Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Gefühlen getragene Stimme der Piaf, spreche ein Gebet für Catherine Sheridan und hoffe, das wir wieder einmal recht hatten.
    Morgen ist Mittwoch - Mittwoch, der 15. November. Catherine ist dann seit vier Tagen tot. Es kommt mir vor wie ein Menschenleben, seit wir das letzte Mal geredet haben. Wie eine Ewigkeit. Wir hatten eine Art Leben, aber bekäme ich die Zeit ein zweites Mal, würde ich alles anders machen, alles, auch mit meiner Mutter und meinem Vater und dem, was er getan hat und was mich in all den Jahren danach wie ein Geist verfolgt hat.
    Es ist noch etwas anderes passiert. Zwei Tage vor Catherines Tod.
    Markus Wolf, eine der legendärsten Figuren des Kalten Krieges, ist im Schlaf gestorben. Mit dreiundachtzig Jahren. Die Russen nannten ihn Mischa, den »Paul Newman der
Spionage«. Er organisierte eines der erfolgreichsten Agentennetze, die es je gab. Während seiner Stasi-Zeit schleuste er mehr als viertausend Agenten durch den Eisernen Vorhang. Die Stasi tat, was der KGB tat. Sie taten, was ihre nationalsozialistischen Vorväter perfektioniert hatten. Sie nutzten die Geschenke der IG-Farben und Eli Lillys, um ihnen bei ihren Experimenten zu helfen, und als der Kalte Krieg zu Ende war, als die Mauer endlich gefallen war, kamen die Besten von ihnen zu uns herüber. Ins Zentrum der amerikanischen Geheimdienstfamilie. Ein paar von ihnen habe ich gesehen. Gefährlich aussehende Höllenhunde mit finsteren Gedanken. Sie arbeiten jetzt für uns. Sie bringen uns bei, die Gedanken und die Herzen der Menschen zu gewinnen, die wir überfallen wollen. Und sie zeigen uns, wie wir sie unterwerfen, wenn wir ihre Herzen und Gedanken nicht gewinnen können.
    Ich weiß das alles, weil ich dabei war: weil ich wurde, was ich um keinen Preis hatte werden wollen.
    Ein geheiligtes Ungeheuer.

19
    Nach acht Uhr. Miller stand an seinem Schreibtisch. Roth saß zu seiner Rechten, Lassiter zu seiner Linken, mit dem Rücken zur Wand. Sofort nachdem Miller ihn angerufen hatte, war Lassiter aus seiner Sitzung herübergekommen. Er stellte ihnen unendlich viele Fragen. Was hatten sie gesehen? War ihnen etwas - irgendetwas - aufgefallen, was darauf hindeutete, dass man sie verfolgt oder beobachtet hatte? Hatte Natasha Joyce irgendetwas gesagt, aus dem sich schließen ließ, dass sie um ihr Leben fürchtete?
    Miller antwortete, so gut er konnte.
    »Ich habe keine Leute für den Fall«, sagte Lassiter. »Wen
zum Henker soll ich darauf ansetzen? Herrgott noch mal, gebt mir wenigstens darauf eine Antwort.«
    Dann kauten sie alles ein weiteres Mal durch, weil Lassiter befürchtete, die Zeitungen könnten Wind von der Sache bekommen. Detectives besuchen potentielle Zeugin. Die Zeugin wird von dem Mann ermordet, gegen den die Detectives ermitteln. Möglicherweise. Die Zeitungen formulieren es so, wie die Welt es lesen soll. Wie bei der Geschichte mit Miller und Hemmings. Interne Korruption, einer deckt den anderen.
    Die Fotos aus dem Sheridan-Haus lagen auf dem Schreibtisch ausgebreitet. Das Gesicht eines unbekannten Mannes, eines Mannes, der schrecklicher Verbrechen verdächtigt wurde, der aber genauso gut unschuldig sein konnte.
    »Auf wann können wir die Fotos datieren?«, wollte Lassiter wissen.
    »Fünf bis zehn Jahre, bevor er mit der Sheridan bei Darryl King war«, antwortete Roth. »Ungefähr 1990, würde ich sagen.«
    Lassiter erhob sich von seinem Stuhl, sah sich die Fotos eins nach dem anderen an. Und dann jedes einzelne noch einmal ganz genau. »Nichts«, sagte er. »Absolut nichts. Kein Hinweis darauf, wo sie gemacht worden sein könnten … Als wären sie bewusst so aufgenommen, dass nichts auf Ort oder Zeit hinweist.«
    »Das hab ich auch gedacht«, sagte Miller.
    Lassiter ging zurück zu seinem Stuhl. »Wann kommt endlich der Fotofuzzi?«
    Roth sah auf die Uhr. »Müsste jeden Moment hier sein.«
    Lassiter beugte sich vor, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, die Hände aneinandergelegt wie zum Gebet. »Ihr macht euch keine Vorstellung, was die Sache für Staub aufwirbeln wird«, sagte er leise. »Fünf tote Frauen. Und im Februar wird ein neuer Bürgermeister gewählt …« Er fuhr herum,
weil an der Tür ein Geräusch zu hören war. »Herein!«, bellte er.
    Die Tür öffnete sich, und ein Mann trat ein. Mitte vierzig, ergrauendes Haar, Brillenträger. Sogleich erkannte er in Lassiter den Federführenden, trat mit ausgestreckter Hand auf ihn zu und stellte sich als Paul Irving vor. Lassiter deutete auf die Fotos auf dem

Weitere Kostenlose Bücher