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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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meiden.
    Arby war immer
unsicher, wie er mit Leuten umgehen sollte. Er wurde von allen ja sowieso nur
komisch behandelt. Weil er jünger war natürlich. Und weil er schwarz war. Und
weil er ein Streber war, wie die anderen Kinder das nannten. Er war ständig
darum bemüht, akzeptiert zu werden, sich anzupassen. Aber er schaffte es nicht.
Er war nicht weiß, er war nicht stark, er war kein guter Sportler, und er war
nicht dumm. Die meisten Unterrichtsstunden fand er langweilig. Er konnte sich
in der Schule oft kaum wach halten. Die Lehrer wurden manchmal böse mit ihm,
aber was sollte er denn tun?
    Schule war wie
ein Videospiel in Superzeitlupe. Man brauchte bloß einmal pro Stunde kurz hinzuschauen
und verpaßte trotzdem nichts. Und wenn er mit den anderen Kindern zusammen war,
wie konnte man da von ihm erwarten, daß er Interesse zeigte an Melrose Place ,
den San Francisco 49ers oder am neuen Clip von The Shag? Das war doch alles
unwichtig.
    Aber Arby hatte
schon längst herausgefunden, daß es unpopulär war, so etwas zu sagen. Es war
besser, wenn er den Mund hielt. Weil niemand ihn verstand, bis auf Kelly. Sie
schien zu wissen, wovon er redete, zumindest meistens.
    Und Dr. Levine.
Immerhin gab es in der Schule einige Leistungskurse, die Arby wenigstens ein
bißchen interessierten. Nicht sehr natürlich, aber mehr als die anderen Fächer.
Und als Dr. Levine beschloß, ihre Klasse zu unterrichten, hatte Arby zum
erstenmal in seinem Leben die Schule aufregend gefunden. Genaugenommen –
    »Das ist also
Isla Sorna, hm?« sagte Kelly und sah durchs Fenster auf den Dschungel hinaus.
    »Ja«, sagte
Arby. »Sieht so aus.«
    »Sag mal, als die
vorher stehengeblieben sind«, sagte Kelly, »hast du da verstanden, worüber sie
geredet haben?«
    »Nicht richtig.
Wegen der ganzen Polsterung.«
    »Ich auch
nicht«, sagte Kelly. »Aber irgendwas scheint sie ziemlich aus der Fassung gebracht
zu haben.«
    »Ja, das Gefühl
hatte ich auch.«
    »Es klang, als
würden sie über Dinosaurier reden«, sagte Kelly. »Hast du irgendwas in der
Richtung gehört?«
    Arby schüttelte
lachend den Kopf. »Nein, Kel.«
    »Weil ich
nämlich schon glaube, daß sie darüber geredet haben.«
    »Also komm, Kelly.«
    »Weil ich
glaube, Thorne hat ›Triceratops‹ gesagt.«
    »Kel«, erwiderte
er. »Dinosaurier sind seit 65 Millionen Jahren ausgestorben.«
    »Ich weiß das …«
    Er deutete zum
Fenster hinaus. »Hast du da draußen irgendwelche Dinosaurier gesehen?«
    Kelly antwortete
nicht. Sie ging zum entgegengesetzten Ende des Gespanns und sah dort zum
Fenster hinaus. Thorne, Malcolm und Eddie verschwanden gerade im Hauptgebäude.
    »Die werden
ziemlich böse sein, wenn sie uns finden«, sagte Arby. »Was meinst du, wie
sollen wir es ihnen sagen?«
    »Wir könnten sie
ja überraschen.«
    »Die flippen
aus«, sagte er.
    »Und? Was können
sie denn dagegen tun?« fragte Kelly.
    »Vielleicht
schicken sie uns zurück?«
    »Wie? Das können
sie nicht.«
    »Ja.
Vermutlich.« Arby zuckte beiläufig die Achseln, aber diese Sache bekümmerte ihn
mehr, als er zugeben wollte. Das war alles Kellys Idee gewesen. Arby hatte sich
noch nie gern über Vorschriften hinweggesetzt, und er kam auch nicht gern in
Schwierigkeiten. Sobald ein Lehrer ihn auch nur mild tadelte, wurde er rot und
fing an zu schwitzen. Und seit zwölf Stunden dachte er nur daran, wie Thorne
und die anderen reagieren würden.
    »Schau«, sagte
Kelly. »Wir sind doch nur hier, um ihnen zu helfen, unseren Freund Dr. Levine
zu finden. Punkt. Dr. Thorne haben wir ja schon geholfen.«
    »Schon …«
    »Und wir werden
ihnen wieder helfen können.«
    »Vielleicht.«
    »Sie brauchen
unsere Hilfe.«
    »Vielleicht«,
sagte Arby. Überzeugt war er davon noch nicht.
    »Ich frage mich,
was es hier zum Essen gibt«, sagte Kelly. Sie öffnete den Kühlschrank. »Hast du
Hunger?«
    »Und wie«, sagte
Arby, der plötzlich merkte, daß sein Magen knurrte.
    »Was willst du?«
    »Was gibt es
denn?« Er setzte sich auf die grau gepolsterte Couch, streckte sich und sah
Kelly zu, die im Kühlschrank stöberte.
    »Komm her und
schau’s dir selber an«, sagte sie verärgert. »Ich bin doch nicht deine verdammte
Haushälterin.«
    »Ist ja gut.
Mach bloß keinen Aufstand.«
    »Na, du
erwartest doch, daß jeder dich bedient.«
    »Tu ich nicht«,
sagte Arby und stand steif von der Couch auf.
    »Du bist ein verzogener
Fratz.«
    »He«, sagte er.
»Mach mal halblang. Was ist denn los? Macht dich irgendwas

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