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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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da.
    Es war kurz nach vier. Roth und Miller saßen an benachbarten Schreibtischen im Dienstraum. Nachdem Miller den Autopsiebericht Seite für Seite gelesen hatte, gab er ihn weiter. Jede Einzelheit ließ die Bilder des Tatorts wieder vor seinen Augen erstehen - ihre Position auf dem Bett, die Schnur um ihren Hals, mit der ordentlichen Schleife, dem unbeschriebenen Namensschild; er meinte den berauschenden Lavendelduft zu riechen und darunter den Geruch nach etwas Totem.
    Im Prinzip unterschied sich der Modus Operandi nicht von den ersten drei Fällen. Schnur und Anhänger waren unspezifischen Fabrikats, trugen weder Fingerabdrücke noch Gewebespuren. Keine Haare, keine Fasern. Indizien dafür, dass das Opfer zu einem früheren Zeitpunkt an diesem Samstag Geschlechtsverkehr hatte. Keine Anzeichen für eine Vergewaltigung. Keine inneren Verletzungen oder Läsionen. Spuren von Nonoxynol-9 korrespondieren mit dem Gebrauch eines Kondoms. Keine intravaginalen Absonderungen, die eine Bestimmung der DNS des Sexualpartners erlaubt hätten. Seifenreste am Venushügel und zwischen den Zehen des Opfers deuten auf ein Bad oder eine Dusche nach dem Geschlechtsverkehr hin.
    »Alles okay?«, fragte Roth.

    »Bei mir schon«, antwortete Miller.
    »Sie wäre also sowieso gestorben.«
    »Jeder stirbt sowieso«, sagte Miller. »Was nichts daran ändert, dass jemand sie ermordet hat, und wir haben nichts Neues erfahren außer der Tatsache, dass sie mit jemandem geschlafen hat … und dass es sie eigentlich gar nicht gibt, natürlich.«
    Roth antwortete nicht.
    »Ich will mir das Haus ansehen«, sagte Miller. »Gründlich. Spurensicherung und Gerichtsmediziner achten auf die Umgebung, nicht auf die Zeichen drum herum.«
    »Glaubst du wirklich, wir finden da noch Hinweise auf den Kerl?«
    »Auf den, mit dem sie geschlafen hat, oder auf den, der sie umgebracht hat?«
    »Vielleicht auf beide … könnte ja ein und derselbe sein.«
    »Ich bete zu Gott, dass wir einen Hinweis auf den Kerl finden.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann treten wir eben weiter auf der Stelle. Zu verlieren haben wir nichts.«
    Miller stand vom Schreibtisch auf und reichte den Autopsie-Bericht an Roth weiter, als wäre ihm schon die Berührung der Seiten zuwider.
     
    Greg Reids Auto war immer noch vor dem Haus geparkt. Es war kurz vor sechs Uhr, bereits dunkel, und mit der Dunkelheit war die Kälte gekommen, und als er da auf der Einfahrt stand - das Haus des alten Nachbarn im Blick, das Absperrband immer noch an den Rahmen von Catherine Sheridans Haustür geklebt -, beschlich Miller ein Gefühl der Unruhe und des Unbehagens. Die Lichter, der Lärm, das Durcheinander vom Samstagabend waren verschwunden, aber das Gefühl war noch dasselbe.

    Da ist noch etwas anderes , dachte er. Ich bin schon einmal hier gewesen. In einem Haus wie diesem. Einem Haus, in dem irgendetwas anders war, als es den Anschein hatte.
    Mit wem war sie zusammen?, fragte Miller sich wieder. Zwischen Bibliothek, Feinkostladen und Zuhause, wo ist sie gewesen, bevor der alte Mann die Mädchen in der Spielshow kurz aus den Augen ließ und sie zum letzten Mal in ihr Haus gehen sah?
    Wo sind Sie gewesen, Catherine Sheridan … Wo in aller Welt sind Sie gewesen?
    »Robert?«
    Miller zuckte zusammen.
    »Kommst du rein?«, fragte Roth. Er stand direkt neben der Haustür, hatte das Absperrband von einer Seite des Türrahmens abgezogen und hielt es hoch.
    »Ja, sicher«, sagte Miller und folgte Roth nach drinnen.
     
    Natasha Joyce wählte die Nummer, die sie gefunden hatte, und wartete geduldig. Sie geriet in eine Warteschleife, wurde gebeten, eine Abteilung zu wählen, wartete wieder.
    Schließlich kam sie an jemanden, der offenbar bereit war, ihr zuzuhören, und nachdem sie ihren Wunsch vorgetragen hatte, sagte er: »In welcher Beziehung standen Sie zu dem Verstorbenen, Ma’am?«
    »Beziehung? Er war mein Verlobter.«
    »Also in keiner rechtlichen Beziehung«, bemerkte der Mann sachlich.
    »Er war der Vater meiner Tochter. Das dürfte doch wohl reichen, oder?«
    Natasha spürte, dass der Mann sich bemühte, Mitgefühl zu zeigen, Verständnis für das verlorene schwarze Huhn am Telefon. »Um ehrlich zu sein, Ma’am, nein, eigentlich nicht. Ich weiß, es klingt nicht fair, aber was die juristischen Kriterien betrifft, nach denen die Polizei Einblick in Fallakten
gewährt - tut mir leid, Ma’am, aber die sind bei Ihnen nicht erfüllt.«
    »Ich will doch nur wissen, wo man ihn gefunden hat. Er war der Vater

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