Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
bei der PDU gelandet ist. Wer weiß, was daraus geworden ist? Wahrscheinlich hat es Irving im ESB in die Beweismittel-Vernichtungsanlage gekippt.«
    »Alles sicher nicht. Als der neue Chief sein Amt antrat, verlangte er, dass alles offen gelegt würde. Er wollte wissen, wo die Leichen vergraben sind. Ich hatte damit zwar nichts zu tun, aber ich wusste davon und hatte auch mitbekommen, dass viele PDU-Akten nach der Auflösung der Einheit aufbewahrt wurden. Einen Großteil davon ließ Irving ins Sonderarchiv bringen.«
    »Ins Sonderarchiv? Was ist das denn?«
    »Es bedeutet, dass man nur mit einer Genehmigung von höchster Stelle Zugang dazu erhält. Es befindet sich im Keller des Parker Center. Hauptsächlich interne Ermittlungsverfahren. Politischer Kram. Gefährlicher Kram. Diese Chatsworth-Geschichte passt da eigentlich nicht rein, außer es gab eine Verbindung zu was anderem.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel zu jemandem von der Polizei oder von der Stadt.«
    Mit Letzterem war eine mächtige Persönlichkeit in der Stadtpolitik gemeint.
    »Glaubst du, du schaffst es irgendwie, da reinzukommen, um nachzusehen, ob noch welche von diesen Akten existieren? Wie ist das mit deinem Freund oben im Sechsten? Kann er dir vielleicht …«
    »Ich kann es versuchen.«
    »Dann tu das.«
    »Aber sag mir erst mal, was du da eigentlich genau treibst. Ich dachte, du wolltest heute Abend nach Robert Lost suchen, und auf einmal erzählst du mir, du bist unserem Verdächtigen gefolgt.«
    »Ich war unten im Toy District. Aber ich habe ihn nicht gefunden.«
    Er begann, ihr von seinem Ausflug in den Toy District zu erzählen, verschwieg aber die Begegnung mit den Möchtegernräubern. Diesen Zwischenfall und das Handyfiasko hinter Mackeys Haus wollte er für sich behalten.
    »Ich fahre morgen früh noch mal hin«, sagte er zum Schluss.
    »Okay, Harry. Das hört sich ja schon mal wie ein Plan an. Bis du reinkommst, müsste ich den Antrag fertig haben. Und ich werde nach den PDU-Akten sehen.«
    Bosch zögerte zunächst, beschloss dann aber, gegenüber seiner Partnerin keine Warnungen oder Befürchtungen zurückzuhalten. Er schaute durch die Windschutzscheibe auf die dunkle Straße hinaus. Er konnte das Rauschen des nahen Freeway hören.
    »Sei bitte vorsichtig, Kiz.«
    »Wie soll ich das verstehen, Harry?«
    »Weißt du, was es bedeutet, wenn ein Fall High Jingo ist?«
    »Ja, es heißt, jemand von der Polizeiführung hat seine Finger mit im Spiel.«
    »Ganz genau.«
    »Also?«
    »Also solltest du vorsichtig sein. Das Ganze riecht förmlich nach Irving. Es ist nicht so offensichtlich, aber es ist da.«
    »Meinst du, sein Zusammentreffen mit dir in der Cafeteria war kein Zufall?«
    »Ich glaube nicht an Zufälle. Nicht an solche.«
    Darauf trat eine Weile Stille ein, bevor Rider antwortete.
    »Okay, Harry, ich werde vorsichtig sein. Aber nicht den Schwanz einziehen, richtig? Wir bleiben uns treu, ohne Rücksicht auf Verluste. Entweder zählt jeder, o der es zählt keiner, erinnerst du dich?«
    »Aber sicher erinnere ich mich. Dann also bis morgen.«
    »Gute Nacht, Harry.«
    Sie legte auf, und Bosch saß noch lange im Auto, bevor er den Motor anließ.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    19
    Bosch wendete langsam den Wagen und fuhr auf der Mariano gemächlich an der Zufahrt zu Mackeys Haus vorbei. Dort hinten schien alles ruhig zu sein. Er sah kein Licht mehr brennen.
    Als er den Freeway erreichte, fuhr er in Richtung Osten, durchs Valley und hinunter zum Cahuenga Pass. Unterwegs rief er mit dem Handy in der Zentrale an und gab das Kennzeichen des Ford Pickup durch, neben dem Mackey seinen Camaro geparkt hatte. Wie sich herausstellte, war er auf einen William Burkhart zugelassen, der siebenunddreißig Jahre alt war und Ende der 80er Jahre ein paar Vorstrafen kassiert hatte, in den letzten fünfzehn Jahren aber sonst nichts mehr. Die Telefonistin gab Bosch für die Verurteilungen die jeweiligen Paragrafen des kalifornischen Strafrechts durch, unter denen sie im Computer gespeichert waren.
    Bosch erkannte sofort Anklagen wegen schwerer Körperverletzung und Hehlerei. Aber 1988 gab es auch eine Anklage unter einem Paragrafen, den er nicht kannte.
    »Ist gerade jemand mit einem Strafgesetzbuch in der Nähe, der mir sagen kann, was das ist?«, fragte er in der Hoffnung, es wäre gerade so wenig los, dass es die Telefonistin selbst machen würde. In der Zentrale lagen immer ein paar Strafgesetzbücher herum, weil häufig Cops, die gerade im

Weitere Kostenlose Bücher