Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Lächeln. »Ich hätte Ihnen ehrlich gesagt mehr Format zugetraut. Ich war der Meinung, Ihre Auffassungsgabe würde die eines Fabrikarbeiters übersteigen. Aber Sie belehren mich eines Besseren. Und das passiert mir selten, Detective. Irrtümer kann ein Mann in meiner Position sich nicht leisten. Die Zukunft der gegenwärtigen Regierung, die Frage, welche Regierungen
nach dieser installiert werden, noch über die Zeit meines Lebens hinaus … Mit solchen Entscheidungen bin ich im Moment befasst, und da ist die Frage, ob ein paar Leute ins Gras beißen mussten, weil sie in irgendetwas ihre Nase zu tief hineingesteckt haben, von eher geringem Belang.«
Thorne holte tief Luft und stand auf. Er ging wieder zur Verandatür und blickte hinaus.
»Wenn Sie meinen Rat hören wollen, Detective Miller, dann lassen Sie ab sofort die Finger von der Sache. Sie können wirklich von großem Glück sagen, dass Sie noch am Leben sind. Als Detective Oliver sterben musste, waren eigentlich Sie gemeint. Und rechnen Sie nicht mit einer Gnadenfrist. Ich kann Ihnen nicht mal garantieren, dass Sie heute Abend noch am Leben sind, geschweige denn Ende der Woche. Wenn Sie aber ab sofort die Finger davon lassen und akzeptieren, dass die Untersuchung in den Händen des FBI liegt, dann könnte es vielleicht, aber wohlgemerkt nur vielleicht, passieren, dass Sie in den Köpfen gewisser Herren ganz still und leise wieder in Vergessenheit geraten. Es hat Tote gegeben. Aber allzu viele waren das nicht. Ob fünfzig oder hundert, was macht das schon? Die hätten eben die Finger davon lassen sollen, wie Sie das jetzt tun. Aber sie haben es nicht getan … Sie wollten mit aller Gewalt wissen, was da genau vor sich ging, auch wenn ihr Instinkt ihnen eigentlich hätte sagen müssen, dass es den Ärger nicht wert ist. Wer dem Verein beigetreten ist, gehört für den Rest seines Lebens dazu, und einige von ihnen haben irgendwann etwas über die wahren Hintergründe in Nicaragua erfahren und meinten, den Behörden oder - schlimmer noch - der Öffentlichkeit die Wahrheit nicht vorenthalten zu dürfen. Also übergaben sie ihren Vorgesetzten Berichte, und die Vorgesetzten kamen damit zu uns, und wir haben uns um den Rest gekümmert. Diese Leute sind eine vertragliche Vereinbarung eingegangen, die sie gebrochen haben. Ich rede von John Robey,
von Catherine Sheridan und von Darryl King. Genützt hat es ihnen nichts. Sheridan und King sind tot, Robey ist irgendwo auf der Flucht, und auch wenn er einer der besten Killer sein mag, die von der CIA je ausgebildet wurden, bleibt es dabei, dass er nur ein Einzelner gegen die gesamte Macht des Regierungsapparates der Vereinigten Staaten mit allen dazugehörenden Dienststellen und Behörden ist. Und was all die anderen angeht, so wurden auch sie dafür bezahlt, für die Sicherheit des Landes einzustehen, aber sie genügten den Anforderungen nicht …« Thorne sah Miller direkt in die Augen. »Begreifen Sie, was ich damit sagen will?«
Miller kam es so vor, als gleite ihm ein Band durch die Finger, an dem alle Antworten befestigt waren …
»Es gibt Dinge, die Sie nicht verstehen, Detective Miller. Und das ist letztlich auch gut so, und trotzdem erwarten wir von Ihnen, dass Sie uns in Ruhe lassen, und zwar unverzüglich und ohne Aufsehen. Trösten Sie sich mit dem Gedanken, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende getan und dabei sogar noch einiges gelernt haben. Aber jetzt hören Sie auf den Rat von Frank Lassiter und Nanci Cohen und lassen sich einen anderen Fall geben, an dem Sie sich abarbeiten können.«
»Nur noch ein paar Fragen«, sagte Miller mit ruhiger Stimme. »Ich denke, ein paar Antworten sind Sie mir einfach schuldig. Zu viele Dinge sind noch offen und unklar, als dass ich der Geschichte jetzt einfach den Rücken kehren könnte.«
»Es spielt keine Rolle mehr, Detective … Es ist wirklich belanglos, wie viele Dinge Ihnen noch offen und unklar erscheinen.«
»Aber Sie wissen doch Bescheid. Sie könnten mir meine Fragen beantworten.«
»Aber warum in aller Welt sollte ich das tun?«, fragte Thorne zurück.
»Sie sagen selbst, dass es keine Rolle mehr spielt, was ich weiß oder nicht weiß … Mir sind die Hände gebunden. Niemand
schenkt mir mehr Glauben, nicht nur, weil es ohnehin schon so völlig unglaublich ist, sondern auch, weil ich in den Augen der Öffentlichkeit längst als Lügner abgestempelt bin, als schmutziger Cop.«
»Ja. Wie ich gesagt habe, die Welt hat Sie gewogen und für zu leicht
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