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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Ich weiß nicht … Ich weiß es wirklich nicht. Ich fahr Sie nach Hause. Soll ich Sie nach Hause fahren?«
    »Ich bin selbst mit dem Auto hier. Außerdem halte ich es für besser, wenn wir nur noch auf beruflicher Ebene miteinander kommunizieren, bis die Sache hier ausgestanden ist. So geht es mir im Moment, und ich glaube nicht, dass ich es mir anders überlege.«
    »Ich verstehe«, sagte Miller. »Es freut mich nicht, aber verstehen kann ich es.«
    »Dann gehen Sie jetzt, bitte«, sagte sie. »Nehmen Sie den Weg, den wir gekommen sind, und sprechen Sie mit niemandem. Ich räume hier noch schnell auf, verstaue unseren Gast im Kühlschrank, und falls morgen bei der Obduktion irgendetwas herauskommen sollte, schicke ich Ihnen den Bericht, okay?«
    »Danke«, sagte Miller und reichte ihr die Hand. »Ich würde Sie jetzt gerne noch mal in die Arme nehmen, aber ich vermute, das gebrannte Kind scheut das Feuer, oder?«
    Hemmings ergriff Millers Hand und schüttelte sie zum Abschied. »Auf Wiedersehen, Detective Miller, und viel Glück.«
    «Ich glaub nicht ans Glück«, sagte Miller.
    Hemmings zeigte mit dem Kopf zu dem Leichnam auf dem Untersuchungstisch hinüber. »Hat er wohl auch nicht.«

54
    Sonntag, 19. November, ein Uhr nachts. Robert Miller hatte nicht mal seine Schuhe ausgezogen, so erschöpft fühlte er sich. Er dachte an den Abend, als er die Columbia Street abgelaufen war, an die Fragen, die er gestellt hatte, die ersten Vorahnungen, dass hinter dem Mord an Catherine Sheridan mehr stecken könnte als nur ein gewöhnliches Tötungsdelikt. Nicht Hass oder Eifersucht, und es war auch nicht das Werk eines durchgeknallten Psychopathen. Es war eine im Voraus geplante, eiskalt und präzise durchgeführte Tat. Acht Tage waren vergangen. Und in diesen acht Tagen war die Welt für Miller aus den Fugen geraten. Catherine Sheridan war nur der Auslöser eines viel größeren Schreckens gewesen. Catherine Sheridan war sein Ticket in eine vollkommen andersartige Welt.
    In der Hand hielt er ein einzelnes Blatt Papier. Initialen und Daten, wie ein Zählappell der Toten. Es schien, als wäre keiner von denen, die je mit dieser Sache in Berührung gekommen waren, noch am Leben.
    Roth hatte angerufen - Millers Handy verzeichnete zwei in Abwesenheit empfangene Nachrichten -, aber Miller hatte noch nicht darauf reagiert. Das hatte Roth nicht verdient. Roth musste an Amanda und die Kinder denken. Roths Leben hatte einen Wert für sich. Und Millers Leben, wie sah es damit aus? Er hatte eine tote Nutte mitsamt ihrem toten Zuhälter und eine Gerichtsmedizinerin, die alles schön auf Distanz halten und rein professionell betrachtet wissen wollte. Um seine Ernährung und seinen Nachtschlaf sorgten sich zwei alte Juden. Und er hatte seine Mietwohnung und das Blatt Papier in seiner Hand und fühlte sich wie ein Versager.
    Und er hatte John Robey, oder - präziser ausgedrückt - John Robey hatte ihn.

    Geheimnisse haben etwas Verbindendes. Der Gedanke ließ ihn nicht los. Woher er das hatte - aus einem Buch oder einem Filmdialog -, wusste er nicht mehr genau, aber es ging ihm pausenlos durch den Kopf.
    Geheimnisse haben etwas Verbindendes.
    Einmal dachte er, Robey könnte es gesagt haben, aber den Gedanken verwarf er wieder. Robey hatte alles und nichts gesagt. Robey hatte ihm alles gesagt, was er wissen musste, allerdings so verklausuliert, dass sich nichts damit anfangen ließ.
    Miller bewegte jedes einzelne Wort, an das er sich erinnerte, jede Äußerung Robeys, jede implizite Frage, jede doppeldeutige Antwort in seinem Kopf hin und her. Der Mann hatte im Voraus jedes einzelne Detail exakt kalkuliert und geplant, dessen war sich Miller sicher.
    Und wer war die Leiche im Kofferraum? Der Schnurmörder vielleicht, oder sein neuestes Opfer? Hatte Robey ihn getötet, oder war er nur der vorläufig Letzte in der Reihe der dreißig, vierzig oder fünfzig bislang schon Ermordeten? Wieder sann er über das Motiv hinter dieser Tötungsserie nach … War es wegen etwas, das sie getan hatten? Ausgeschlossen. Sie konnten unmöglich alle an einem einzigen Verbrechen beteiligt gewesen sein.
    Miller setzte sich und zwängte seine Füße, ohne die Schnürsenkel aufzubinden, aus seinen Schuhen heraus. Er kickte sie zur Seite und wünschte sich nichts sehnlicher als einen Drink - eine Dose Bier, ein Glas Whiskey, egal was, solange es nur dem Ansturm der Gedanken Einhalt gebot. Die ganze Sache hatte etwas so Unbarmherziges. Gnadenlos unbarmherzig, und es

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