Vergib uns unsere Sünden - Thriller
im Zusammenhang mit
dem Mord mehrere Spuren, und dabei gibt es ein paar Fragen, die nur Sie mir beantworten können.«
Einen Moment lang blitzte Zorn in Robeys Blick auf, aber dann trat er zurück und ließ Miller herein.
»Möchten Sie einen Kaffee oder sonst etwas?«, fragte Robey.
»Ja … Ja bitte, das wäre gut.«
»Wie trinken Sie ihn?«
»Sahne, kein Zucker. Und wenn ich bitte noch mal Ihre Toilette benutzen dürfte.«
»Natürlich«, sagte Robey. »Sie kennen den Weg.«
Miller ging den Korridor entlang, betrat das Badezimmer, riegelte sorgsam die Tür hinter sich ab, zog vorsichtig den Asservatenbeutel aus seiner Jackentasche. Er wartete ein paar Minuten, bevor er die Klospülung betätigte, nützte das Rauschen des Wassers, um das Rascheln des Beutels zu übertönen, als er die Bürste herausnahm, den Arzneischrank über dem Waschbecken öffnete und sie genau dorthin zurücklegte, von wo er sie genommen hatte. Er faltete den Beutel sorgfältig zusammen, steckte ihn sich in die Tasche und drehte den Wasserhahn auf, als wollte er sich die Hände waschen.
Als er wieder in Robeys Wohnzimmer trat, fühlte er sich von einer Zentnerlast befreit. Er wusste, dass es schlichtweg leichtfertig und unbesonnen gewesen war, was er getan hatte. Er mochte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn Lassiter oder Nanci Cohen davon erfuhren.
»Ihr Kaffee«, sagte Robey und deutete auf einen Becher auf dem niedrigen Tisch in der Mitte des Zimmers.
Sie saßen sich in Sesseln gegenüber, Robey mit dem Rücken zum Fenster.
»Sie haben also noch ein paar Fragen, Detective.«
»Ja, richtig. Beim letzten Mal … Als ich gestern hier war, haben Sie über Nicaragua gesprochen. Sie haben viele Dinge gesagt … Ich kann mich gar nicht mehr an alles erinnern.«
»Sie schienen mir etwas müde zu sein«, sagte Robey. »Inzwischen habe ich darüber nachgedacht, für wen Sie mich wohl halten …«
Miller lächelte.
»Sie finden das amüsant?«
»Amüsant? Nein, nicht amüsant. Man lächelt ja nicht nur, wenn man etwas amüsant findet. Man lächelt auch, wenn man eine Wahrheit findet, wo man sie nicht vermutet hätte.«
»Und welche Wahrheit haben Sie gefunden?«
»Dass wir furchtbar viel Zeit damit verbringen, uns zu überlegen, was andere von uns denken könnten.«
»Hinter meinem Interesse standen weder Eitelkeit noch Egoismus, Detective. Aber vielleicht Selbstschutz.«
»Selbstschutz?«
»Der Selbstschutz ist die Triebfeder all unseren Tuns, und wenn nicht Selbstschutz, dann die Bewahrung dessen, was wir als unser Eigentum betrachten. Vielleicht tut Ihr Mörder das, was er tut, weil er etwas davon bedroht sieht.«
»Jemand, der so etwas tut, ist wahnsinnig. Sonst würde er so etwas nicht tun.«
»Nach wessen Standards?«
»Nach unseren«, sagte Miller. »Denen unserer Gesellschaft. Den Regeln und Gesetzen, auf die wir uns geeinigt haben.«
»Und auf Grundlage dieser Standards qualifizieren Sie jemanden als Wahnsinnigen?«, fragte Robey. »So schnell haben Sie die Diskussion vergessen, die wir beim letzten Mal geführt haben?«
»Über was? Über Nicaragua? Über das Kokain, das in die USA geschmuggelt wurde?«
»Geschmuggelt wird , Detective. Das hat nicht aufgehört. Würden Sie nicht auch sagen, dass hier Wahnsinnige am Werk sind?«
»Doch, das würde ich auch sagen - zumindest Menschen,
für die Geld ein größerer Wert als ein Menschenleben ist.«
»Verlieren Sie den großen Zusammenhang nicht aus den Augen«, sagte Robey.
»Und der wäre.«
»Tut mir leid, dass ich immer auf Nicaragua herumreite«, sagte Robey, »aber das Thema liegt mir nun mal am Herzen …«
»Warum, Professor Robey, warum liegt es Ihnen so sehr am Herzen?«
»Ich habe vor ein paar Jahren einen Freund verloren. Ein guter Mann, ein Kollege. Er hat erfahren, dass sein Sohn drogenabhängig war. Er kam zu mir, bat mich um Hilfe, aber ich kannte mich nicht aus mit solchen Dingen. Bevor der Vater irgendwelche wirksamen Schritte zu seiner Rettung unternehmen konnte, nahm der Sohn eine Überdosis, und von dem Verlust hat mein Freund sich nicht wieder erholt. Vier Monate nach dem Tod seines Sohns hat er sich das Leben genommen. Er war ein ganz außergewöhnlicher Wissenschaftler, und ich bekenne aufrichtig, dass ich mich noch nie so ohnmächtig gefühlt habe.«
»Und was hat das mit Nicaragua zu tun?«
»Er stammte von dort. Zumindest seine Familie. Er konnte das Land verlassen, bevor Reagans Krieg es auseinanderriss, aber sein
Weitere Kostenlose Bücher