Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Cohen.
Miller zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
»Wir haben zwei Anhaltspunkte: den Zeitungsausschnitt und den Vortrag, den er Ihnen gestern Abend gehalten hat, aber es bringt uns nichts. Zumindest keinen Durchsuchungsbeschluss. Und schon gar keinen Haftbefehl.«
»Wir müssen mit den Identifizierungen weiterkommen«, sagte Miller.
»Ja, und zwar schnell«, sagte Nanci Cohen. »Ihr müsst jetzt die Arbeit machen, die schon nach dem ersten Mord hätte gemacht werden müssen. Die Kollegen standen vor einer Mauer und sind nicht darübergeklettert. Aus purer Faulheit, wenn ihr mich fragt.«
Lassiter wollte etwas sagen.
Nanci Cohen kam ihm zuvor: »Ich weiß schon, Frank. Zu wenig fähige Leute, zu wenig Geld, Überstundenstopp, wir alle kennen den Mist. So ist es nun mal. Ich will auf niemanden mit dem Finger zeigen. Aber wir haben fünf tote Frauen, langsam wird’s Zeit, dass wir die Kurve kriegen, bevor Nummer
sechs dazukommt.« Sie sah auf die Uhr. »Ich muss los, sonst komm ich in den Feierabendverkehr.«
An der Tür drehte sie sich noch mal zu Miller um. »Es war richtig, ihn zu besuchen«, sagte sie, »aber ich brauche einen Grund, ihn vorzuladen, damit mehr dabei rauskommt als zeitraubende Vorlesungen für Polizeibeamte. Und Sie arbeiten weiter an den Identitäten. Und … Frank?«
Lassiter sah sie an.
»Rufen Sie mich an, wenn ihr was habt, mit dem sich etwas anfangen lässt, okay?«
Lassiter hob beschwichtigend die Hand, lächelte, schüttelte den Kopf. »Was erwarten Sie, Nanci?«
»Himmel, ich weiß es nicht, Frank … Also, bitte weitermachen.«
Und damit war sie draußen.
Roth, Miller und Lassiter sagten nichts. Lassiter erhob sich langsam. Er ging zur Tür, und als er dort angekommen war, drehte er sich zu den beiden Detectives um.
»Ich weiß nicht, was ich euch sagen soll«, sagte er leise. »Arbeitet an den Identifizierungen, okay? Liefert ihr etwas, das ihr eine Handhabe gibt, okay?«
»Können wir nicht mehr Leute haben?«, fragte Miller. »Vielleicht Metz … und Oliver auch noch?«
»Ihr seid die Leute, die ich habe«, erwiderte Lassiter. »Ihr beiden. Ich habe noch drei andere Morde, einen Totschlag, und am Gallery Place in Chinatown terrorisiert eine Bande von geisteskranken Joyridern die Leute. Wollt ihr die Wahrheit wissen? Catherine Sheridan ist seit sechs Tagen tot. Das ist Schnee von gestern. Und Natasha Joyce? Himmel, Natasha Joyce war irgend’ne Schwarze draußen in den Projects, nach der kein Hahn kräht. Ich weiß nicht, wie ich es euch besser erklären soll, aber ihr seid mehr als ausreichend für die Sache.«
Mit einem resignierten Kopfschütteln verließ Lassiter den Raum.
»Tu mir einen Gefallen«, sagte Miller zu Roth. »Hol bitte alle Unterlagen, die wir haben, alles über alle fünf Opfer, und bring sie hier herauf. Ich muss etwas erledigen. Es sollte nicht länger als eine halbe Stunde dauern, okay?«
Roth erhob sich von seinem Stuhl.
Miller schaute ihm nach, und dann lief er über die Hintertreppe nach unten und verließ das Gebäude raschen Schrittes durch den rückwärtigen Ausgang.
40
Miller nahm sich ein Zivilfahrzeug aus dem Fuhrpark und versprach dem Meister, spätestens in einer Stunde zurück zu sein. Er fuhr ostwärts in die Pierce Street, traf Marilyn Hemmings in ihrem Büro an und trat, ohne zu klopfen, ein.
»Ich weiß nicht, was Sie getan haben, aber es gefällt mir nicht«, sagte Marilyn Hemmings. »Und ich hätte nicht übel Lust, ganz genau nachzufragen, woher Sie das haben. Wenn Sie es von dort herhaben, wo ich vermute … « Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe mir vorgenommen, Sie nicht zu fragen und auch keine Vermutungen anzustellen.«
»Und was ist nun?«, fragte Miller.
»Die Fingerabdrücke? Gott, Robert, ich möchte nicht mal wissen, was es damit auf sich hat. Die Abdrücke sind mit Fähnchen zurückgekommen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wem sie gehören.«
»Mit Fähnchen?«
»Richtig. Mit einem Fähnchen. Sie wissen, was das bedeutet?«
»Dass diese Person, wer immer es ist …«
»FBI, NSC, Justizministerium oder weiß der Teufel welcher nachrichtendienstlichen Gruppe angehört.«
»Drug Enforcement Agency?«, fragte Miller.
»Verteidigungsministerium, Außenministerium, Innenministerium, Marine-Geheimdienst … Suchen Sie sich was aus. Sie kennen das Spiel. Nachfragen in dem Bereich enden vor einer Wand. Das System macht dicht. Ich meine, was zum …« Sie trat zurück und holte tief Luft. Dann hob sie die
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