Vergib uns unsere Sünden - Thriller
sie alles aufschreiben, was sie von dem Dekan des College erfahren haben. Und dort wartet ihr, bis ich euch Bescheid gebe, was wir als Nächstes tun, okay?«
Miller und Roth blieben am Fenstertisch sitzen. Audrey kam, brachte ihnen Kaffee und fragte Miller, ob alles in Ordnung sei.
»So gut wie«, sagte er. »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Das war fabelhaft.«
Audrey zögerte einen Moment. »Ist er der Richtige? Ich hatte den Eindruck, er wartet auf jemanden, und ich hab’s mit der Angst …«
»Bevor er das nächste Mal kommt, wissen wir längst, ob er jemand ist, vor dem man Angst haben muss, okay?«
»Versprochen?«
»Ja, versprochen. Tun Sie einfach so, als wäre nichts passiert. Alles wird gut, Audrey.«
»Ich setze mein ganzes Vertrauen in euch. Ich hab euch geholfen, aber darauf, dass irgendein geisteskranker Motherfucker dahinterkommt, dass ich ihn hingehängt habe, kann ich gut verzichten.«
»Audrey. Ehrlich. Es ist alles okay. Im Augenblick ist er nichts weiter als ein Dozent am College. Soviel wir wissen, hat er nichts auf dem Kerbholz.«
Sie lachte. »Tut mir leid. Ich wollte nicht …«
»Es ist okay. Absolut okay. In einem Umkreis von fünf Blocks von hier passiert sowieso nichts, dafür sorgen wir, in Ordnung?«
»In Ordnung. Danke.« Sie lächelte Miller und Roth an, dann ging sie wieder hinter ihren Tresen und begann mit den Vorbereitungen für das Mittagsgeschäft.
»Und?«, fragte Roth.
»Bei dem ist was faul«, sagte Miller. »Das völlige Fehlen von Überraschung. Als hätte er genau gewusst, was ihn erwartet, und sich darauf vorbereitet.«
»Scheiße, Robert, das ist so gut wie nichts. Lassiter springt im Dreieck. Ich glaube, du hättest ihn nicht laufen lassen dürfen.«
»Und was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Ihn festnehmen? Wegen was? Was zum Teufel hat er getan?«
»Du hättest ihn mit den Fotos weiter in die Enge treiben können. Es ist nicht nur ein Foto. Es sind drei. Ein Foto, okay, mag sein … Einmal könnte man mit einer fremden Frau fotografiert worden sein, ohne sich zu erinnern. Aber dreimal mit derselben?«
»Ich weiß, was ich tu. Vertrau mir, Al, ich weiß genau, was ich tu.«
»Mir wäre geholfen, wenn ich wüsste, was du tust, Robert. Wenn Lassiter kommt und mich fragt, warum habt ihr den Kerl laufen lassen? Warum haben wir den Kerl laufen lassen? Was soll ich ihm antworten?«
»Schick ihn zu mir.«
Al Roth sagte für eine Weile gar nichts. Er trank seinen Kaffee. Für einen Moment schien er sich zu beruhigen, seine Gedanken zu sammeln und sich zu arrangieren mit dem, was geschehen war. »Also, wie heißt er?«, fragte er schließlich.
»Robey«, antwortete Miller. »John Robey.«
»Du machst Witze, oder?«
Miller runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf. »Nein, warum?«
»Der Typ, den Cary Grant in dem Film Über den Dächern von Nizza spielt, heißt so.«
Miller zog Robeys Visitenkarte aus der Tasche und gab sie Roth. »Hier«, sagte er. »Professor John Robey, Mount Vernon College.«
»Buchstabiert sich anders«, sagte Roth. »Der Bursche im Film heißt R-O-B-I-E, aber trotzdem ist das …«
Miller winkte ab. »Es ist nichts. Der Mann heißt eben so.«
»Jetzt fahren wir sein Alibi überprüfen, und dann?«
»Hängt vom Ergebnis ab.«
»Und wenn es wasserdicht ist?«
»Springen wir auf der Rückfahrt von der Brücke.«
33
Kurz vor Mittag hatten sie Sarah Bishop ausfindig gemacht. Ein Wellness-Club in der Penn Street, keine Viertelmeile von der Eisbahn entfernt. Lassiter hatte dreimal angerufen. Miller hatte mit ihm gesprochen, jedes Gespräch knapp und oberflächlich. Lassiter wollte wissen, ob sie die Bishop gefunden hatten. Und er wollte die Dinge wissen, die Roth vorhergesagt hatte. Warum hatte Miller dem Professor nicht alle drei Fotos gezeigt? Warum hatte er ihn laufen lassen? Die Antworten kannte er selbst, was nichts an seinem Ärger änderte.
Sie fanden Sarah Bishop in der Kantine des Wellness-Clubs. Sie trug einen Jogginganzug, hatte die Haare zurückgebunden. Miller schätzte sie auf einundzwanzig oder zweiundzwanzig Jahre. Sie war hübsch, dunkles Haar, beinahe mediterran, der Typ Mädchen, der die Cheerleader-Truppe für einen Platz im Tennisteam sausen lässt und lieber Sprachen als Sozialkunde studiert.
Sie war bestürzt über das Interesse zweier Washingtoner Detectives für ihre Person und wollte wissen, wie sie sie gefunden hatten.
»Wir haben mit jemandem von der Eisbahn gesprochen«, sagte Miller. »Die
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