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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Einsatz waren, anriefen, um sich nach dem korrekten Wortlaut zu erkundigen.
    »Augenblick.«
    Er wartete. Währenddessen fuhr er an der Barham vom Freeway und nahm den Woodrow Wilson in die Hügel hinauf zu seinem Haus.
    »Detective?«
    »Ja, ich bin noch dran.«
    »Das war ein Hassverbrechen.«
    »Okay. Danke fürs Nachsehen.«
    »Keine Ursache.«
    Bosch fuhr den Wagen in den Carport und stellte den Motor aus. Mackeys Mitbewohner oder Vermieter war 1988 wegen eines Hassverbrechens angeklagt worden – im Jahr von Rebecca Losts Ermordung. William Burkhart war wahrscheinlich der Billy Burkhart, den Sam Weiss als einen Nachbarn identifiziert hatte, der an den Schikanen gegen ihn beteiligt gewesen war. Bosch wusste nicht, wie das alles zusammenpasste, aber es war Teil desselben Bildes. Inzwischen wünschte er sich, er hätte Mackeys Bewährungsakte mit nach Hause genommen. Um noch einmal den ganzen Weg in die Stadt zu fahren und sie zu holen, war er zu müde. Er beschloss, es für die Nacht gut sein zu lassen und sich die Unterlagen am nächsten Morgen im Büro anzusehen. Außerdem wollte er sich die Akte über William Burkharts Hassverbrechen besorgen.
    Im Haus war es still. Er holte sich das Telefon und ein Bier aus dem Kühlschrank und ging aufs Sonnendeck hinaus, um nach der Stadt zu sehen. Auf dem Weg nach draußen stellte er den CD-Player an. Es war bereits eine CD eingelegt, und bald hörte er aus den Außenlautsprechern die Stimme von Boz Scaggs kommen. Er sang »For All We Know«.
    Der Song wetteiferte mit dem gedämpften Geräusch des Freeway tief unter ihm. Bosch blickte über die Stadt hinweg und sah, dass über den Universal Studios keine Suchscheinwerfer mehr den Himmel durchschnitten. Dafür war es zu spät. Trotzdem war der Blick auf eine Art fesselnd, wie er das nur nachts war. Die Stadt dort draußen flimmerte wie eine Million Träume, nicht alle davon gut.
    Bosch überlegte, ob er Kiz Rider noch einmal anrufen und ihr von der Verbindung zu William Burkhart erzählen sollte, beschloss dann aber, bis zum Morgen damit zu warten. Er blickte auf die Stadt hinaus und war zufrieden mit den Ergebnissen des Tages, aber auch ziemlich aufgewühlt. Das brachte High Jingo so mit sich.
    Der Kerl mit dem Messer hatte gar nicht so weit daneben gelegen, als er ihn mit Missionar angesprochen hatte. In gewisser Weise hatte er Recht gehabt. Bosch verfolgte in seinem Leben eine Mission, und jetzt war er nach drei Jahren Pause wieder im Einsatz. Aber es gelang ihm nicht, zu glauben, dass deswegen jetzt alles gut sei. Er hatte das Gefühl, dass da draußen hinter den funkelnden Lichtern und Träumen etwas war, etwas, was er nicht sehen konnte. Es wartete auf ihn.
    Er machte das Telefon an und hörte einen durchgehenden Ton. Er hatte keine Nachrichten bekommen. Trotzdem wählte er die Nummer zum Abhören der Nachrichten und spielte eine ab, die er eine Woche zuvor erhalten und nicht gelöscht hatte. Es war die zarte Stimme seiner Tochter, auf Band gesprochen in der Nacht, in der sie und ihre Mutter zu einer Reise aufgebrochen waren, die sie weit fort von ihm führte.
    »Hallo, Daddy«, sagte sie. »Gute Nacht, Daddy.«
    Das war alles, was sie gesagt hatte, aber es genügte. Bosch speicherte die Nachricht für die nächste Gelegenheit, bei der er sie brauchte, dann unterbrach er die Verbindung.

Z WEITER T EIL
    High Jingo

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    20
    Am nächsten Morgen um 7.50 Uhr war Bosch wieder zurück im Nickel. Er beobachtete die Schlange der Obdachlosen, die am Metro Shelter um Essen anstanden, und behielt gleichzeitig Robert Lost im Auge, der hinter den Warmhaltetischen in der Küche arbeitete. Bosch hatte Glück gehabt. Es schien fast so, als hätte es bei den Obdachlosen am frühen Morgen einen Schichtwechsel gegeben. Die Menschen, die sich bei Dunkelheit auf den Straßen herumgetrieben hatten, schliefen die Fehlschläge der Nacht aus. Sie wurden abgelöst von der Frühschicht der Obdachlosen, von denen, die so schlau waren, sich nachts von der Straße fern zu halten. Bosch hatte eigentlich vorgehabt, bei den großen Anlaufstellen anzufangen und dann von dort weiterzumachen. Doch nachdem er wieder in Japantown geparkt und das Obdachlosenviertel erreicht hatte, zeigte er diesmal den wacher wirkenden Leuten, denen er auf der Straße begegnete, das Foto von Lost. Fast sofort bekam er Reaktionen. Die Leute von der Frühschicht erkannten Lost. Einige erklärten, den Mann auf dem Foto zu kennen, nur dass er

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