Vergib uns unsere Sünden - Thriller
befunden.«
»Dann helfen Sie mir, die Geschichte so weit zu verstehen, dass ich sie beruhigt vergessen kann. Was haben Sie zu verlieren? Sehen Sie, ich glaube, das liegt einem Detective der Washingtoner Polizei einfach im Blut, da ist man eben ein sturer Bock … wenn einer wie ich sich erst einmal irgendwo festgebissen hat, lässt er nicht mehr los.«
Thorne musste lachen. »Irgendwie mag ich Sie, Detective Miller. Schon, dass Sie es geschafft haben, so lange am Leben zu bleiben, nötigt mir Respekt ab. Also gut, allein aus dem Grund, dass Sie nichts damit anfangen können, werde ich Ihnen Ihre Fragen beantworten. Aber nur die, die ich beantworten will, bei allen anderen verweigere ich die Auskunft, okay?«
»Wer hat die ersten drei Frauen umgebracht?«
»Die ersten überhaupt, oder die ersten drei, von denen Sie wissen?«
»Mosley, Rayner und Lee.«
»Das war Don Carvalho, Ihre Kofferraumleiche - der Schnurmörder.«
»Und er gehörte auch zur CIA?«
Thorne nickte.
»Und die Schnüre …«
»Einfach nur eine Marotte von ihm … Und selbst wenn er nicht von Robey getötet worden wäre, hätte er die Woche nach dem Mord an der schwarzen Frau nicht überlebt.«
»Natasha Joyce?«, fragte Miller.
»Die aus der Sozialsiedlung mit der kleinen Tochter? Ja, das war auch Don Carvalho.«
»Und Catherine Sheridan?«
»Da müssen Sie schon John Robey fragen.«
»Aber wurde sie denn auch von diesem Carvalho umgebracht?«
»Wie schon gesagt, das müssen Sie Ihren Freund Professor Robey fragen.«
»Und alle sind getötet worden, weil sie über die nicaraguanische Angelegenheit Bescheid wussten?«
Unvermittelt brach Thorne in Lachen aus. »Die nicaraguanische Angelegenheit? Sie klingen ja schon richtig nach Capitol Hill, Detective. Wie ein alter Hase in solchen Affären.«
»Mussten sie deshalb sterben? Weil sie wussten, was da unten wirklich geschehen war?«
»Nein, natürlich nicht. Es gibt verdammt viele Leute, die wissen, was da unten wirklich geschehen war, Detective. Wenn wir jeden erledigen wollten, der etwas darüber gewusst hat, dann wäre bald der größte Teil des Kongresses sowie der gesamte Senat … Lieber Gott, drei Viertel der ganzen Regierungsmannschaft lägen in Arlington unter der Grasnarbe. Ein gewisses Maß an Urteilskraft dürfen Sie der CIA durchaus zutrauen. Und eine gewisse Zurückhaltung. Dort werden Entscheidungen getroffen, die niemand sonst treffen kann. Und wenn diese Entscheidungen auf der Führungsebene einmal getroffen sind, werden sie an die Controller und Standortchefs und weiß der Teufel wen noch alles weitergeben, und ganz am Ende der Kette stehen Befehlsempfänger wie John Robey und Donald Carvalho. Die Leute, um die Sie sich so viele Gedanken machen, sind deshalb gestorben, weil sie herausgefunden hatten, dass nach wie vor Drogengelder auf CIA-Konten flossen, obwohl der Krieg in Nicaragua lange vorbei war.«
»Und die CIA hat Auftragskiller geschickt, um diese Leute zu eliminieren«, stellte Miller fest.
»Aufräumer, Handwerker, Puncher, Flugbegleiter, Korrektoren, für den Job gibt es viele Namen.«
»Und wie viele von der Sorte gibt es?«
Thorne runzelte die Stirn. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, und selbst wenn, wäre das eine der Fragen, die ich nicht beantworte.«
»Und wer bestimmt darüber, welche Leute sterben?«
»Kein Kommentar. Damit wären wir wieder bei unserem Schutzwall, Detective Miller. Dem Schutzwall, der von jemandem bewacht werden will - von einigen, sollte ich besser sagen.«
»Ein Schutzwall gegen was? Gegen die vermeintliche kommunistische Unterwanderung? Lieber Gott, die fünfziger Jahre sind vorbei.«
»Und warum sind die fünfziger Jahre vorbei, warum ist der Kalte Krieg vorbei? Ich will’s Ihnen sagen, Detective, weil wir Operationen wie die in El Salvador oder Libyen durchgeführt haben … Operationen, für die es nicht einen Dollar gegeben hätte, wenn Nicaragua nicht gewesen wäre. Weil es Menschen gab wie mich und John Robey und Catherine Sheridan, denen die demokratischen Werte wichtig genug waren, um dorthin zu gehen und etwas zu tun.«
»Ist das wirklich Ihre Überzeugung?«, fragte Miller. »Dass es gerechtfertigt war, die Vereinigten Staaten mit Hunderten von Tonnen Kokain zu überschwemmen, um illegale Kriege zu finanzieren?«
»Ach, Detective, seien Sie nicht so naiv. Die Leute, um die Sie sich da Sorgen machen - Schwarze, Latinos, Kubaner, Mexikaner -, wenn die den Koks nicht aus Nicaragua gekriegt hätten, dann
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