Vergib uns unsere Sünden - Thriller
aus einem Dutzend anderer Länder. Ich behaupte sogar, wir haben ihnen einen Gefallen getan. Von uns bekamen sie den saubersten Koks, den sie je hatten. Diese Leute sind Tiere, die tun sowieso, was sie tun wollen, und sie lassen sich von niemandem reinquatschen. Es sind
Junkies. Sie sind immer Junkies gewesen und werden bis in alle Zukunft Junkies bleiben, dagegen können Sie oder ich nichts, aber auch wirklich gar nichts tun.«
»Und Sie glauben das wirklich, oder? Sie glauben wirklich, die Welt ist so und nicht anders, und es ist an Ihnen zu entscheiden, wer leben darf und wer sterben muss.«
»Wie Sie das sagen, klingt das fast so, als hätte ich eine Art Gotteskomplex oder so was«, bemerkte Thorne.
»Ich denke, das kommt der Sache schon recht nahe.«
»Gott ist ein Mythos. Menschen werden geboren und Menschen sterben. Und in der Zeit, die ihnen zur Verfügung steht, können sie etwas verändern oder eben nicht. Wir handeln so, wie wir handeln, weil wir daran glauben, dass die Menschen ein Recht darauf haben, nicht Opfer faschistischer oder kommunistischer Unterdrückung zu werden. Wer als Agent bei der CIA anfängt, hat sich mit Leib und Seele der Company verschrieben. Wer sich auf den Job einlässt, der hat geschworen, die Sicherheit der Nation zu verteidigen, und wenn dann einige von denen auf etwas stoßen, was ihnen vielleicht nicht gefällt und von dem sie meinen, sie müssten es unbedingt in die Welt hinausposaunen … Es geht um ein paar Dutzend Leute, nur ein paar Dutzend, mehr nicht. Meinen Sie denn wirklich, dass die Stabilität und Sicherheit des Landes in Gefahr gebracht werden darf, nur weil eine Handvoll Leute die Nerven verloren haben?«
»Sie müssten sich selbst mal hören … haben Sie auch nur die leiseste Vorstellung, wie verrückt das alles klingt?«
Thorne tat Millers Kommentar mit einer Handbewegung ab. Er steckte seine Hände in die Hosentaschen und drehte sich wieder zum Fenster um. »War sonst noch was?«, fragte er.
»Was werden Sie mit Robey machen?«, fragte Miller.
»Robey? Nun, Robey taucht irgendwann wieder auf, und irgendjemand wird ihn erledigen.«
»Einfach so«, sagte Miller.
»Warum sollte man ein kompliziertes Verfahren daraus machen? Es gilt, bestimmte Interessen zu schützen, und diese Interessen sind allemal wichtiger für die Sicherheit und das Wohlergehen dieses Landes als das Leben von ein paar Dissidenten.«
Thorne ging zu seinem Schreibtisch, griff zum Telefon und tippte schnell eine Nummer. »Security … Detective Miller möchte gehen.«
Als Thorne den Hörer wieder auflegte und Miller dabei ansah, wurde dem Detective schlagartig klar, was ihn erwartete. Ihm wurde klar, wieso Thorne so bereitwillig Auskunft erteilt hatte - nicht, weil ihm, Miller, ohnehin niemand Glauben schenken würde, sondern weil er keine Gelegenheit mehr erhalten würde, sein Wissen weiterzugeben.
Der Mann, der ihn abgeholt hatte, hatte ihm auch die Dienstwaffe abgenommen; die lag sicher verwahrt im Empfangsgebäude und harrte seiner Rückkehr.
Aber Miller würde nicht zurückkehren.
»Gut möglich, dass John Robey Ihnen bis hierher geholfen hat«, sagte Thorne. »Aber mit John Robeys Loyalität ist es nicht weit her.«
»Sie scheinen gut über ihn Bescheid zu wissen«, sagte Miller, während er die Entfernungen bis zur Tür und zur Fensterfront abschätzte und überlegte, ob die Fenster wohl verriegelt waren, wie hoch die Gartenmauer war und was dahinter liegen mochte. Vielleicht schon die Straße? Oder nur ein weiterer Teil des Gebäudekomplexes am Judiciary Square? Würde es auch auf der rückwärtigen Seite Sicherheitsschranken geben?
Sein Puls raste, er fühlte das Blut aus seinem Gesicht weichen. Genauso hatte er sich gefühlt, als Brandon Thomas auf ihn losgegangen war, als er merkte, dass Thomas sich überhaupt nicht darum scherte, dass er Polizist war. Thomas war
drauf und dran gewesen, ihn zu töten, so wie Thorne jetzt. Nur dass Thorne sich nicht selbst die Hände schmutzig machen würde. Er würde einen seiner Leute anweisen, jemanden für den Job zu bestimmen, und dieser Jemand würde ihn packen und mit einem Kopfschuss erledigen oder vom Dach eines Parkhauses stürzen …
»Ich weiß mehr über John Robey, als John Robey selbst«, sagte Thorne. Er bewegte sich dabei nach links und hatte nun die Fenster im Rücken, beinahe so, als hätte er Millers Gedanken gelesen und wollte sich dem Fluchtversuch in den Weg stellen. Obgleich Thorne ihm an Größe und Statur
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