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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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…«
    »Meine Rede«, sagte Roth.
    »So ein Scheißdreck«, sagte Miller. »Das darf nicht wahr sein … Überhaupt keine Angehörigen? Keine von ihnen?«
    »Nichts«, antwortete Metz. »Ihre Sachen sind ans Nachlassgericht gegangen. Zusammengepackt und in ein Lagerhaus außerhalb von Annapolis gebracht worden. Ich habe um die Inventarlisten gebeten, aber das kann einen Monat dauern, bis da was kommt …«
    »Durchsuchungsbeschluss anfordern«, bellte Miller.
    »Schon geschehen … Morgen kriege ich Nachricht.«
    »Das ist irreal«, sagte Miller. »Das kann nicht real sein … Ich glaube es einfach nicht.«
    »Das ist ein Zeugenschutz-Programm«, sagte Metz. »Ganz sicher. So was ist mir erst einmal passiert, und da waren die Leute in so einem Programm.«
    Miller antwortete nicht.

    »Noch was?«, fragte Roth.
    Metz schüttelte den Kopf. »Ich geh morgen früh nach dem Durchsuchungsbeschluss fragen und bring ihn dann mit.«
    »Gut«, sagte Roth. »Geh jetzt nach Hause … Ich brauche euch morgen um neun für die Einsatzbesprechung.«
    Metz wünschte ihnen Glück und ging hinaus.
    Miller blieb stumm.
    »Und?«, fragte Roth.
    Miller schüttelte den Kopf. »Mir fällt nichts mehr ein«, sagte er leise. »Zu der Scheißgeschichte fällt mir einfach nichts mehr ein …«
    »Geh nach Hause«, sagte Roth. »Beschaff dir was halbwegs Vernünftiges zu essen, und dann schlaf dich aus, verdammt. Heute Nacht kannst du sowieso nichts mehr bewegen.«
    »Mach ich, mach ich … Aber du gehst zuerst, okay?«
    Roth stand auf. »Die Kleine geht erst zu Bett, wenn sie mich gesehen hat.«
    Miller antwortete nicht.
    »Ich bin vor neun hier.« Roth war schon auf dem Weg zur Tür. »Damit alles bereit ist, wenn die Meute eintrifft.«
    »Bis dann«, erwiderte Miller und drehte sich wieder zum Fenster um, als er den Regen gegen das Glas prasseln hörte.
     
    Kurz vor Mitternacht, in seiner Wohnung in der Church Street, stand Robert Miller in seiner Küche, mit dem Rücken an den Rand der Spüle gelehnt. Es fiel noch Regen. Er hörte ihn hinter sich ans Fenster prasseln. Er versuchte die Dinge zu verstehen, die sein Leben zu zerstören drohten. Darüber, was aus ihm werden würde, wenn er diesen Fall in den Sand setzte, wollte er gar nicht nachdenken. Er war wichtig. Auf eine gewisse Art war jeder Fall wichtig gewesen, aber dies war vielleicht der wichtigste von allen. Er meinte die Blicke aller Menschen in Washington auf sich zu spüren. Fünf tote
Frauen, und niemand wusste, warum sie sterben mussten. Nichts an diesem Fall hatte Hand und Fuß … Es gab vieles, was ihm die Aufgabe hätte erleichtern können. Ein Zeuge, zum Beispiel. Ein einziger Augenzeuge, der nach einem Blick auf die Fotos Fragen hätte beantworten können, und wären es nur Hinweise darauf, ob sie auf dem richtigen Weg waren. Aber sie hatten nichts. Nur die Hoffnung auf den Zufall. Aber das waren nun mal die wichtigsten Helfer eines Ermittlers, die Hoffnung, die nicht starb, aller Sackgassen zum Trotz, und der Zufall, irgendein glücklicher Umstand, der eine Tür aufstieß und leise die Wahrheit flüsterte.
    Er starrte zum Fenster hinaus in die Dunkelheit, bis sie wieder zu Licht wurde, und dachte daran, dass er sich im Dienstraum wie auf dem Präsentierteller gefühlt hatte. Beobachtet. So wie Natasha Joyce beobachtet worden war.
    Miller duschte, rasierte sich, zog sich an, und um Viertel nach sieben stand er wieder in der Küche. Nach einem trockenen Toast und einer halben Tasse schwarzen Kaffee fuhr er ins Zweite Revier zurück wie in eine geistige Heimat.
     
    Er holte die Fotos für die Streifenbeamten ab - ein halbes Dutzend pro Satz, einhundert Sätze insgesamt. Die Polizisten würden sich in ihre Streifenwagen setzen, die Streifenwagen würden sich über die Stadt verteilen, die Männer auf den Beifahrersitzen würden die Augen offen halten. Es würden Anrufe eingehen, manch falscher Alarm von Leuten, die mit absoluter Sicherheit Namen und Adresse des Mannes auf den Fotos kennen wollten. Jedem Anruf würden die Streifenpolizisten nachgehen, um herauszufinden, dass der Genannte mit dem Mann auf den Fotos nicht einmal Ähnlichkeit hatte, aber sie würden jedem Anrufer für seine Mithilfe danken und sich artig für entstandene Unannehmlichkeiten entschuldigen, und am Abend würden sie mit der felsenfesten Gewissheit ins Revier zurückkehren, dass ein Geist Catherine
Sheridan zu Darryl King begleitet hatte. So sah die Welt aus, in der Robert Miller leben musste. Es

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