Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Öffentlichkeit drei Jahre später von der Transaktion erfuhr, waren längst alle Knochen abgenagt.
Auch aus Israel, Südkorea und Taiwan kamen Gelder. Reagans Krieg in Nicaragua waren bereits vierzehntausend Menschen zum Opfer gefallen. Die Zahl der getöteten Kinder überstieg dreitausend, weitere sechstausend waren zu Waisen geworden. Im November 1984 gab die nicaraguanische Regierung in einer offiziellen Verlautbarung bekannt, dass die Contras neunhundertundzehn Staatsbeamte getötet hatten. Von der CIA unterstützte Legionäre
hatten mehr als einhundert zivile Gemeinschaften überfallen und hundertfünfzigtausend unschuldige Menschen verschleppt.
Im Oktober 1984, zwei Monate vor meiner Abreise, veröffentlichte Associated Press ein neunzig Seiten starkes Handbuch mit dem Titel Operations in Guerilla Warfare . Das Handbuch wurde vom House Intelligence Committee als von der CIA produziertes Handbuch für Contras authentifiziert. Ich kann seine Authentizität garantieren. Die Kapitel, die von verdeckten Tötungen und Heckenschützenarbeit handeln, stammen aus meiner Feder.
Der Kongress konfrontierte Reagan mit der Frage, ob das alles im Grunde nicht unser eigener, staatlich sanktionierter Terrorismus sei.
Der Kongress stoppte sämtliche Zahlungen. Die Saudis erhöhten ihr Engagement auf zwei Millionen Dollar monatlich.
Der Deal kam ans Licht. Reagan trat vor die Fernsehkameras. Er war ausgebildeter Schauspieler und log wie ein echter Profi.
Das Verbot weiterer militärischer Unterstützung umging er, indem er den Contras dreizehn Millionen an geheimdienstlicher Hilfestellung und siebenundzwanzig Millionen an humanitärer Hilfe zukommen ließ. Zwei Jahre nachdem ich Nicaragua verlassen hatte, nur zwei Jahre danach, gab der Kongress grünes Licht für eine Finanzhilfe von einhundert Millionen Dollar für die Contras.
Letztlich war der finanzielle Ruin Nicaraguas der Grund für die Wahlniederlage der Sandinisten. In einem Land, in dem das durchschnittliche jährliche Prokopfeinkommen auf unter zweihundert Dollar gesunken war, ließen sich die Vereinigten Staaten von Amerika nicht lumpen und drückten jedem Wähler, der für die von Amerika favorisierte Kandidatin Violetta Chamorra stimmte, vierzig Dollar in die Hand. Der
neue amerikanische Amtsinhaber, George Bush, nannte das Wahlergebnis einen »Sieg für die Demokratie«.
Noch heute sind wir vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen des »völkerrechtswidrigen Gebrauchs von Gewalt in Nicaragua« geächtet.
Ich habe vor einiger Zeit den Bericht eines Analysten des Pentagon gelesen. Er erklärt die Nicaragua-Politik der Vereinigten Staaten unverblümt und kategorisch zum Lehrbeispiel für erfolgreiche Intervention bei Konflikten in der Dritten Welt. »Das geht direkt in die Lehrbücher.«
Keiner weiß besser als ich, was wir da unten getan haben. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Ich war dabei. Es war mein Leben. Dreieinhalb Jahre lang war es mein Leben. Catherine war mein Controller. Sie gab die Befehle weiter. Sie verteilte die Instruktionen und drückte auf den roten Knopf. Nicht nur für mich, auch für andere. Wie viele waren wir dort unten? Irgendwann hab ich zu zählen aufgehört. Dutzende, vielleicht Hunderte. Wir traten solo, zu zweit oder zu dritt auf. Wir vermehrten uns wie Bakterien, ein unsichtbarer Virus, der immer virulenter und zerstörerischer wurde. Was wir taten, wurde zur Sucht. Jenseits jeglicher Erfordernis. Bald war es kein Job mehr, es war eine Berufung, ein Lebensmotiv.
Wir gingen nach Nicaragua, Afghanistan, Tanger, Kolumbien … Mit Herz und Verstand am rechten Fleck gingen wir dorthin, und was dort aus uns wurde, hätten wir nicht für möglich gehalten.
Wie gesagt, die Reise zu einem solchen Ort war kurz, kaum der Rede wert, aber die Rückkehr scheint bis in die Ewigkeit zu dauern.
Vielleicht hatte ich in diesem geringfügigen Ausmaß etwas mit meinem Vater gemein.
26
Um acht Minuten vor vier war Lorentzen wieder da, einen Stoß Papiere in der Hand, sein Gesicht drückte stille Entschlossenheit aus.
»Ich habe Berge versetzt«, sagte er, nachdem er Platz genommen hatte. Er legte die Papiere vor sich auf den Tisch und reichte sie eins nach dem anderen an Miller weiter.
»Kopien von Mr McCulloughs Dienstausweis beim Police Department, von seiner Sozialversicherungskarte, und eine Kopie von der Telefonrechnung, auf der die Adresse bestätigt ist. Dazu habe ich eine Kopie des offiziellen Antrags auf
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