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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Meile
Fahrt.
    Vor der nächsten
Kurve bremste Thorne und steuerte das Auto näher an die Felswand heran. In der
Kurve dann sah er einige Meter vor sich einen Raptor, der mit drohend gesenktem
Kopf mitten auf der Straße kauerte. Thorne gab Gas. Mit hoch erhobenen Hinterläufen
sprang der Raptor in die Luft. Er landete auf der Motorhaube, seine Klauen kratzten
schrill über das Metall. Er krachte gegen die Windschutzscheibe, das Glas
zerbarst zu Spinnengewebe. Mit dem Körper des Tiers vor der Scheibe konnte
Thorne überhaupt nichts sehen. Er bremste scharf, trotz der gefährlichen
Straße.
    »He«, rief
Levine, der nach vorne geworfen wurde.
    Der Raptor
rutschte seitlich von der Motorhaube. Thorne konnte wieder sehen, und er trat
aufs Gas. Levine wurde in den Sitz gedrückt, als das Auto vorwärts schoß. Aber
drei Raptoren griffen nun von der Seite an.
    Einer sprang
aufs Trittbrett und klammerte sich mit den Zähnen am Seitenspiegel fest. Sein wütend
funkelndes Auge war knapp neben Thornes Gesicht. Er riß das Steuer nach links,
so daß das Auto an der Felswand entlangscheuerte. Zehn Meter vor ihm ragte ein
Felsvorsprung in die Straße. Er warf dem Raptor einen Blick zu, der sich
weiterhin hartnäckig festhielt, bis zu dem Augenblick, da der Vorsprung gegen
den Spiegel krachte und ihn wegriß. Der Raptor war verschwunden.
    Die Straße
verbreiterte sich ein wenig, und Thorne hatte mehr Platz zum Manövrieren. Er
spürte einen heftigen Schlag, und als er hochschaute, sah er, daß die Plane
über seinem Kopf durchhing. Klauen stießen durch das Tuch und verfehlten nur
knapp seine Ohren.
    Er riß das
Steuer nach rechts, dann wieder nach links. Die Klauen verschwanden, aber das
Tier war noch da, sein Gewicht drückte noch immer den Stoff durch. Levine zog
ein großes Jagdmesser hervor und rammte es durch den Stoff. Sofort stieß wieder
eine Klaue durch die Plane und schlitzte Levines Hand auf. Er schrie vor
Schmerz und ließ das Messer fallen. Thorne bückte sich und tastete auf dem
Boden danach.
    Im Rückspiegel
sah er, daß noch zwei Raptoren den Jeep verfolgten. Sie kamen immer näher.
    Aber die Straße
war jetzt breiter, und er beschleunigte. Plötzlich tauchte der Kopf des Raptors
vom Dach vor Thorne auf, er spähte durch die zerbrochene Windschutzscheibe herein.
Thorne hob das Messer und stach immer wieder mit voller Kraft nach ihm. Es
schien dem Tier nichts auszumachen. In der nächsten Kurve riß er das Lenkrad
nach rechts und dann wieder nach links, der Jeep schwankte bedrohlich, aber der
Raptor auf dem Dach verlor den Halt, rollte rückwärts von der Plane und riß im
Fallen einen Großteil der Plane mit sich. Unten angekommen prallte das Tier von
der Straße ab und traf die beiden verfolgenden Raptoren. Die Wucht des
Zusammenstoßes schleuderte alle drei über den Rand, sie fielen fauchend in die
Tiefe.
    »Das war’s«,
rief Levine.
    Aber einen
Augenblick später sprang ein weiterer Raptor vom Abhang herunter, landete nur einen
knappen Meter hinter dem Jeep und rannte sofort los.
    Und hüpfte
behende, fast mühelos auf die Ladefläche des Jeeps.
     
    Levine hatte sich auf dem Beifahrersitz
umgedreht und starrte entgeistert nach hinten. Der Raptor war mit dem ganzen
Körper im Jeep, er hatte den Kopf gesenkt, die Vorderläufe erhoben, das Maul
aufgerissen, eine unmißverständliche Angriffshaltung.
    Jetzt ist alles
vorbei, dachte Levine.
    Es war wie ein
Schock: Am ganzen Körper brach ihm der Schweiß aus, Schwindel überkam ihn, und
im Bruchteil einer Sekunde erkannte er, daß er nichts mehr tun konnte und daß
er nur noch Augenblicke vom Tod entfernt war. Das Tier zischte, schnappte und
duckte sich zum Sprung – und plötzlich quoll weißer Schaum aus seinem Maul, die
Augen brachen. Es begann zu zucken, wurde von Krämpfen geschüttelt. Dann kippte
es zur Seite und fiel aus dem Auto.
    Hinter dem Jeep
sah er nun Sarah auf dem Motorrad und Kelly mit dem Gewehr in der Hand. Thorne
bremste, und Sarah kam neben dem Jeep zum Stehen. Sie gab Levine den Schlüssel.
    »Für den Käfig!«
rief sie.
    Levine nahm ihn
mit tauben Fingern, hätte ihn beinahe fallen lassen. Immer noch wie in einem
Schockzustand, bewegte er sich langsam, benommen. Beinahe wäre ich jetzt tot
gewesen, dachte er.
    »Nehmen Sie
Kellys Gewehr!« rief Thorne.
    Levine sah nach
links, wo noch mehr Raptoren neben dem Auto herliefen. Er zählte sechs, wahrscheinlich
waren es mehr. Er versuchte noch einmal zu zählen, aber sein Verstand

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