Vergessene Welt
ist eine Insel, aber welche
… Wir müssen neue Informationen abwarten. Nein, er reist heute abend ab. Nein,
ich glaube, er hat keine Ahnung, und Fotos hat er auch nicht gemacht. Nein. Ich
verstehe. Adiós. «
Levine zog den
Kopf ein, als der Pilot mit schnellen Schritten auf den LACSA-Schalter am
anderen Ende der Halle zuging.
Was ist denn
hier los, dachte er.
Es ist eine
Insel, aber welche …
Woher wußten
sie, daß es eine Insel war? Nicht einmal Levine wußte das bestimmt. Und er
hatte sich intensiv mit diesen Funden beschäftigt und versucht, das Puzzle zusammenzusetzen.
Woher sie kamen. Warum das alles passierte.
Er ging um die
Ecke, um nicht gesehen zu werden, und holte sein kleines Satellitentelefon heraus.
Mit schnellen Bewegungen gab er eine Nummer in San Francisco ein.
Es klickte,
während mit dem Satelliten Kontakt aufgenommen wurde. Die Verbindung wurde
hergestellt, es läutete. Dann war ein Pfeifton zu hören. Eine elektronische
Stimme sagte: »Bitte geben Sie Ihren Zugriffscode ein.«
Levine drückte
eine sechsstellige Zahl.
Noch ein
Pfeifton. Die elektronische Stimme sagte: »Hinterlassen Sie jetzt Ihre Nachricht.«
»Hallo, Ian«,
sagte Levine, »ich möchte dir die Ergebnisse meiner Reise durchgeben. Einzelnes
Exemplar, nicht in gutem Zustand. Fundort: BB-17 auf deiner Karte. Das ist ziemlich
weit südlich, was zu all unseren Hypothesen paßt. Genaue Identifikation unmöglich,
da es zuvor verbrannt wurde. Aber ich vermute, daß es sich um einen
Ornitholestes handelt. Wie du weißt, ist dieses Tier nicht auf der Liste – eine
sehr wichtige Erkenntnis.«
Er sah sich um,
doch niemand war in seiner Nähe, keiner achtete auf ihn. »Außerdem wies der
linke Oberschenkel einen tiefen Riß auf. Das ist äußerst beunruhigend.« Er zögerte,
zuviel wollte er nicht sagen. »Und ich schicke dir eine Gewebeprobe, die genau
untersucht werden muß. Außerdem habe ich den Eindruck, daß auch noch andere
Leute interessiert sind. Auf jeden Fall, Ian, was hier auch passiert, es ist
etwas Neues. Über ein Jahr lang gab es keine Funde, und jetzt tauchen sie wieder
auf. Hier passiert etwas Neues. Und wir verstehen es absolut nicht.«
Oder vielleicht
doch? dachte Levine. Er drückte die Unterbrechertaste, schaltete das Telefon ab
und steckte es wieder in die Außentasche seines Rucksacks. Vielleicht, dachte
er, wissen wir mehr, als uns bewußt ist. Er sah nachdenklich zu seinem Flugsteig
hinüber. Es war Zeit, an Bord zu gehen.
Palo Alto
Es war zwei Uhr nachts, als Ed James auf
den beinahe verlassenen Parkplatz vor dem Marie Callender’s an der Carter
Road fuhr. Der schwarze BMW war bereits da, er stand neben dem Eingang. Durch
die Fenster konnte er Dodgson mit gerunzelter Stirn an einem Tisch sitzen
sehen. Dodgson war nie guter Laune. Im Augenblick unterhielt er sich mit dem
untersetzten Mann neben ihm und sah dabei auf seine Uhr. Der untersetzte Mann
war Baselton, der Professor, der im Fernsehen auftrat. James war immer
erleichtert, wenn Baselton dabei war. Dodgson war ihm unheimlich, aber daß
Baselton in irgend etwas Zwielichtiges verwickelt war, konnte er sich nur
schwer vorstellen.
James stellte
den Motor ab und verstellte den Rückspiegel so, daß er sich sehen konnte, während
er seinen Hemdkragen zuknöpfte und die Krawatte zurechtzog. Er betrachtete sein
Gesicht im Spiegel: ein ungepflegter, müder Mann mit zwei Tage alten Stoppeln.
Was soll’s, dachte er. Warum sollte er auch nicht müde aussehen. Es war mitten
in der Nacht.
Dodgson hielt
seine Besprechungen immer mitten in der Nacht ab, und immer in diesem verdammten Marie Callender’s . James verstand nicht, wieso, der Kaffee schmeckte entsetzlich.
Aber es gab viel, das er nicht verstand.
Er nahm den
braunen Umschlag in die Hand, stieg aus und knallte die Tür zu. Kopfschüttelnd
ging er auf den Eingang zu. Seit Wochen zahlte ihm Dodgson nun schon 500 Dollar
pro Tag, damit er ein paar Wissenschaftler beschattete. Anfangs hatte James angenommen,
daß es sich um eine Art Industriespionage handle. Aber keiner der Wissenschaftler
arbeitete für die Industrie; sie alle hatten Universitätsstellen, meistens in
ziemlich langweiligen Fächern. Wie diese Paläobotanikerin Sattler zum Beispiel,
deren Spezialität prähistorische Pollenkörner waren. James hatte sich eine
ihrer Vorlesungen in Berkeley angehört. Unzählige Dias mit kleinen blassen Kugeln,
die aussahen wie Wattebäusche, während sie irgend etwas von den
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