Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
ging zurück zu seinem Sessel neben der Tür.
    Er schaute auf seine Hände. Sie zitterten.
    Er hatte sich noch nie so gefühlt. Bedrängt. Geradezu besessen von dem Drang, einer Sache nachzugehen, obwohl es ihm strikt untersagt war.
    Ihm kam sogar der Gedanke, Robey könnte ihn ganz bewusst ausgesucht haben - aber warum?
    Catherine Sheridans Tod war über den Polizeifunk gemeldet worden wie jeder andere Mord. Woher hätte Robey wissen sollen, dass ausgerechnet er den Einsatz bekommen würde?
    Miller versuchte, sich selbst damit zu beruhigen, dass so viel Kontrolle nicht einmal Robey haben konnte …
    Und dann versuchte Miller, das Denken abzuschalten. Er legte sich aufs Bett. Er wollte schlafen, aber er konnte nicht. Nachdem er bis in den frühen Nachmittag hinein geschlafen hatte, war er jetzt viel zu wach und zu nervös. Er setzte sich vor den Fernseher, zappte durch die Programme, blieb bei einem hängen, verlor rasch das Interesse, zappte weiter, und das ging noch eine Weile so, bis er die Nase voll hatte. Gegen Mitternacht setzte er sich ins Auto und fuhr ziellos umher, hörte Radio und versuchte, sich auf nichts anderes zu konzentrieren als auf die Straße, die vor ihm lag.
    Als er gegen zwei Uhr früh zurück in seiner Wohnung war, nahm er noch eine Dusche und legte sich wieder ins Bett, obwohl er wusste, dass an Schlaf nicht zu denken war, und es erforderte all seine Geduld, ruhig liegen zu bleiben und darauf zu warten, dass das Morgenlicht durch die Vorhänge fiel und ihm verriet, dass der ersehnte Montagmorgen endlich da war.
    Als Miller in den Laden runterkam, war ihm wohl etwas ins Gesicht geschrieben, denn Harriet genügte ein Blick auf ihn, um verständnisvoll zu nicken. Sie bot ihm kein Frühstück an. Sie setzte frischen Kaffee für ihn auf, stellte den Becher vor ihm auf den Tisch im Hinterzimmer und ging wieder nach vorn in den Laden, um ihrem Mann zu helfen.
    Miller trank seinen Kaffee. Bevor er die Ladentür zur Straße hinter sich schloss, drehte er sich noch einmal zu Harriet um. Sie sagte kein Wort und Miller auch nicht.
    Vielleicht verstand auf dieser Welt niemand so gut wie sie, was ihn umtrieb.

55
    Um kurz vor neun Uhr rief Miller bei Roth an und erzählte ihm, er würde ein bisschen ins Grüne fahren, vielleicht nach Hampton, um den Atlantik zu sehen.
    »Geht es dir gut?«, fragte Roth.
    »Den Umständen entsprechend.«
    »Willst du vielleicht später zum Footballmatch vorbeikommen?«
    »Nein«, antwortete Miller. »Ich muss echt mal raus, an die frische Luft. Den ganzen Quatsch für ein paar Stunden vergessen.«
    »Wenn was ist, ruf an«, sagte Roth.
    »Ich komm schon zurecht. Grüß alle von mir.«
    »Wenn du nachher doch noch vorbeischaust, kannst du’s ihnen persönlich sagen.«
    »Vielleicht komm ich darauf zurück.«
    Miller legte auf, lenkte den Wagen aus der Parklücke hinter dem Zweiten Revier und fuhr nach Westen, wo Nanci Cohen ihre Dienststelle hatte.
     
    Die Stellvertretende Bezirksstaatsanwältin lächelte ungewöhnlich viel für jemanden in ihrer Position.
    Sie schickte einen ihrer Leute raus, um Kaffee zu holen. Miller kam nicht drumherum, einen dieser neumodischen Latte macchiatos zu probieren. Der Nachgeschmack nach Karamell war ihm ein Graus.
    Nanci Cohen war eine Frau, mit der sich auch Harriet Shamir gut verstanden hätte. Immer vorneweg, ohne falsche Zurückhaltung, nicht zu übersehen.
    »Vergessen Sie’s!« Das war Nanci Cohens Antwort, eine klare Ansage, und Cohens Direktheit entlockte Miller ein Lächeln.

    »Wie? Glauben Sie, ich mache Witze?«, fragte sie.
    »Nein, absolut nicht.«
    »Und warum grinsen Sie wie ein Honigkuchenpferd? Es gibt keinen Fall, Detective. Für Sie gibt es keinen Fall mehr. Finito. Jemand mit dickeren Eiern als Lassiter, sogar als der Polizeichef, hat uns seine Schergen gesandt und den ganzen Kram abholen lassen. Sie haben uns nichts gelassen, Detective Miller. Sie haben keinen Fall mehr. Und Sie können da rein gar nichts dagegen tun.«
    »Und das heißt? Ich soll die Geschichte einfach sausenlassen und vergessen …«
    »Ist das der einzige Mordfall in ganz Washington? Natürlich müssen Sie die Sache sausenlassen. Da gibt’s auch keine offenen Fragen mehr. Sie sind den Fall los - den ganzen gottverfluchten Fall. Diese Leute haben die Macht, zu tun und zu lassen, was sie wollen. Erst entziehen sie Ihnen den Fall, dann schreiben sie Ihren Jungen zur Fahndung aus …«
    Miller schaute ruckartig auf. »Was?«
    »Ihren Jungen, John

Weitere Kostenlose Bücher