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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Hilfe.«
    Marilyn Hemmings zuckte die Achseln. »Sie haben mich um meine private Meinung gebeten. Er hat dieselben Dinge getan, aber auf andere Art und Weise. Ob ich vor Gericht aufstehen und mit der Hand auf der Bibel schwören würde, dass der Mörder der ersten drei nicht derselbe Mann ist, der Catherine Sheridan ermordet hat? Nein, das würde ich nicht tun. Aber Ihre Frage nach meiner intuitiven Meinung darf ich beantworten. Ja, meine Intuition sagt mir, dass es ein anderer Täter war.«
    »Und dieser andere Täter muss Zugang zu vertraulichen Ermittlungsakten gehabt haben, sonst hätte er den Mord
und die Position der Leiche nicht so gut imitieren können«, sagte Roth.
    »Ja, das ist richtig. Soweit ich weiß, ist die Position, in der man sie aufgefunden hat, in keiner Zeitung erwähnt worden, und der Lavendelgeruch auch nicht«, erwiderte Hemmings.
    »Richtig«, sagte Miller.
    »Wir hätten es also mit einer Person aus dem Police Department zu tun, mit einem Forensiker vielleicht, oder jemandem aus den ärztlichen Teams, die an jeden Tatort kommen, oder mit jemandem aus unserer Dienststelle.«
    »Oder es hat jemand Zugriff auf unsere Computersysteme«, fügte Roth hinzu.
    Eine Weile herrschte Schweigen, jeder wog für sich die Bedeutung des Gesagten ab, dann erhob sich Hemmings aus ihrem Sessel, gab erst Miller und dann Roth die Hand und begleitete sie zum Ausgang.
    Als Miller sich am Ende des Fußwegs noch einmal umdrehte, sah er, dass Marilyn Hemmings ihnen durch das Bullauge in der Tür nachschaute. Hemmings nickte ihm zu, lächelte verlegen, dann verschwand ihr Gesicht.

    Wollt ihr etwas über die wirkliche Welt wissen?
    Dann will ich euch davon erzählen.
    Es ist die Welt, die mich gelehrt hat, wie ein Profi zu hassen.
    Die mich vergessen ließ, wie man mit richtigen Menschen redet, und wenn ich sage richtige Menschen, dann meine ich Menschen wie euch - gute Menschen, freundliche Menschen, Menschen, die anderen helfen wollten, weil es Mitmenschen waren. Aus keinem anderen Grund. Dass jemand ein Mitmensch war, reichte vollkommen aus.
    Eine Welt, in der ich verlernt habe, freundlich zu sein und Anteil zu nehmen, Telefongespräche zu führen oder mir in einem
Restaurant etwas zu essen zu bestellen, zu sagen, was ich meinte, in Frage zu stellen, an was ich glaubte, eine Welt, die mich verlernen ließ, mein Wort zu geben, meine Versprechen zu halten, die mich schließlich meinen eigenen Namen vergessen ließ. Ich hörte auf, das Kind zu sein, das in die Schule ging, das still dasaß und zuhörte, wenn sein Vater ihm Hölzer und Maserungen und Dichten erklärte, und den Kreislauf der Natur, der auf unmögliche Art und Weise alles möglich machte. Ich verlernte, Menschen anzuschauen und etwas anderes in ihnen zu sehen als das, was man mir erzählt hatte.
    Wir haben über diese Dinge gesprochen, Catherine und ich. Über all die Dinge, über die wir schon mal gesprochen hatten. Und dann haben wir darüber gesprochen, wie sie sterben würde und wann, und was ich danach tun würde, und ich habe ihr eine Geschichte von meinem Vater erzählt, von Big Joe, dem Tischler, und am Ende hat sie gelacht und geweint, und wir haben uns lange die Hände gehalten und kaum ein Wort gesprochen.
    Es war nicht das erste Mal, dass wir geredet haben, aber wir glaubten, dass es das letzte Mal war.
    »Das ist doch die wirkliche Welt, oder, John?«, hab ich sie sagen hören. Und dann hat sie gelächelt. »Weißt du, was? So schrecklich lange dauert es doch gar nicht, an diesen anderen Ort zu kommen, oder?« Sie seufzte, streckte ihre Hand nach meiner aus und berührte sie. »Aber die Rückkehr?«, hat sie geflüstert, »Gott, ich weiß nicht, ob mir für die Reise noch genug Zeit bleibt.«

9
    Washington steckte mitten in der Schlacht um die Zwischenwahlen, die seit Monaten tobte. Bösartige republikanische Anzeigenkampagnen, verleumderisch, gehässig und schlimmer.
Die Demokraten schossen zurück mit allem, was sie hatten. Millionen von Dollars wurden verpulvert, damit Bush seinen Würgegriff auf den Kongress nicht lockern musste. Von Serienmördern und brutalen Mordgeschichten wollte niemand lesen. Niemand wollte den Blick von der Schlacht abwenden, die gerade in ihrer eigenen Arena tobte. Angesichts dieser Ereignisse waren Miller und Roth unwichtig, aber für Miller waren das alles Lappalien gegen den Druck, den er fühlte, als er mit den Ergebnissen der Sheridan-Autopsie konfrontiert wurde. Mit einem lauten Knall war alles wieder

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