Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
wie ein Stein.
    Miller taumelte nach vorn, ein unwillkürlicher und vergeblicher
Versuch, Thorne aufzufangen, der, sobald er auf dem Boden aufgeschlagen war, noch ein Stück zur Seite rollte. Miller kniete neben ihm, verzweifelt bemüht, ihn umzudrehen, und als er den Kopf des Mannes zu halten versuchte, sickerte ihm Blut zwischen den Fingern hervor.
    Miller hockte sich auf die Fersen, streckte die Hände nach oben. Das Blut rann über seine Handgelenke bis unter die Manschetten.
    Die rasch größer werdende Blutlache auf dem Teppichboden passte nicht zu dem winzigen Einschussloch an Thornes rechter Schläfe, das gerade mal die Größe eines Fünfcentstückes hatte. Es gab auch keine Austrittswunde auf der anderen Seite des Kopfes. Das Projektil musste noch im Schädel stecken.
    Erst jetzt kam Miller wieder zu Sinnen. Sein Mund öffnete sich, als wollte er etwas sagen, um Hilfe rufen - nach einem Arzt, irgendjemandem, Hauptsache, jemand tat etwas -, dabei wusste er längst, dass es dafür zu spät war …
    Aber es kam kein Laut über seine Lippen.
    Ein Schütteln packte ihn. Er versuchte aufzustehen, sackte aber zur Seite weg. Er ruderte mit den Händen und bekam die Sessellehne zu fassen, wo Richter Thorne eben noch gesessen hatte, zog sich hoch auf die Beine, und als er den Sessel losließ, sah er den blutroten Abdruck, den seine Hand dort hinterlassen hatte.
    Übelkeit überkam ihn, ein plötzliches, erbarmungsloses Entsetzen. Reflexartig griff er nach seiner Pistole, fasste ins Leere.
    Miller stellte sich seitlich neben die Verandatür und spähte durch die Lücke zwischen Rahmen und Gardinenkante in den Garten.
    Was hatte er dort erwartet?
    Der Garten lag da in trister, fast farbloser Eintönigkeit, seine friedliche Stille jetzt ein Kontrast zum Wahnsinn und Entsetzen in Walter Thornes Büro …

    Miller hielt sich nur mit Mühe auf den Beinen. Er stützte sich an der Wand ab, hinterließ den nächsten blutigen Handabdruck.
    Er hatte mit mindestens zwei Leuten gesprochen. Die Frau am Empfang wusste seinen Namen, Thornes Assistent verwahrte seine Dienstwaffe. Er war hier, allein mit Walter Thorne in diesem Zimmer, als dieser gewaltsam zu Tode kam …
    Miller steckte tief in der Scheiße, noch viel tiefer als bei der Sache mit Brandon Thomas.
    Er atmete hektisch, stammelte laut vor sich hin. Er ging zurück auf die Fensterseite, blickte auf Thornes leblosen Körper hinunter, kniete nieder und legte zwei Finger an Thornes Hals. Nichts.
    Er hätte gerne auf Thorne eingetreten, ihm mit Fäusten ins Gesicht geschlagen und ihn mit Obszönitäten überhäuft. Er hätte ihn gerne angebrüllt, dem Mann das um die Ohren gehauen, was er gesagt hatte, ihm unmissverständlich klargemacht, was er von seiner Weltsicht hielt, und dass die Welt wegen Leuten wie ihm auf den Hund gekommen war, dass Leute wie er der Grund waren, warum es so viele Drogen, so viel Gewalt und Kriege gab …
    Doch er sagte nichts.
    Wie eine geballte Faust verstopften die aufgestauten Gefühle der letzten Wochen ihm die Kehle. Ihm war, als müsste er ersticken, als müsste sein Herz jeden Moment unter dem Druck, der Angst und dem Schmerz verkrampfen und er über Richter Walter Thornes Leiche zusammenbrechen, und man würde sie beide im selben Zimmer finden, bei verschlossener Tür, nur ein winziges Loch in der Fensterscheibe, und am Ende würde sich niemand einen Reim darauf machen können, was sich an diesem Montagnachmittag, dem 20. November 2006, zwischen Detective Robert Miller und Richter Walter Thorne abgespielt hatte.
    Und niemand würde es je erfahren.
    John Robey ging weiter seiner Arbeit am Mount Vernon College nach, hielt Vorlesungen über Literatur und Dichtkunst, seine Studenten saßen ihm im Hörsaal gegenüber, lauschten seinen Worten und hatten nicht die leiseste Ahnung, dass dieser Mann mehr Menschenleben auf dem Gewissen hatte, als sich irgendjemand vorstellen konnte …
    Miller wusste es nicht; er war so durcheinander, dass er nicht wusste, was er glauben sollte …
    Außer dass er erledigt war.
    Das wusste er mit absoluter Gewissheit.

58
    Es war in einem kurzen Intervall der Stille nach dem Eintreffen des Sicherheitschefs vom Judiciary Square, nach dem Notruf in die Rettungszentrale, der gleich darauf um den Ruf nach dem amtlichen Leichenbeschauer ergänzt werden musste …
    In einem kurzen Intervall der Stille, als Robert Miller mit dem Sicherheitschef im Garten unterhalb der Verandatür nach Spuren desjenigen suchte, der diesen

Weitere Kostenlose Bücher