Vergib uns unsere Sünden - Thriller
diese Sache ein Ende finden muss.
Ich erinnere mich an Don Carvalho und die Frage, die ich vor so vielen Jahren stellen wollte. Ich sehe ihn vor mir sitzen, sehe den Ausdruck auf seinem Gesicht, das fragende Leuchten in seinen Augen.
»Sie haben eine Frage? Sie wollen mich fragen, ob es innerhalb der Geheimdienste der Vereinigten Staaten jemanden gab, der den Attentatsversuch auf Präsident Reagan organisiert, arrangiert, bezahlt oder sonst auf irgendeine Weise direkt oder indirekt begünstigt hat?«
»Ja«, sagte ich. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass so etwas tatsächlich passiert, oder?«
Carvalho lächelte. »Kennedy?«, sagte er. »Beide Kennedys, Martin Luther King - und Nixon ist auf seine Art auch ermordet worden.«
Ich erwiderte nichts. Ich wusste es, aber ich wollte es nicht wissen.
»Wissen Sie, was Reagan gesagt hat, als seine Frau zu ihm ins Krankenhaus kam?«
»Eine Art Filmzitat oder … etwas über das Versäumnis, sich zu ducken, richtig?«
Don Carvalho nickte. »Schatz, ich hab vergessen, mich zu ducken. Das hat er gesagt. Warum hat er das gesagt, John? Vergessen? Man kann doch nur vergessen, was einem vorher aufgetragen wurde.«
»Ihm ist gesagt worden, dass er sich ducken soll?«, fragte ich.
»Das sage ich nicht«, erwiderte Don. »Ich habe zu der Sache keine Meinung, weder so noch so. Besondere Ereignisse
bedeuten nichts. Der Mordversuch an Reagan ist in fünf Jahren vergessen. Nicht der Versuch, ihn zu ermorden, ist von Bedeutung, das Beunruhigende daran ist, dass jemand so nah an ihn herankommen konnte.«
»Aber was war mit Kennedy?«, fragte ich. »Kennedy hat mal gesagt, wenn einer bereit ist, sein eigenes Leben zu opfern, kann er jeden ermorden.«
Don lachte. »Natürlich hat er das gesagt. Kennedy hat viele Dinge gesagt. Das heißt nicht, dass sie alle wahr sind. Kennedy war der Golden Boy, der Mann, der die Nation gerettet hat, bis er zum Ärgernis wurde wie alle anderen auch. Sie haben ihn erschaffen wie alle anderen vor ihm, und als er da war, mussten sie feststellen, dass sie einen entsetzlichen Fehler gemacht hatten.«
»Wie hat Lawrence Matthews es genannt? Das geheiligte Monster?«
Carvalho lächelte. »Sie sollten daran glauben, mein Freund … Sie sollten, verdammt noch mal, daran glauben.«
43
Miller und Roth fuhren zum Campus des College, und als sie erfuhren, dass Robey ein paar Minuten vor ihrer Ankunft gegangen war, trennten sie sich.
»McCullough«, sagte Roth. »Um den geht’s mir. Young hat gesagt, er war Ersatz für den eigentlich ans Siebte abkommandierten Mann. Aber irgendwo muss er doch hergekommen sein. Er muss in der Datenbank zu finden sein …«
»Inzwischen hab ich gelernt, dass in diesem Fall nichts so sein muss, wie es aussieht«, erwiderte Miller.
»Egal, der Kerl war ein Cop. Da sind noch die Karteien, die wir im Vierten gefunden haben, als wir mit Gerrity gesprochen haben - immerhin ein Anfang.«
»Versuche herauszufinden, worum es bei der ursprünglichen Drogenrazzia ging, der vom September«, sagte Miller. »Nach der das Zeug aus der Asservatenkammer verschwunden ist.«
»Ich tu, was ich kann«, sagte Roth. »Und jetzt - Robeys Wohnung?«
Sie parkten Ecke Franklin und Jersey. »Den letzten Block gehe ich zu Fuß«, sagte Miller.
»Und wenn er nicht da ist?«
»Dann such ich mir ein Café oder so etwas, warte eine halbe Stunde und geh dann noch mal hin.«
»Sicher?«
»Wir haben nichts Konkretes. Sechs Tage nach dem Mord an Catherine Sheridan, richtig?« Miller schüttelte langsam den Kopf. »Wir sind noch nicht einmal in Natasha Joyces Wohnung gekommen, geschweige denn in die Häuser der anderen Opfer. Sieh zu, dass du etwas über McCullough herausbekommst, und Metz und Oliver sollen mal ein paar der Aufzeichnungen über Telefon- und Internetnutzungen zusammentragen.«
Er stieg aus dem Wagen aus. Roth ging um den Kühler herum und rutschte hinters Lenkrad.
Miller vergrub die Hände in den Taschen, blieb stehen, bis Roth davongefahren war, bevor er sich auf den Weg zu Robeys Wohnung machte.
»Detective Miller«, sagte John Robey beiläufig, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
»Professor Robey. Ich hätte noch ein paar Fragen, wenn’s Ihnen nichts ausmacht.«
»Nun, um ehrlich zu sein, ich müsste ein paar Tests vorbereiten. Ginge es auch an einem anderen Tag?«
Miller holte tief Luft. Er spürte das Gewicht der Haarbürste in seiner Innentasche. »Tut mir leid, nein, es kann wirklich nicht warten. Ich verfolge
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