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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Problem,
weil jeder glaubte, daß alle Tierarten, die je erschaffen wurden, noch lebten.
Diese Vorstellung war auch einleuchtend, weil man davon ausging, daß die Welt
nur ein paar tausend Jahre alt war. Und daß Gott, der alle Lebewesen erschaffen
hatte, nie zulassen würde, daß eins seiner Geschöpfe ausstirbt. Das Aussterben
wurde deshalb allgemein für eine Unmöglichkeit gehalten. Cuvier jedoch zerbrach
sich den Kopf über diese ausgegrabenen Knochen und kam zu dem Schluß, daß, Gott
hin oder her, viele Tiere ausgestorben waren – als Folge, wie er glaubte, von
weltweiten Katastrophen wie der Sintflut zum Beispiel.«
    »Okay.«
    »Cuvier kam also
widerstrebend zu der Überzeugung, daß sich so etwas wie Aussterben ereignet
hatte«, fuhr Malcolm fort, »aber die Tatsache der Evolution akzeptierte er
nicht. Cuviers Ansicht nach gab es keine Evolution. Einige Tiere starben aus,
andere überlebten, aber keins entwickelte sich. Für ihn veränderten Tiere sich
nicht. Dann kam Darwin, der behauptete, daß sie sich doch entwickelten und daß
die ausgegrabenen Knochen von ausgestorbenen Vorfahren lebender Tiere stammten.
Die Implikationen von Darwins These brachten viele Leute auf die Palme. Ihnen
behagte die Vorstellung nicht, daß Gottes Geschöpfe sich veränderten, und ebensowenig
die Vorstellung, daß sie Affen in ihrem Stammbaum hatten. Das war peinlich und
beleidigend. Es gab eine hitzige Debatte. Aber Darwin trug eine unglaubliche
Menge von Fakten zusammen und konnte damit seine These überzeugend belegen. Und
mit der Zeit wurde seine Theorie der Evolution zuerst von Wissenschaftlern und
schließlich von der Allgemeinheit akzeptiert. Aber eine Frage blieb bestehen:
Wie funktioniert die Evolution? Darauf hatte Darwin keine gute Antwort.«
    »Natürliche
Zuchtwahl«, sagte Arby.
    »Ja, das war
Darwins Erklärung. Die Umwelt übt Druck aus, der gewisse Tiere begünstigt,
diese vermehren sich in nachfolgenden Generationen stärker, und so kommt es zur
Evolution. Wie aber viele Leute erkannten, ist die natürliche Zuchtwahl keine
gute Erklärung. Sie ist nur eine Definition: Wenn ein Tier erfolgreich
überlebt, muß es dafür ausgewählt sein. Aber was in dem Tier wird bevorzugt?
Und was geht bei der natürlichen Zuchtwahl im einzelnen vor sich? Darwin hatte
keine Ahnung. Und 50 Jahre lang auch sonst niemand.«
    »Aber es sind
doch die Gene«, sagte Kelly.
    »Okay«, sagte
Malcolm. »Gut. Wir kommen zum 20. Jahrhundert. Mendels Arbeit mit Pflanzen wird
wiederentdeckt. Fischer und Wright betreiben Populationsstudien. Und schon bald
weiß man, daß die Gene die Vererbung kontrollieren – was immer diese Gene sind.
Ihr dürft nicht vergessen, daß in der ersten Hälfte des Jahrhunderts, in der
Zeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg, niemand eine Ahnung hatte, was ein Gen
eigentlich ist. Seit Watson und Crick im Jahr 1953 wissen wir, daß Gene zu
einer Doppelhelix angeordnete Nukleotide sind. Großartig. Und wir kennen das
Phänomen der Mutation. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts haben wir also eine
Theorie der natürlichen Zuchtwahl, die besagt, daß in Genen spontane Mutationen
auftreten, daß die Umwelt Mutationen bevorzugt, die vorteilhaft sind, und daß
aus diesem Selektionsprozeß die Evolution resultiert. Es ist einfach und
direkt. Gott ist nicht im Spiel. Es ist auch kein höheres Organisationsprinzip
beteiligt. Am Ende ist die Evolution einfach das Ergebnis von ein paar
Mutationen, die entweder überleben oder sterben. Richtig?«
    »Richtig«, sagte
Arby.
    »Aber es gibt
Probleme mit dieser Theorie«, fuhr Malcolm fort. »Erstens ein Zeitproblem. Eine
einzelne Bakterie – die früheste Form des Lebens – hat 2000 Enzyme. Wissenschaftler
haben Schätzungen angestellt, wie lange es dauert, bis durch Zufallskombinationen
genau diese Enzym-Anordnung aus einer Ursuppe entsteht. Die Schätzungen reichen
von 40 Milliarden Jahre bis 100 Milliarden Jahre. Aber die Erde ist nur vier
Milliarden Jahre alt. Der Zufall allein erscheint deshalb zu langsam. Vor
allem, seit wir wissen, daß die ersten Bakterien schon 400 Millionen Jahre nach
Entstehung der Erde auftauchten. Das Leben tauchte sehr schnell auf – und das
ist der Grund, warum einige Wissenschaftler der Ansicht sind, daß das Leben auf
Erden außerirdischen Ursprungs sein muß. Obwohl ich glaube, daß das am Kern des
Problems vorbeigeht.«
    »Okay.«
    »Zweitens gibt
es das Koordinationsproblem. Wenn man der gegenwärtigen Theorie glaubt, ist die
ganze wunderbare

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