Vergib uns unsere Sünden - Thriller
außergewöhnlich gutes Gedächtnis für Namen und Gesichter zu haben.«
»Da können Sie in der Tat von Glück sagen, Detective. Da
Sie doch einer Tätigkeit nachgehen, bei der eine solche Fähigkeit unzweifelhaft von Nutzen ist.«
»Kennen Sie jemanden mit Namen Darryl King?«
Robey erschien nachdenklich, zog die Mundwinkel herunter, um dann - wieder einmal - den Kopf zu schütteln. »Kommt mir nicht bekannt vor.« Er lächelte, lachte beinahe. »Ich bin Ihnen wohl keine große Hilfe, oder?«
»Ich frage Sie das, Professor Robey …«
»Bitte, Detective, ich heiße John … Niemand außer meinen Studenten redet mich mit Professor an.«
»Okay. Also, ich frage Sie das, John, weil Natasha Joyce ausgesagt hat, dass Sie vor ein paar Jahren gekommen sind, um ihren Freund Darryl King zu besuchen. Angeblich sind Sie mit dieser Catherine Sheridan in den Projects gewesen und haben nach Darryl King gefragt. Sie haben ihn nicht gefunden und stattdessen mit Natasha Joyce gesprochen …«
»Angeblich ist das entscheidende Wort, Detective … Vielleicht erinnere ich mich schlecht an einige Dinge, aber diese Fahrt hinaus zu den Projects, von der Sie reden, um dort zusammen mit dieser Sheridan nach jemandem zu suchen … ich wüsste nicht, wie man so etwas vergessen könnte. Diese Frau, Catherine Sheridan, kann sie bestätigen, dass dieser Besuch stattgefunden hat?«
Miller schüttelte den Kopf. »Unglücklicherweise ist sie tot.«
Robey zog eine Augenbraue hoch, ein besorgter, beinahe bestürzter Ausdruck. »Das tut mir leid«, sagte er mit leiser Stimme. »Na ja, vielleicht kann diese Natasha Joyce …«
»Die ist auch tot«, unterbrach ihn Miller.
Robey zog die Stirn in Falten. »Das verstehe ich nicht. Sie vermuten also eine Verbindung zwischen mir und zwei Frauen, von denen ich noch nie gehört habe und die beide tot sind?«
»So ist es«, bestätigte Miller. »Sie besuchen jemanden,
werden anhand des Fotos identifiziert und bestreiten, dass es je geschehen ist.«
»Und wie stellen Sie sich vor, dass ich Ihnen helfen soll?«, fragte Robey und sah auf die Uhr. Diese kurze Geste machte Miller klar, dass er keinen Grund hatte, den Mann festzuhalten, nicht den geringsten.
»Wo waren Sie am späten Nachmittag des elften November, einem Samstag?«
Robey antwortete nicht gleich. Er schloss einen Moment die Augen, dann lächelte er. »Ja, natürlich. Samstag, der elfte. Ich war an der Eisbahn im Brentwood Park. Jeden zweiten Samstag gehe ich dorthin und schaue mir das Training an.«
»Das Training?«
»Am Nachmittag ist die Eisbahn eigentlich geschlossen, zumindest zwischen zwei und fünf Uhr. Eine der Läuferinnen des US-Olympiakaders trainiert auf der Bahn. Ich gehe hin und schaue ihr zu.«
»Sie kennen sie?«
»Nicht persönlich, nein. Ich hab mich ein paarmal mit ihr unterhalten, aber kennen wäre zu viel gesagt.«
»Aber wenn die Eisbahn am Nachmittag geschlossen ist, wieso lässt man Sie dann hinein?«
»Vor ein paar Jahren habe ich ihren Trainer kennengelernt. Ein guter Mann. Er ist inzwischen gestorben, aber sein Assistent macht für ihn weiter, und er weiß, dass wir gute Freunde waren. Er lässt mich beim Training zuschauen.«
»Und wie heißt sie?«
»Sie heißt Sarah Bishop.«
»Und ihr Trainer?«
»Der tote oder der aktuelle?«
»Der aktuelle Trainer.«
»Er heißt Amundsen. Per Amundsen.«
»Und die beiden können bezeugen, dass Sie am elften zwischen
zwei und fünf Uhr nachmittags tatsächlich dort gewesen sind?«
»Natürlich«, sagte Robey. »Außer ihnen bin ich der einzige Mensch dort. Ich sitze ganz hinten, störe niemanden, schaue beim Training zu und geh wieder nach Hause.«
»Okay, Professor. Wir werden Ihr Alibi überprüfen müssen.«
»Alibi?« Die Verblüffung war seiner Stimme anzuhören. »Sie gehen davon aus, dass ich für irgendetwas ein Alibi benötige?«
»Ganz zweifellos, ja«, sagte Miller. Er war müde, gereizt, und etwas an Robeys Nonchalance ging ihm mächtig auf die Nerven. »Ich habe zwei tote Frauen, und mit beiden hatten Sie zu tun …«
»Sie sagen, sie hatten mit mir zu tun, aber keine von beiden kann das bestätigen.«
»Weil sie tot sind, Professor Robey …«
»John.«
Miller zögerte. »Wenn’s hilft«, sagte er unwirsch. »Noch mal, ich habe zwei tote Frauen und eine Fotografie, auf der Sie mit einer von ihnen zu sehen sind, und eine Aussage der zweiten Frau, dass Sie sie besucht haben.«
Robey atmete langsam ein, dann beugte er sich vor. »Was Sie
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