Bis morgen, Harry.«
    »Okay.«
    Aber Pratt ging nicht. Bosch blickte von der Schreibmaschine zu ihm auf. Vielleicht stimmte etwas nicht. Vielleicht war es die Schreibmaschine.
    »Ich habe sie auf einem Schreibtisch dort drüben gefunden«, sagte Bosch. »Sie sah so aus, als würde sie niemand benutzen.«
    »Das tut auch niemand. Die meisten benutzen inzwischen ihren Computer. Sie sind wirklich noch ganz von der alten Schule, Harry.«
    »Wahrscheinlich. Normalerweise schreibt Kiz die Berichte, aber ich muss noch etwas Zeit totschlagen.«
    »Überstunden?«
    »Ich muss noch in den Nickel rüber.«
    »In die Fifth Street? Was wollen Sie denn da?«
    »Nach dem Vater unseres Opfers suchen.«
    Pratt schüttelte bedrückt den Kopf.
    »Noch einer. Ist nicht der Erste.«
    Bosch nickte. »So was schlägt eben Wellen.«
    »Ja, Wellen«, stimmte ihm Pratt zu.
    Bosch überlegte, ob er Pratt anbieten sollte, mit ihm nach draußen zu gehen, sich vielleicht ein bisschen mit ihm zu unterhalten und ihn besser kennen zu lernen, aber sein Handy begann zu läuten. Er zog es vom Gürtel und sah den Namen Sam Weiss auf dem Display.
    »Da sollte ich lieber rangehen.«
    »Klar, Harry. Und seien Sie vorsichtig da drüben.«
    »Danke, Boss.«
    Er schnippte das Telefon auf. »Detective Bosch.«
    »Detective?«
    Bosch fiel ein, dass er Weiss keinerlei Informationen über sich und den Grund seines Anrufes auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte.
    »Mr. Weiss, mein Name ist Harry Bosch. Ich bin Detective beim LAPD. Ich würde Ihnen gern zu einem Ermittlungsverfahren ein paar Fragen stellen.«
    »Ich habe so viel Zeit, wie Sie brauchen, Detective. Geht es um meine Pistole?«
    Die Frage überraschte Bosch.
    »Wie kommen Sie darauf, Sir?«
    »Na, weil ich weiß, dass sie bei einem Mord verwendet wurde, der nie geklärt wurde. Und sie ist das Einzige, was mir einfällt, weswegen mir das LAPD

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