Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Natasha Joyce gegeben hat.«
»Gerrity«, sagte Sergeant Atkins. »Gestern saß Gerrity hier am Tresen, von Mittag bis sechs Uhr abends.« Atkins beugte sich vor, nahm den Hörer auf, drückte ein paar Tasten und wartete. Er bekam eine Verbindung. »Wer ist da? Untermeyer? Sag mal, ist Ron Gerrity bei euch oben?« Atkins nickte. »Na prima. Er soll runterkommen … Zwei Anzüge aus dem Zweiten wollen ihn sprechen.«
Miller und Roth setzten sich. Für ein, zwei Minuten sagte keiner ein Wort, dann sagte Roth: »Es muss doch irgendwo in der Geschichte ein Sinn zu finden sein.«
Miller lächelte bitter. »Nein, nirgends.«
»Okay, wenn schon kein Sinn, dann wenigstens irgendeine Logik.«
»Es sieht aus wie arrangiert, verstehst du, was ich meine?« Millers Blick huschte durchs Foyer, nach rechts und nach links. Seit der Nachricht von Natasha Joyces Tod wurde er die Paranoia nicht mehr los. Ein Gefühl, beobachtet zu werden.
Ein Polizist mittleren Alters näherte sich dem Empfangstresen, wechselte ein paar Worte mit Atkins, bevor er sich umdrehte und zu Miller und Roth herüberschaute. Er kam auf sie zu.
»Sergeant Gerrity«, sagte er mit Blick auf Roth. »Sie sind Miller, richtig?«
Roth gab dem Mann die Hand. »Ich bin Roth. Er ist Miller.«
Gerrity holte sich einen Stuhl aus der Ecke der Lobby und setzte sich. Ein, zwei prüfende Blicke auf Miller und Roth, und sie war da, die allzu vertraute Wachsamkeit. Sie waren so gut wie ein Disziplinarausschuss, vielleicht das kältere Wasser des Gen-Pools, in jedem Fall potentieller Ärger.
»Gestern war eine Frau hier«, sagte Miller. »Eine Schwarze namens Natasha Joyce.«
»Was ist mit ihr?«, fragte Gerrity.
Miller schien überrascht, zögerte einen Moment. »Sie war also hier?«, fragte er.
Gerrity runzelte die Stirn. »Das sagen Sie. Eine Schwarze namens Natasha Joyce.« Er schaute Roth an. »War das der Name?«
»Dort, wo wir gerade herkommen«, sagte Roth, »hat jemand behauptet, sie nicht gesehen zu haben.«
Gerrity zuckte die Achseln. »Und? Sie war gestern hier, hat ein paar Fragen gestellt und ist wieder gegangen. Mehr nicht.«
»Und wann war das?«, fragte Miller.
Gerrity erhob sich von seinem Stuhl. »Ich geh mal schnell nachsehen.«
Miller sah Roth an. Roths Gesicht war ausdruckslos.
Gerrity ging hinüber zum Tresen, und als er zurückkam, sagte er: »Sie ist kurz nach zwanzig vor zwei gekommen und nach ungefähr fünf Minuten wieder gegangen.«
»Und wonach hat sie gefragt?«, fragte Miller.
»Nach einem ausgeschiedenen Officer, einem Mann namens McCullough.«
»Und was haben Sie ihr gesagt?«, fragte Miller.
»Das, was ich sagen durfte. Wenn jemand nach einem aktiven Officer fragt, darf ich das Revier nennen und die Telefonnummer und sagen, ob er im Dienst ist oder nicht. Bei einem Ehemaligen darf ich das letzte Revier nennen und das Datum des Ausscheidens, mehr nicht. Aus naheliegenden
Gründen führen wir keine Privatadressen im Computer.«
»Wir sind nicht als Ermittler hier«, versicherte ihm Miller. »Das ist keine hausinterne Ermittlung oder so etwas. Wir waren in der Polizeiverwaltung, weil Natasha Joyce dort war, bevor sie zu Ihnen gekommen ist. Und dort will sie niemand gesehen haben. Deshalb sind wir erleichtert, dass Sie bestätigen können, dass sie hier war.«
»Ist ihr etwas zugestoßen?«, fragte Gerrity, und dann hob er die Augenbrauen. »Oh, Shit, doch nicht etwa die …«
»Gestern«, sagte Miller. »Nicht lange, nachdem sie hier war. In ihrer eigenen Wohnung ermordet.«
Gerrity pfiff durch die Zähne. »Shit«, sagte er, »das gibt’s doch gar nicht. Ich weiß wirklich nicht, was ich Ihnen noch erzählen könnte. Sie hat sich nach diesem McCullough erkundigt, und ich hab ihr gesagt, dass er den Dienst quittiert hat … Siebtes Revier, richtig?«
»Siebtes, ja«, bestätigte Roth.
»Mehr hat sie nicht wissen wollen. Nach seiner Adresse hat sie mich noch gefragt, ich hab gesagt, die haben wir nicht, und das war alles.«
»Und wenn Sie ihn finden müssten?«, fragte Miller.
»Würde ich in der Polizeiverwaltung nachfragen«, sagte Gerrity. »Die haben die Pensionskarteien und das ganze Zeug im Archiv. Wie lange war er dabei?«
»Sechzehn Jahre.«
»Welcher Idiot quittiert so kurz vor der Zwanzig-Jahre-Pension den Dienst?«
»Das haben wir uns auch gefragt«, sagte Roth.
»Hat der auch was mit dem Schnurmörder-Fall zu tun?«, fragte Gerrity.
»Wir wissen nicht, in welcher Rolle«, sagte Miller. »Oder ob
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