Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Hände, als wollte sie Miller beschwichtigen. »Ich will gar nicht wissen, woher Sie das haben, und dabei habe ich Ihnen das Beste noch gar nicht erzählt.«
»Das Beste?« Miller spürte bereits eine deutliche Beschleunigung des Pulsschlags. Marilyn Hemmings wirkte irgendwie verzagt, und er konnte es ihr nachfühlen - ihm ging es ja nicht anders. Er erinnerte sich nur zu gut an das, was Robey in dem Café gesagt hatte, und dass es Miller selbst gewesen war, der den Ernst der Situation nicht erkannt hatte.
»Ich habe den Abdruck aus einzelnen Fragmenten zusammengesetzt, aber ich habe einen anderen Abdruck auf dem Griff gefunden, zu klein, um ihn zu identifizieren. Und es waren Haare an der Bürste, lange Haare, und ich hab mir gedacht, dass Abdrücke und Haare nicht von derselben Person stammen müssen. Nur so ein Einfall, Robert, ein Schuss ins Blaue, aber ich habe eines der Haare untersucht und aus dem Follikel die DNS entnommen und einen Abgleich durchgeführt …«
»Und sie gehörte zu jemandem aus der Datenbank?«, fragte Miller.
»Catherine Sheridan.«
Millers Mund klappte auf, als wollte er Fliegen fangen. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
»Mein voller Ernst. Ich habe es zweimal abgeglichen, um ganz sicher zu sein. Es sind nicht ihre Fingerabdrücke, aber es ist ihr Haar. Ich hab sogar ein physisches Muster zum Vergleich. Wozu hab ich die Frau hier im Kühlschrank liegen?«
»Scheiße«, sagte Miller. »Allmächtige Scheiße.«
»Wer ist es, Robert. Sagen Sie nicht, Sie haben die Bürste von jemandem aus dem Department.«
Miller runzelte die Stirn. »Um Himmels willen, nein, Marilyn, sind Sie verrückt?«
»Niemand, den wir kennen? Mit dem wir zusammenarbeiten?«
»Nein, natürlich nicht. Wo denken Sie hin?«
»Ich weiß es nicht, Robert … Was soll ich denn denken? Sie bringen mir das Ding auf leisen Sohlen hier rein, und ich weiß, dass da was faul ist … Sie haben es jemandem gestohlen, richtig?«
Miller schüttelte den Kopf. »Dazu schweige ich, Marilyn. Was Sie nicht wissen …«
»Okay, okay … Sie haben es also irgendwo mitgehen lassen, bringen es klammheimlich zu mir und bitten mich, es zu untersuchen, und ich finde gesperrte Fingerabdrücke und Haare von unserem Mordopfer. Was soll ich da bitteschön glauben?«
»Wo ist die Bürste jetzt?«, fragte Miller.
»Sie liegt in der Asservatenkammer.«
»Holen Sie sie her«, sagte Miller. »Ich muss sie zurückbringen.«
Sie lachte nervös. »Das ist nicht Ihr Ernst … unmöglich! Sie können doch nicht …«
»Was soll ich denn machen? Natürlich bringe ich sie zurück. Hier kann sie nicht liegen bleiben, ich lasse sie nicht länger bei Ihnen als unbedingt nötig. Holen Sie das Ding her, und ich bin draußen, okay?«
Marilyn Hemmings blieb ein, zwei Sekunden stehen, dann eilte sie aus dem Zimmer. Nach wenigen Augenblicken war sie zurück, in der Hand einen blauen Asservatenbeutel mit der Bürste. Miller rollte ihn fest zusammen und steckte ihn sich in die Innentasche.
»Also, was haben Sie?«, fragte Hemmings.
Miller schüttelte den Kopf. »Ich habe einen Lügner. Einen Mann, der behauptet, nichts zu wissen, und der offensichtlich eine ganze Menge weiß …«
»Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, dass Sie vorsichtig sein sollen.«
Miller verzog keine Miene.
»Das meine ich ernst, Robert. Bitte, seien Sie vorsichtig. Ich weiß nicht, in was Sie sich reingeritten haben, aber Sie sind zu wertvoll, um alles an einen Fall zu verschwenden.«
»Es ist okay«, sagte Miller. »Das klappt schon. Vertrauen Sie mir.«
Hemmings lächelte erst, dann lachte sie. »Klingt wie in einem Film, kurz bevor alles den Bach runtergeht.«
»Das wollen wir nicht hoffen«, sagte Miller. »Ich bin Ihnen dankbar für Ihre Hilfe. Sehr dankbar.« Er wollte ihre Hand nehmen. Er wollte den Arm um sie legen. Er wollte ihr sagen, dass er manchmal an sie dachte, aber er konnte es nicht. Er konnte nur leise zur Tür gehen und das Zimmer verlassen, ins Revier zurückfahren und die Haarbürste in einem Turnschuh in seinem Spind verstecken. Zweimal prüfte er nach, dass der Spind verschlossen war, bevor er den Umkleideraum verließ, und an der Tür kehrte er noch einmal um und überprüfte es ein drittes Mal. Er fühlte sich beschissen. Ängstlich, müde, nervös. Er fühlte sich wie ein Verbrecher, ein Dieb, ein Lügner. Er redete sich ein, dass er das Richtige tat, aber das war eine bloße Rationalisierung. Er hatte etwas Ungesetzliches getan und dabei etwas
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