Vergessene Welt
Theorie. Und ich hatte gehofft, daß wir sie
hier beweisen können … Aber das ist jetzt vorbei. Wir müssen weg von hier. Doc,
das sagen Sie besser auch den anderen.«
Thorne schaltete
das Funkgerät ein. »Eddie? Doc hier.«
Es kam keine
Antwort.
»Eddie?«
Aus dem Funkgerät
kam ein Knistern. Sie hörten ein Geräusch, das im ersten Augenblick klang wie
statisches Rauschen. Doch dann erkannten sie, daß es ein schriller menschlicher
Schrei war.
Hochstand
Mit einem Zischen begann der erste
Raptor, am Hochstand emporzuspringen. Wieder und wieder knallte er gegen das
Gerüst, das unter der Wucht des Aufpralls schepperte und schwankte, seine
Klauen kratzten über das Metall, dann fiel er zu Boden. Eddie wunderte sich,
wie hoch das Tier springen konnte – zweieinhalb Meter hoch, immer und immer
wieder und ohne erkennbare Anstrengung. Seine Sprünge lockten die anderen Tiere
an, die nun langsam zurückkehrten und den Hochstand umkreisten.
Bald war der
Hochstand umzingelt von springenden, fauchenden Raptoren. Er schwankte hin und her,
während die Tiere immer wieder dagegenprallten, mit ihren Klauen Halt suchten
und erneut zurückglitten. Aber bedenklicher war noch, daß sie, wie Levine erkannte,
aus ihren Erfahrungen lernten. Schon hatten einige begonnen, mit ihren klauenbewehrten
Vorderläufen die Metallstangen zu packen und sich daran festzuklammern, während
sie mit den Hinterläufen Halt suchten. Einer der Raptoren schaffte es bis knapp
unterhalb ihres kleinen Unterstands, bevor er erneut nach unten fiel. Die
Stürze schienen den Tieren nichts auszumachen. Sie standen sofort wieder auf
und sprangen erneut.
Eddie und die
Kinder rappelten sich hoch. »Zurück! Nicht hinaussehen!« rief Levine und schob
die Kinder in die Mitte des Unterstands.
Eddie beugte
sich über seinen Rucksack und zog einen Leuchtstab heraus. Er steckte ihn an
und warf ihn über das Geländer. Zwei Raptoren sprangen davor zurück. Der
Leuchtstab lag zischend und funkensprühend im feuchten Gras und warf harte rote
Schatten.
Aber die
Raptoren griffen weiter an. Jetzt zog Eddie eine Aluminiumstange aus dem Boden
des Hochstandes, beugte sich über das Geländer und schwang sie wie eine Keule.
Einer der
Raptoren war bereits so hoch geklettert, daß er mit weit aufgerissenem Maul
nach Eddies Hals schnappen konnte. Überrascht schrie Eddie auf und riß den Kopf
zurück. Der Raptor verfehlte ihn knapp, bekam aber sein Hemd zu fassen. Mit
fest zusammengebissenen Zähnen ließ er sich zurückfallen, und sein Gewicht zog
Eddie über das Geländer.
»Helft mir!
Hilfe!« schrie Eddie, bereits halb über dem Geländer.
Levine schlang
die Arme um ihn und zog ihn zurück. An Eddies Schulter vorbei sah er zu dem
Raptor hinunter, der wütend zischend in der Luft baumelte, das Hemd aber nicht
losließ. Eddie schlug dem Raptor mit der Stange auf die Schnauze. Aber der
Raptor ließ nicht locker, er hatte sich ins Hemd verbissen wie ein Bullterrier.
Eddie hing gefährlich weit über das Geländer hinaus, jeden Augenblick konnte er
fallen.
Erst als Levine
dem Raptor die Stange ins Auge stieß, ließ das Tier los. Die beiden Männer
fielen nach hinten. Als sie wieder standen, sahen sie, daß Raptoren am Gerüst
hochgeklettert kamen. Kaum hatten sie das Geländer erreicht, schlug Eddie mit
der Stange nach ihnen, und sie wichen zurück.
»Schnell«, rief
er den Kindern zu. »Aufs Dach! Schnell.« Kelly kletterte sofort eine der Verstrebungen
hoch und schwang sich behende aufs Dach. Arby stand mit Entsetzen im Gesicht
wie angewurzelt da. Sie sah zu ihm herunter und rief: »Komm schon, Arb!«
Arby hatte die
Augen weit aufgerissen vor Angst und rührte sich nicht. Levine lief zu ihm und
hob ihn in die Höhe. Eddie schwang die Stange in weitem Bogen, das Metall
klatschte gegen die Raptoren.
Einer der
Raptoren fing die Stange mit dem Maul und riß heftig daran. Eddie verlor das
Gleichgewicht, drehte sich und stürzte rücklings über das Geländer. »Neeiiin!«
schrie er im Fallen. Sofort sprangen die Tiere wieder auf die Erde. Eddies
Schreie gellten durch die Nacht. Die Raptoren fauchten.
Levine war
entsetzt. Er hatte noch immer Arby im Arm und schob ihn zum Dach hoch. »Zieh
dich hoch«, sagte er immer wieder. »Zieh dich hoch. Zieh dich hoch!«
Der Junge packte
das Dach, zog sich hoch und strampelte dabei panisch mit den Beinen. Er trat
Levine in den Mund, und Levine ließ ihn los. Im nächsten Moment sah er den Jungen
stürzen und
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