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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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er überhaupt was damit zu tun hat. Wir wollen nur mit ihm reden.«

    »Das wollte die Frau gestern auch«, sagte Gerrity. Er zögerte, als wartete er auf weitere Fragen, und als er merkte, dass keine kamen, erhob er sich.
    Miller stand auf, gab dem Mann die Hand, dankte ihm für die Hilfe.
    »Keine Ursache«, sagte Gerrity. »Sie wissen, wo Sie mich finden, wenn ich noch etwas für Sie tun kann.«
    »Danke«, sagte Miller.
    Als Gerrity außer Hörweite war, fragte Roth seinen Partner, ob sie jetzt zurück in die Verwaltung fahren sollten.
    »Zuerst will ich mit Marilyn Hemmings reden«, sagte er. »Und dann besuchen wir noch mal unseren Freund mit der Gedächtnislücke, was Natasha Joyce betrifft.«

    Dennis Powers lächelte vielsagend. Etwas in seinem Ausdruck verriet mir, dass er das nicht zum ersten Mal hörte.
    Ich hatte die Filme gesehen, saß in einem kleinen Raum im Langley-Komplex, der wie ein Kino ausgestattet war, und auf der Leinwand vor mir hatte Dennis Powers mir mehrere Rollen 16-mm-Film vorführen lassen. Ich hatte sie schweigend betrachtet. Powers saß neben mir, kettenrauchend wie immer, während sich vor meinen Augen Enthauptungen, Hinrichtungen durch den Strang, Lebendbegräbnisse, Ausweidungen, Vergewaltigungen und Erschießungen am Straßenrand abspielten. Vielleicht hatte er erwartet, dass mir schlecht werden würde. Oder dass ich entsetzt den Blick abwenden würde, als vor meinen Augen Menschen abgeschlachtet wurden, aber ich musste ihn enttäuschen. Ein junger Mann - nicht älter als sechzehn oder siebzehn - war zu einer Tür herausgezerrt worden, hinter der er sich versteckt hatte. Zwei Männer hatten ihm die Kehle durchgeschnitten und die Zungenwurzel mit einem Widerhaken durch die klaffende Halswunde gezogen. Blut quoll hervor und tränkte ihm die Hemdbrust.
Man warf seinen Körper auf die Seite, und die Männer traktierten ihn einer nach dem anderen mit Tritten. Ein Mädchen von sieben, acht Jahren war in ein an einen Postsack erinnerndes Behältnis aus Segeltuch geschnürt worden. Auf dem Boden liegend, eingezwängt und unfähig, sich zu bewegen, trampelte man auf ihr herum. Schon nach Sekunden wehrte sie sich nicht mehr gegen den Sack, aber sie trampelten weiter. Nach kurzer Zeit war der Sack nur noch eine Landkarte blutiger Fußabdrücke.
    In einer kurzen Pause zwischen dem Ende eines Films und dem Beginn des nächsten beugte Powers sich zu mir herüber und flüsterte: »Kollaborateure … Sie glauben, dass diese Kinder mit den Amerikanern kollaborieren«, und bevor ich antworten konnte, war schon der nächste Film angelaufen, schwarz-weißes Geflimmer, absteigende Nummern von fünf bis eins, und wieder sprangen die Bilder mich an, eines nach dem anderen. Aufnahmen von enthaupteten Körpern, zu blutigen Fleischklumpen zerstampften Füßen, Kindern ohne Augen … Solche Bilder in endloser Folge hielten mich in ihrem Bann; ich konnte den Blick nicht davon abwenden.
    Und als es zu Ende war, als die Lichter angingen und das Geräusch des Projektors verstummte, stellte Dennis Powers seinen Stuhl so hin, dass er mir gegenübersaß, und schaute mich lange an, ohne etwas zu sagen.
    »Das hat uns gezeigt«, sagte er schließlich, »dass es auf dieser Erde ein paar Orte gibt, um die man besser einen großen Bogen macht.« Er zündete sich die nächste Zigarette an. »Wir haben es hier mit einer Situation von enormer Brisanz zu tun, über die kaum jemand etwas weiß. Dies ist kein bedeutendes Land, aber auf seine Weise bedeutender als Polen 1939.«
    »Polen?«, fragte ich.
    »1939. Alliierte und Achsenmächte. In einem Abkommen hatte Hitler sich verpflichtet, Polen nicht anzugreifen, aber
er tat es trotzdem. Das war das, was vor den Augen der Welt geschah, worüber die Welt Bescheid wusste. Aber Hitler war schon 37 und 38 aktiv gewesen, hatte sich andere Gebiete angeeignet. Churchill wusste bereits 1931, sogar noch früher über ihn Bescheid, als er noch First Lord of the Admirality war. Er wusste, wozu dieser nationalsozialistische Emporkömmling fähig war, aber er konnte protestieren und warnen, so viel und so oft er wollte, niemand nahm auch nur die geringste Notiz davon, bis Hitler 1939 Polen überfiel.«
    »Und was hat das mit …«
    »Dies ist nicht Polen«, sagte Powers. »Das Äquivalent für Polen wäre Guatemala, das an Mexiko angrenzt. Käme jemand auf die Idee, in Guatemala einzumarschieren, würden wir keine Sekunde darüber nachdenken, was wir zu tun hätten, aber dies hier ist

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