Vergib uns unsere Sünden - Thriller
drin. Dann bin ich rüber ins Vierte Revier, und dort hat jemand für mich im Computer nachgesucht. Der Mann hat mir erzählt, dass dieser McCullough im März 2003 den Dienst quittiert hat.«
Mit ernster Miene beugte Miller sich vor. »Jetzt kennen Sie also seinen Namen, Natasha … Jetzt kennen Sie seinen Namen, und was tun Sie damit?«
»Den Kerl ausfindig machen, was sonst?«
Miller hob die Hand. »Auf gar keinen Fall, Natasha.« Er schüttelte den Kopf. »Im Ernst, das dürfen Sie nicht …«
»Ich mach, was ich will, verdammt«, gab Natasha zurück. »Ich finde den Kerl, und dann frag ich ihn, was mit Darryl passiert ist. Damit ich es Chloe erzählen kann, wenn sie älter ist. Verstehen Sie denn nicht, wie wichtig das ist?«
»Was ist daran so wichtig?«, fragte Miller.
»Das Mädchen denkt ganz anders über ihren Vater, wenn es alt genug ist, um es zu verstehen. Er ist erschossen worden. Er ist erschossen worden, als er den Cops geholfen hat, etwas gegen den Drogenhandel in dieser Stadt zu tun. Verstehen Sie nicht, dass es ihn in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt?«
Miller wollte etwas sagen, aber sie redete einfach weiter.
»Seine Mutter musste zu ihnen rausfahren und die Leiche identifizieren. Keine sechs Monate hat sie es überlebt. An der puren Scham über ihren Sohn ist die alte Frau zugrunde gegangen. Ich garantiere Ihnen, dass sie noch am Leben wäre, wenn man ihr die Wahrheit gesagt hätte.«
Roth hob den Kopf. »Entschuldigen Sie meine Neugier«, sagte er, »aber wo ist Ihre Tochter eigentlich?«
»Bei einer alten Frau am Ende des Flurs. Esme. Die besucht sie manchmal, leistet ihr für ein paar Stunden Gesellschaft.
Sie sehen zusammen fern, machen sich heißen Kakao und Marshmallows oder was auch immer.«
»Sie ist ein liebes Mädchen, oder?«, sagte Miller.
Natasha Joyce lächelte, und für einen Augenblick fehlte es ihr an Worten.
Miller streckte seine Hand aus und legte sie auf ihre. Sie zuckte nicht, zog sie nicht zurück.
»Ich muss Sie etwas fragen«, sagte Miller und wusste, dass er es behutsam anstellen musste. »Würden Sie sich bitte ein paar Fotos ansehen? Wenn Sie dazu bereit sind, dann finde ich Michael McCullough für Sie. Das ist für mich um einiges leichter als für Sie. Irgendwo in der Datenbank steckt die Information, und ich kann sie finden.«
»Fotos?«, fragte Natasha. »Was für Fotos?«
»Ich möchte Sie bitten, sich Fotos von einem Mann anzusehen und uns zu sagen, ob Sie ihn kennen, okay?«
»Was ist das für ein Mann?«
»Wissen wir nicht. Vielleicht niemand, und wenn wir es Ihnen verraten, behauptet man hinterher, wir hätten Einfluss auf Ihr Urteil genommen. Es ist wichtig, dass Sie die Bilder völlig unvoreingenommen ansehen, in Ordnung?«
»Okay, sicher … Zeigen Sie her. Aber mit diesem McCullough kommen Sie mir nicht davon. Wenn ich es tue, müssen Sie mir helfen, ihn zu finden, wie versprochen.«
Roth zog die Fotos aus der Innentasche seines Jacketts und gab sie Miller, der sie verdeckt auf den Tisch legte, bevor er das erste zu Natasha hinüberschob.
Millers Herz setzte einen Schlag aus, als sie es umdrehte. Sie warf einen schnellen Blick darauf und sagte: »Das ist er.«
»Wer?«, fragte Roth. »Wer ist es?«
»Der Kerl, der damals mit der toten Frau hier gewesen ist?«
»Sind Sie sich absolut sicher?«
Natasha nahm die anderen Fotos und warf auf jedes einen
raschen Blick. »Er ist es. Der Mann, der mit ihr zusammen gekommen ist und nach Darryl gefragt hat. Da ist er noch jünger, aber ich bin ganz sicher.«
Miller schaute Roth an. Roth lächelte vorsichtig. Sie hatten etwas, aber was …?
»Und jetzt finden Sie mir diesen Kerl. Das machen Sie doch, oder?«
»Das machen wir jetzt«, sagte Miller. Er stand auf, sammelte die Bilder wieder ein, gab sie Roth zurück und ging zur Tür. »Wir sehen uns bald wieder, okay?«
Natasha Joyce sah ihn direkt an, kalte Entschlossenheit im Blick.
»Ich halte mein Versprechen«, sagte Miller. »Ich finde heraus, wo dieser McCullough ist. Sie wollen Gewissheit in der Sache. Und weil Sie uns hier geholfen haben, Natasha, helfen wir Ihnen mit diesem McCullough, okay?«
Natasha sah Roth an.
»Kann man sich darauf verlassen«, versicherte ihr Roth.
»Gut, dann finden Sie, wenn Sie finden müssen«, sagte sie, »und denken Sie an Ihr Versprechen.«
Miller lächelte, nahm Natashas Hand. »Und Sie passen auf sich auf, okay?«
»Wir tun, was wir können«, antwortete sie, öffnete die Wohnungstür
Weitere Kostenlose Bücher