Vergib uns unsere Sünden - Thriller
November, hier war?«
»Ich weiß, dass er nicht hier war«, antwortete Edgewood.
»Weil?«
»Weil das College am Veterans Day geschlossen war.«
Littman und Riehl schwiegen.
»Also, meine Herren, noch etwas?«, fragte Edgewood.
»Ich glaube nicht«, antwortete Littman. »Außer dass wir Ihnen für Ihre Zeit und Ihre Offenheit danken.«
Riehl wollte sich aus seinem Sessel erheben.
Edgewood bat ihn per Handzeichen, noch kurz sitzen zu bleiben. »Einen Augenblick noch«, sagte er. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir ungefähr sagen könnten, wie lange Sie Professor Robey noch beanspruchen. Wenn ich vorübergehend eine Vertretung einstellen muss … Nun, Sie glauben nicht, was das für einen Papierkrieg bedeutet, von den Kosten ganz zu schweigen.«
»Darüber können wir im Moment noch gar nichts sagen …«
»Na, Detective, jetzt reden Sie wie Richard Nixon. Ich will
ja nur eine ganz grobe Einschätzung, worauf wir uns einstellen müssen.«
Littman beugte sich vor, sein Ausdruck ernst, konzentriert. »Doktor Edgewood, seien Sie versichert, dass ich Ihre Lage verstehe, aber für uns ist die Situation noch genauso ungewiss. Es gibt die Möglichkeit, dass Professor Robey uns bei unseren Ermittlungen helfen kann, und sollte das der Fall sein, kann es eine Weile dauern. Wenn er uns nicht helfen kann, erscheint er morgen früh wieder zur Arbeit. Glauben Sie mir, mehr kann ich im Moment nicht dazu sagen.«
»Und was ist das für eine Angelegenheit, bei der er Ihnen helfen oder auch nicht helfen kann?«
»Tut mir leid, Sir, mehr kann ich wirklich nicht dazu sagen.«
»Also gut«, sagte Edgewood und erhob sich aus seinem Sessel.
Riehl und Littman folgten seinem Beispiel und gingen Richtung Tür.
Dort wartete Edgewood bereits, hielt sie ihnen auf, begleitete sie in den Korridor. »Bitte richten Sie Professor Robey meine besten Wünsche aus«, sagte er. »Er soll wissen, dass wir alle hinter ihm stehen.«
»Mach ich«, sagte Littman.
Edgewood schaute ihnen nach, unverhohlene Neugier im Blick, vielleicht auch ein bisschen Unbehagen darüber, dass er so viel über Robey ausgeplaudert hatte. Solche Offenheit war vielleicht fehl am Platze, aber nun war es geschehen, und wenn John Robey der Mann war, für den Edgewood ihn hielt - nun, dann war er sicher mehr als in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Der Dekan trat zurück in sein Büro und zog leise die Tür hinter sich zu.
32
»Ich bin Detective Robert Miller.«
Robey nickte, ohne etwas zu sagen.
»Ihr Name?«
»Robey. Ich bin Professor John Robey.«
»Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen, Professor Robey.«
Robey lächelte. »Worum geht’s?«
»Um ein paar Leute, die Sie möglicherweise kennen.«
»Ich kenne nicht viele Leute, Detective. Wir Akademiker sind Einzelgänger, wissen Sie?«
»Ich verstehe, Sir, aber ich kann mir vorstellen, dass Sie uns vielleicht trotzdem helfen können.«
Robey schwieg einen Moment. Er schaute zum Eingang des Lokals, zum Fenster rechts von der Tür, bevor er sich Miller wieder zuwandte. »Falls Sie vorhaben, mich länger festzuhalten, würde ich Sie bitten, jemanden ins College zu schicken, damit er Alan Edgewood Bescheid sagt, unserem Dekan. Ihm erklärt, dass ich festgenommen bin, mich für mein Fernbleiben entschuldigt. Wären Sie so nett?«
»Das kann ich machen«, sagte Miller.
»Ich wäre Ihnen sehr verbunden.«
»Würden Sie sich einen Moment mit mir da drüben hinsetzen?« Miller deutete auf den Tisch am Fenster.
Metz und Oliver saßen in dem Wagen auf der anderen Straßenseite, mit freiem Blick auf das Fenster. Im Haus gegenüber, im zweiten Stock, hatte Miller zwei Scharfschützen postiert. Nicht in höchster Alarmstufe, aber sie waren da, falls Robey ausrasten oder einen Fluchtversuch machen sollte.
Robey trug seinen Kaffeebecher zu dem Tisch und setzte sich. Miller nahm ihm gegenüber Platz. Roth blieb auf seinem Hocker an der Bar sitzen.
»Sie sehen müde aus, Detective Miller.«
»Es war anstrengend, Sie zu finden«, sagte Miller.
»Mich zu finden? Warum, um Himmels willen, wollten Sie mich finden?«
Miller schaute Robey aufmerksam an. Er schätzte ihn auf Mitte bis Ende vierzig, mittelbraunes Haar, grau an den Schläfen, glatt rasiert, markantes Gesicht. Seine Augen waren von einer sonderbaren Farbe - weder grau noch grün oder blau, aber von jedem etwas -, und um sie herum eine Landkarte aus Krähenfüßen und feinen Runzeln, die sein Gesicht akzentuierten. Er machte den Eindruck
Weitere Kostenlose Bücher