Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Kacke noch so am Dampfen war, es blieb nichts, verstehen Sie?«
Miller nickte.
»Also, was habt ihr auf dem Herzen?«, fragte Young.
»Einen Haufen Fragen über einen Haufen Leute«, antwortete Roth. »Wie es aussieht, sind alle Opfer einer Überprüfung für Staatsbedienstete unterzogen worden.«
Young lächelte. »Was Sie nicht sagen.«
»Wir haben keine Erklärung dafür«, sagte Roth. »Und McCullough taucht im System gar nicht erst auf, es gibt keinerlei Informationen über seinen Verbleib nach dem Ausscheiden aus dem Dienst, und seine Pension ging auf ein Bankkonto, auf dem sie nie angekommen ist.«
»Also habt ihr ein Phantom«, erwiderte Young. »Was meinen Sie, FBI?«
»Das wissen wir nicht. Wir versuchen erst mal rauszukriegen, ob die Opfer im Zeugenschutz-Programm waren, und wer immer sie getötet hat …«
»Daran habe ich auch gedacht«, unterbrach ihn Young. »Soviel ich weiß, werden die Zeugenschutz-Klienten in derselben Datenbank abgefragt. Lasst euch bloß keinen Bären über dieses Programm aufbinden, die Namen und Adressen, die Fotos und Decknamen, der ganze Scheiß wird in Dateien aufbewahrt, die so ziemlich in jedem Polizeirevier abrufbar sind. Mit dem Zeugenschutz ist es nicht allzu weit her.«
Roth beugte sich vor. »Und dann ist da noch dieser John Robey«, sagte er mit leiser Stimme und warf einen Seitenblick auf Miller, und die Tatsache, dass Miller ihn nicht missbilligend anschaute, sondern direkt auf Young blickte, um dessen Reaktion auf den Namen nicht zu verpassen, verriet Roth, dass Miller an allem interessiert war, was Young möglicherweise beizutragen hatte.
»Wer?«, fragte Young.
»John Robey«, wiederholte Miller. »Eine Figur, die wie ein Satellit um diesen Fall zu kreisen scheint.«
»Erzählen Sie«, sagte Young. »Erzählen Sie mir von dem Mann.«
Miller lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er erzählte - angefangen bei Natasha Joyce und der Tatsache, dass jemand zusammen mit Catherine Sheridan in die Projects gekommen war, um mit Darryl King zu sprechen, dass Robey anhand der Fotos identifiziert wurde, die sie unter Catherine Sheridans Bett gefunden hatten, bis hin zu der letzten Diskussion über Nicaragua in Robeys Wohnung, der Verbindung zu dem Zeitungsausschnitt unter der Matratze …
Young schwieg eine Weile. Das einzige Geräusch im Raum war sein angestrengtes Atmen. Nach einer Minute nahm er wieder einen tiefen Zug aus der Sauerstoffmaske. Er schloss die Augen und lehnte sich zurück. Einen Moment lang glaubte Miller, er sei eingeschlafen.
»Special Forces«, sagte Young schließlich. »Special Forces, vielleicht auch Delta. Exmilitär. Die Typen kann man meistbietend ersteigern. Und manche rasten aus. Werden zu Söldnern, Auftragskillern. Ein paar der schlimmsten Desaster, in die dieses Land je geraten ist, sind von solchen Typen angerichtet worden. Die Geschichte mit Bush senior und Noriega. Er verhilft dem Arschloch zurück an die Macht, und kaum fängt Noriega an, zu viel Koks abzuladen, schickt Bush die Kriegsschiffe los. Sie hatten ein Team von Ex-Delta und Special Forces in Old Town sitzen, das sie mit Anti-Noriega-Rebellen verbündeten, und was passiert? Die Kriegsschiffe bombardieren die falschen Ziele, schießen da unten alles kurz und klein, bis niemand mehr da ist, um die einrückenden Truppen zu unterstützen. Das ist die Arbeit, die solche Leute abliefern.« Young atmete tief ein und verdrehte seine Augen, als wäre er wirklich erschöpft.
Schließlich schaute er hoch, blass und blutleer, die Augen trüb, Speichel klebte ihm am Kinn. »Wie’s aussieht, habt ihr da einen größeren Schlamassel am Hals, als ich dachte, Detectives. Offenbar ist jemand eifrig dabei, alle Verbindungen zu irgendetwas zu kappen. Es muss eine Verbindung zwischen den Opfern geben. Vielleicht nicht zu der schwarzen Frau, das weiß ich nicht. Vielleicht ist sie getötet worden, weil es jemand für nötig erachtete, das Spielfeld aufzuräumen. Aber die anderen? Bei jeder gibt es Fragezeichen, was die Identität betrifft. Zu viele Zufälle, aber was zum Teufel erzähle ich euch, das wisst ihr ja selber.«
Miller nickte zustimmend.
»Verflucht gefährliches Gelände, in dem ihr euch bewegt«, sagte Young. »Gespensterjagd auf dünnem Eis.«
»Ich verstehe nicht, warum wir …«, setzte Miller an.
»Wollt ihr meinen Rat?«, fragte Young. »Wenn ihr mich fragt, haltet euch an das, was ihr habt, nicht an das, was ihr nicht habt. Hättet ihr diesen Robey gerne als
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